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       # taz.de -- Präsidentenwahl in Rumänien: Alles noch mal von vorn
       
       > Das Verfassungsgericht annuliert die erste Runde des Präsidentenwahlen.
       > Wann die Abstimmung wiederholt wird und wer antritt, ist unklar.
       
   IMG Bild: Alles nochmal: Wahlerin in Bukarest am 1. Dezember
       
       Berlin taz | „Heute ist der Augenblick gekommen, in dem der rumänische
       Staat die Demokratie mit Füßen getreten hat. Gott, das rumänische Volk, die
       Wahrheit und das Gesetz werden obsiegen und die Schuldigen für die
       Zerstörung unserer Demokratie finden“. Mit diesen Worten kommentierte die
       Präsidentschaftskandidatin der neoliberalen Technokratenpartei Union Rettet
       Rumänien (USR) Elena Lasconi auf YouTube den Beschluss des rumänischen
       Verfassungsgerichts.
       
       Dieses hatte am Freitag entschieden, die erste Runde der Präsidentenwahl am
       24. November zu annullieren. In die Stichwahl, die am Sonntag hätte
       stattfinden sollen und die bereits am Freitag für die Auslandsrumänen
       begonnen hatte, waren der parteilose Rechtsradikale, Călin Georgescu (22,94
       Prozent) und die USR-Kandidatin Lasconi (19,18 Prozent) eingezogen.
       
       In ihrer YouTube-Erklärung bezieht sich Lasconi auf den „legitimen Willen“
       und das Recht der über neun Millionen Wähler, für ihren Wunschkandidaten
       stimmen zu dürfen. „In einer Demokratie werden Präsidenten nicht durch eine
       einfache Unterschrift oder durch Kulissengespräche ernannt“, fügte Lasconi
       hinzu.
       
       Der amtierende Ministerpräsident Marcel Ciolacu von der
       pseudo-sozialdemokratischen PSD und einer der 13
       Präsidentschaftskandidaten, die am 24. November angetreten waren, begrüßte
       bei Facebook das Urteil und widersprach indirekt Lasconi, die es als
       „illegal, unmoralisch und demokratiezerstörend“ bezeichnet hatte. Für die
       Organisation von Neuwahlen ist die Regierung zuständig. Im Amt befindet
       sich derzeit nur ein Übergangskabinett.
       
       ## Sondierungsgespräche laufen
       
       Momentan finden Sondierungsgespräche zwischen den Sozialdemokraten, den
       National-Liberalen (PNL), der USR und dem Demokratischen Verband der
       Rumänienungarn (UDMR) statt, um ein zukünftiges Regierungsbündnis zu
       schmieden. Die vier Parteien hätten eine stabile Mehrheit [1][in dem neuen
       Parlament, das am 1. Dezember gewählt worden war]. Spätestens bis zum 21.
       Dezember müsste die konstituierende Sitzung der beiden Parlamentskammern
       stattgefunden haben. Dort könnte sofort ein Premier benannt werden.
       
       Der Präsident muss diesem Vorschlag zustimmen. Das Mandat von Staatschef
       Klaus Johannis endet jedoch ebenfalls am 21. Dezember. Der Vorsitzende des
       Senats, des parlamentarischen Oberhauses, kann laut Verfassung das Amt des
       Präsidenten kommissarisch so lange übernehmen, bis ein neuer Staatschef
       gewählt ist.
       
       In den kommenden Tagen wird nun geklärt werden, wann die Wahl stattfindet
       und wie viele Kandidaten antreten werden. Die Wiederholung der gesamten
       organisatorischen Prozedur kann auf jeden Fall nicht mehr in diesem Jahr
       über die Bühne gehen. Fraglich ist auch, ob Călin Georgescu erneut antreten
       kann oder ob ihm das Recht auf eine neue Kandidatur untersagt wird, wie
       [2][im Fall der Rechtsextremistin Diana Şoşoacă, die seit vergangenem
       Sommer Abgeordnete des Europäischen Parlaments ist].
       
       Georgescu wurden in den letzten Wochen unlautere Wahlkampfmethoden
       vorgehalten. In diesem Zusammenhang wurden auch Vorwürfe laut, von Russland
       nicht nur finanziell, sondern auch in den sozialen Netzwerken unterstützt
       worden zu sein.
       
       ## Ermittlungen eingeleitet
       
       Die Direktion zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens und des
       Terrorismus (DIICOT) gab am Freitagnachmittag bekannt, Ermittlungen gegen
       Georgescu eingeleitet zu haben. Die Behörde wirft ihm die unrechtmäßige
       Einsetzung von Informationssystemen im Wahlkampf vor. Von illegalen
       digitalen Operationen war auch die Rede in einem Bericht des rumänischen
       Nationalen Sicherheitsrates.
       
       In einer Stellungnahme des Auswärtigen Amtes in Berlin zu den Vorgängen in
       Rumänien, hieß es bei X: „Die Berichte rumänischer Behörden, dass russische
       Desinformation die Präsidentschaftswahlen in Rumänien beeinflusst, zeigen
       sehr klar: Putin will uns als enge Partner in EU & NATO spalten. Aber
       Europa ist stark. Vor hybriden Bedrohungen schützen wir unsere Demokratien
       gemeinsam.“
       
       6 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR William Totok
       
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