URI: 
       # taz.de -- Chaotische Wahlen in Namibia: Fehlende Zettel, längere Zeiten, wenig Kontrolle
       
       > Nachdem in Namibia unplanmäßig vier Tage lang gewählt wurde, will die
       > Opposition das Ergebnis nicht anerkennen. Es liegt auch noch keines vor.
       
   IMG Bild: Chaotische Wahlen in Namibia: nur die Ruhe bewahren
       
       Windhoek taz | Eines der stabilsten Länder Afrikas schlittert nach einer
       umstrittenen Wahl in die Krise. Die Wahlen in [1][Namibia] am vergangenen
       Mittwoch waren nicht nur die schlechtestorganisierten in der 34-jährigen
       Geschichte des unabhängigen Staates. Sie stürzen das Land auch in eine
       Verfassungskrise, nachdem der [2][scheidende Präsident Nangolo Mbumba, der
       dieses Jahr nach dem Tod von Präsident Hage Geingob interimsmäßig das
       höchste Staatsamt übernahm] und jetzt nicht erneut kandidiert hat, die Wahl
       eigenmächtig um drei Tage verlängerte. Noch am Samstag wurden vereinzelt
       Stimmen abgegeben.
       
       Je nach politischer Haltung war das entweder richtig, um auch denjenigen
       eine Stimme zu geben, die zunächst aus Mangel an Wahlzetteln ihr
       demokratisches Recht nicht ausüben konnten – oder ein Einfallstor für
       Wahlfälschung. Die wichtigste Oppositionskraft IPC (Independent Patriots
       for Change) spricht von Verfassungsbruch und hat verkündet, sie werde das
       amtliche Ergebnis dieser Wahl nicht anerkennen – selbst wenn sie zum Sieger
       ausgerufen wird.
       
       IPC-Spitzenkandidat Panduleni Itula verkündete dies am Samstag, als an
       manchen Wahlbüros ohne ausreichende Ausstattung zu Wahlbeginn immer noch
       gewählt werden durfte. „Wir werden das Ergebnis dieser zutiefst
       fehlerhaften Wahl nicht anerkennen“, sagte Itula – er war selbst Mitglied
       der regierenden Swapo South West Africa People’s Organisation) bis zu
       seinem Rauswurf im Jahr 2020 – vor Journalisten in der Hauptstadt Windhoek.
       „Wir werden anstreben, dies vor Gericht annullieren zu lassen. Namibier
       haben Besseres verdient. Es geht um die Demokratie, nicht um Politik.“
       
       Der Oppositionsführer warf Namibias Wahlkommission ECN vor, das Wahlgesetz
       zu brechen. „Die Namibier haben das Recht verdient, ihre Führer frei und
       fair zu wählen.“ Die Ex-Befreiungsbewegung Swapo, die Namibia seit der
       Unabhängigkeit 1990 regiert, will mit Spitzenkandidatin Netumbo
       Nandi-Ndaitwah Namibias erste Präsidentin stellen.
       
       ## Polizeichef: „Bereit, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten“
       
       Es gab auch Auseinandersetzungen an einem Wahlbüro im Norden des Landes.
       Zwei Busse voller mutmaßlicher Angolaner, die dann mit namibischen
       Wahlkarten Stimmen für Swapo abgaben, seien an der Oberschule Evululu in
       der Region Oshana gelandet, hieß es seitens der Opposition. Die Polizei
       wurde geholt. Die Lage sei ruhig und die Stimmen durften abgegeben werden,
       sagte die regionale Polizeisprecherin Elizabeth Nashandi am Samstagabend.
       Oshana ist eine von vielen Regionen in Namibia, in denen am Mittwoch die
       Stimmzettel frühzeitig ausgegangen waren, weswegen die Wahl verlängert
       werden musste.
       
       Namibias oberster Wahlleiter, Petrus Shaama, appellierte an die
       Öffentlichkeit, bis zur Verkündung der amtlichen Wahlergebnisse Ruhe zu
       bewahren. Er verurteilte die Veröffentlichung angeblich gefälschter
       Ergebnisprotokolle auf sozialen Medien.
       
       Die Wahlbeobachtermission der Regionalorganisation SADC
       (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika) bestätigte „operative
       Pannen“ bei der Wahl: zu wenig Stimmzettel in einzelnen Wahllokalen,
       überhitzte elektronische Geräte, Mangel an Batterien, Schließung mobiler
       Wahllokale vor Ende der Stimmabgabe. „Im Falle von Wahlanfechtungen ruft
       die Beobachtermission alle Beteiligten auf, ihre Anliegen über etablierte
       Wege zu kanalisieren“, erklärte SADC-Missionschefin Anne Makinda, ehemalige
       Präsidentin des Parlaments von Tansania. Namibias Polizeichef Joseph
       Shikongo warnte derweil: „Wir stehen bereit, Recht und Ordnung
       aufrechtzuerhalten, zu jedem Preis.“
       
       2 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Deutsches-Exportgeschaeft-in-Namibia/!6022790
   DIR [2] /Namibias-Praesident-ist-tot/!5987072
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alfred Shilongo
       
       ## TAGS
       
   DIR Namibia
   DIR Wahlen
   DIR Parlamentswahlen
   DIR Namibia
   DIR Namibia
   DIR Schwerpunkt Völkermord an den Herero und Nama
   DIR Namibia
   DIR Wasserstoff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Namibias erste Präsidentin: Namibias Neue: Ndemupelila Netumbo Nandi-Ndaitwah
       
       Erstmals ist in Namibia eine Frau an die Staatsspitze gewählt worden:
       Netumbo Nandi-Ndaitwah setzte sich in der ersten Runde der
       Präsidentschaftswahl durch.
       
   DIR Wahlen in Namibia: Die erste Präsidentin
       
       Erstmals wird mit Netumbo Nandi-Ndaitwah eine Frau den Staat führen.
       Namibias historische Befreiungsbewegung bleibt an der Macht.
       
   DIR Wahlen in Namibia: Der ungelöste Völkermordstreit
       
       Die Wahlen in Namibia und Deutschland belasten die Verhandlungen um den
       Genozid an den Herero und Nama. Diesem fielen über 110.000 Menschen zum
       Opfer.
       
   DIR Wahlen in Namibia: 34 Jahre sind genug. Oder?
       
       Seit 1990 regiert in Namibia die ehemalige Befreiungsbewegung Swapo. Das
       könnte sich jetzt ändern. Wirtschaftsprobleme dominierten den Wahlkampf.
       
   DIR Energieprojekt in Namibia: Zoff um Wasserstoff
       
       Die Bundesregierung treibt die Pläne für Wasserstoffproduktion in Namibia
       voran. Kritiker:innen beklagen Intransparenz.