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       # taz.de -- Gescheiterter Putschversuch in Südkorea: Staatsstreich als Verzweiflungstat
       
       > Die Demokratie in Südkorea hat wohl vorerst überlebt. Aber Präsident
       > Yoons Griff nach der Macht offenbart die tiefen Gräben in der
       > südkoreanischen Politik.
       
   IMG Bild: Demonstrierende fordern mit Schildern den Rücktritt von Präsident Yoon
       
       Man muss die Dinge klar beim Namen nennen: Was Yoon Suk Yeol in der Nacht
       auf Dienstag probiert hat, war nicht weniger als [1][ein Putschversuch].
       Rational betrachtet war dieser von Beginn an zum Scheitern verurteilt –
       allein schon weil es Yoon nicht gelang, absolute Kontrolle über die Medien
       und das Militär auszuüben. Denn obwohl die Soldaten das Parlament absperren
       sollten, gelangten 190 Abgeordnete in den Plenarsaal – und konnten
       erfolgreich gegen das Kriegsrecht abstimmen.
       
       Tatsächlich stand bereits zu jenem Zeitpunkt fest, dass Yoon die Causa
       politisch nicht überleben wird. Mehr noch: Das Risiko ist durchaus gegeben,
       dass der Präsident schon bald sogar wegen Hochverrat angeklagt werden
       könnte.
       
       Wahrscheinlich hat er aus vollständiger Verzweiflung gehandelt. Er war
       politisch isoliert, hatte keinen Rückhalt innerhalb der Bevölkerung mehr.
       Fühlte sich derart in die Ecke gedrängt, dass er in den Angriff überging.
       
       Hinzu kommt wohl eine gehörige Portion Paranoia. Dass die Opposition von
       pronordkoreanischen Agenten durchsetzt ist, wie Präsident Yoon wohl
       tatsächlich glaubt, lässt sich keineswegs belegen.
       
       Zwar ist innerhalb der südkoreanischen Linken ist eine gewisse Naivität und
       Gutgläubigkeit gegenüber Pjöngjang stark verbreitet – ein Trugschluss, der
       insbesondere während der derzeit angespannten Sicherheitslage durchaus
       gefährlich sein kann. Doch dass die Oppositionsparteien den südkoreanischen
       Staat stürzen wollen, ist absurd.
       
       Schlussendlich ist Yoons radikales Vorgehen vor allem verantwortungslos.
       Denn der 63-Jährige hat sein Land ins politische Chaos gestürzt. Doch ein
       Glück, so möchte man meinen, hat die südkoreanische Demokratie diese
       Bewährungsprobe – zumindest bisher – erfolgreich bestanden: Die
       Demonstrationen sind friedlich geblieben, und die Opposition sowie die
       Öffentlichkeit versuchen, auf legalem Weg ihr Ziel zu erreichen: [2][den
       Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen].
       
       4 Dec 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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