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       # taz.de -- Bundestagswahlkampf der SPD Berlin: Michael Müller soll aufs Abstellgleis geschoben werden
       
       > Für Berlins Ex-Regierenden wird die Luft dünn: Die SPD-Parteilinke will
       > die sicheren Listenplätze für die Wahl komplett mit ihren Leuten
       > besetzen.
       
   IMG Bild: Berlins Ex-Regierender Michael Müller: möglicherweise bald auch Ex-Außenpolitiker in der SPD-Bundestagsfraktion
       
       Berlin taz | Die Berliner SPD ist immer für Überraschungen gut. So auch
       aktuell bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl. Denn
       nach parteiinternen Absprachen läuft nun alles darauf hinaus, dass am 23.
       Februar der Bundestagsabgeordnete Ruppert Stüwe aus Steglitz-Zehlendorf für
       die SPD ganz oben auf dem Wahlzettel steht.
       
       Die Karten wurden damit völlig neu gemischt. Bislang war eher die Frage, ob
       mit Annika Klose aus dem mitgliederstarken Kreisverband Mitte [1][eine Frau
       die Liste anführt] oder mit dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister
       Michael Müller aus dem nicht minder mächtigen Charlottenburg-Wilmersdorf
       ein männlicher Kandidat mit hohem Bekanntheitsgrad. Jetzt gilt: weder noch.
       
       Der in der Öffentlichkeit kaum bekannte Abgeordnete Stüwe und seine
       Fraktionskollegin Klose hatten schon am Wochenende angekündigt, beim
       Landesparteitag an diesem Mittwoch „als starkes Team“ in Form einer
       Doppelspitze antreten zu wollen. Wie die ehemalige Berliner Jusos-Chefin
       Klose der taz bestätigte, verzichtet sie dabei auf die formale Führung und
       bewirbt sich auf Platz 2.
       
       Auf Platz 3 soll der Abgeordnete Hakan Demir aus Neukölln folgen, auf Platz
       4 bewerben sich Vize-Landeschefin Sinem Taşan-Funke aus
       Tempelhof-Schöneberg – zugleich ebenfalls Ex-Chefin der Jusos – und die im
       Februar 2024 [2][bei der Berliner Wiederholungswahl aus dem Bundestag
       gekegelte Ex-Abgeordnete] Ana-Maria Trăsnea aus Treptow-Köpenick.
       
       ## Gewinn von Direktmandaten eher unwahrscheinlich
       
       Da die Berliner SPD den jüngsten Umfragen zufolge allenfalls noch mit vier
       Bundestagsabgeordneten rechnen darf, könnte es das schon gewesen sein. Der
       Gewinn von Direktmandaten ist eher unwahrscheinlich. Es würde in dem Fall
       nur die Landesliste ziehen – und ein Abgeordneter wäre damit ganz raus: der
       bisher in Teilen der Landespartei [3][als Favorit gehandelte Ex-Senatschef
       Michael Müller].
       
       Nach taz-Informationen will Müller gleichwohl nicht zurückstecken und
       sammelt seine Truppen für eine Kampfkandidatur. Wie es aus Parteikreisen
       heißt, seien Müller und seine Unterstützer:innen komplett überrascht
       worden von der Absprache der genannten Kreisverbände und Teile des linken
       Parteiflügels, bei der auch der [4][nach wie vor mächtige SPD-Fraktionschef
       Raed Saleh] aus Spandau eine Rolle gespielt haben soll.
       
       Erst am vergangenen Freitag hatte Müller erklärt, nicht zwingend erneut auf
       Platz 1 der Landesliste stehen zu müssen wie 2021, als er erstmals in den
       Bundestag gewählt wurde. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Annika Klose
       als junge, engagierte Abgeordnete auf Platz 1 die Liste anführen wird und
       ich als erfahrener und bekannter Politiker auf Platz 2 kandidiere“, sagte
       Müller dem Tagesspiegel.
       
       Schön zu wissen, was sich Michael Müller alles gut vorstellen kann, lautet
       jetzt sinngemäß das Credo der Unterstützer:innen des neuen
       Personaltableaus für die Landesliste mit Ruppert Stüwe und Annika Klose als
       Doppelspitze. Nur ändere das nichts an den Plänen.
       
       Der Grund dürfte mindestens zum Teil – wie so häufig in der Berliner SPD –
       im internen Lagergezerre zu finden sein. Denn anders als die
       Kandidat:innen, die nun das Rennen machen sollen und der Parteilinken
       zugerechnet werden, ist Müller nach seinem Einzug in den Bundestag beim
       rechten SPD-Zusammenschluss „Seeheimer Kreis“ untergekommen. „Ich glaube,
       dass wir mit einem linken Ticket die Chancen verbessern“, sagt Annika Klose
       am Dienstag zur taz.
       
       17 Dec 2024
       
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