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       # taz.de -- 29-Euro-Ticket in Berlin: Totgesagte leben länger
       
       > Das 29-Euro-Ticket in Berlin wird zwar abgeschafft. Abonnenten können das
       > Angebot nun aber doch bis Vertragsende nutzen – und das sogar bundesweit.
       
   IMG Bild: Heiterer Fahrspaß: Nicht zuletzt Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) pochte auf die Einführung des 29-Euro-Tickets
       
       Berlin taz | Das wochenlange Gezerre um die von CDU und SPD beschlossene
       [1][Abschaffung des 29-Euro-Tickets] hat ein Ende: Der „Berlin-Abo“
       genannte Sondertarif für Busse und Bahnen kann von den Abonnent:innen
       nun doch über die volle Vertragslaufzeit von zwölf Monaten genutzt werden.
       Das teilte die Senatsverkehrsverwaltung am Freitag mit.
       
       Ein zweites vorweihnachtliches Geschenk hat das Haus von Verkehrssenatorin
       Ute Bonde (CDU) für die über 200.000 Abo-Kund:innen gleich obendrauf
       gepackt: Nach der Abwicklung des „Berlin-Abos“ im 1. Quartal 2025 können
       die Ticket-Inhaber:innen nicht mehr nur – wie bislang – im Tarifbereich AB
       für 29 Euro im Monat unterwegs sein, sondern für den gleichen Preis
       bundesweit den Nahverkehr nutzen.
       
       So sie nicht ihr Sonderkündigungsrecht ziehen, wechseln die
       Abonnent:innen nach und nach automatisch ins Deutschlandticket. Das
       kostet ab Januar zwar eigentlich 58 Euro pro Monat. Die Differenz in Höhe
       der ebenfalls 29 Euro übernimmt bis zum Ende der jeweiligen „Berlin
       Abo“-Laufzeit aber fortan einfach das Land Berlin, so die
       Verkehrsverwaltung.
       
       Das 29-Euro-Ticket war erst im Juli dieses Jahres eingeführt worden. [2][Es
       war vor allem ein Projekt der Hauptstadt-SPD], die es gegen alle Kritik an
       den damit verbundenen und zur Gänze von Berlin zu tragenden Millionenkosten
       bei gleichzeitiger ökologischer Unwirksamkeit in der Koalition
       durchzudrücken wusste. Im Etat der Verkehrsverwaltung waren 300 Millionen
       Euro im Jahr dafür vorgesehen.
       
       ## Herzensprojekt der Hauptstadt-SPD
       
       Auch wenn dieser Betrag ohnehin nicht komplett ausgeschöpft worden wäre,
       weil die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen blieben: Im Zuge der
       jüngsten schwarz-roten Sparrunde für 2025 war Schluss mit lustig. Das
       insbesondere von SPD-Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey hochgejubelte
       „Herzensprojekt“ wurde durch die Haushälter:innen offiziell beerdigt.
       Vor wenigen Tagen wurde dann auch der Verkauf eingestellt.
       
       Doch Totgesagte leben manchmal eben länger. Und abgeräumt ist mit Blick auf
       die Ausgestaltung der Trauerfeier auch die Diskussion zwischen den
       Befürworter:innen eines harten Schnitts in der CDU und den
       Ticket-Freund:innen in der SPD. Bisher hieß es zwar auch, [3][dass geplant
       sei, die Kund:innen einfach aufs Deutschlandticket umzubuchen]. Neu ist
       gleichwohl, dass das Land Berlin mit seinem desaströsen
       3-Milliarden-Haushaltsloch das Ganze munter weiter subventioniert.
       
       Da die Zahl der Kündigungen angesichts des nun tatsächlich attraktiven
       Angebots gering ausfallen dürfte, die ersten Abos aber auch erst Ende Juni
       und die letzten sogar Ende Dezember 2025 auslaufen, kommt auf den
       Landeshaushalt noch einiges zu. Allein im September summierten sich die
       Ausgleichszahlungen an die Verkehrsunternehmen für das 29-Euro-Ticket auf
       6,2 Millionen Euro.
       
       Nach taz-Informationen geht man in der Verkehrsverwaltung davon aus, dass
       der Zuschussbedarf für die vermutlich mehr als 200.000 Berliner
       Neukund:innen des Deutschlandtickets deutlich geringer ausfällt, weil
       sich die zusätzlichen Kosten auf das Land und den Bund verteilen. Der
       ursprünglich anvisierte größere Einspareffekt durch die Rückabwicklung des
       „Giffey-Abos“ ist trotzdem Makulatur.
       
       Und klar ist, dass die Verkehrsverwaltung für die jetzt gefundene Lösung an
       anderer Stelle wird sparen müssen. Denn das hatte die Koalition zuletzt
       mehr als einmal deutlich gemacht: Keine Senatsverwaltung wird für 2025 mehr
       Geld bekommen. Allein Verkehrssenatorin Bonde soll mit dem [4][Verzicht auf
       gut 700 Millionen Euro und damit rund 18 Prozent ihres Jahresetats] zur
       Sanierung des Haushalts beitragen.
       
       13 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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   DIR Rainer Rutz
       
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