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       # taz.de -- Deutschland unabhängiger von Russland: Gas-Transit über die Ukraine ist Geschichte
       
       > Russisches Gas kommt nun nicht mehr über das angegriffene Land nach
       > Mitteleuropa. Österreich und die Slowakei waren die letzten Abnehmer.
       
   IMG Bild: Fast kein Ende: Der slowakische Premier Fico warb bei Putin am 22. Dezember vergeblich um eine Verlängerung der Lieferungen
       
       Wien taz | Das Erwartete ist eingetreten: Mit dem Jahreswechsel hat die
       Ukraine den Transit von russischem Erdgas beendet. Betroffen sind vor allem
       die Slowakei und Österreich, die zu rund 80 Prozent von russischem Gas
       abhängig waren. Laut [1][Daten des Fernleitungs-Verbands ENTSOG] sank die
       Menge am Mittwoch um 6 Uhr von zuvor stündlich rund 16 Millionen
       Kilowattstunden schlagartig auf null. Damit endet die jahrzehntelange Ära
       von russischem Gas in Mitteleuropa.
       
       Grund für das Ende der Lieferungen ist der ausgelaufene Transitvertrag
       zwischen der russischen Gazprom und der ukrainischen Naftogaz. Die Ukraine,
       die am Transit jahrelang mitverdiente, verlängerte den Vertrag angesichts
       des russischen Angriffskriegs nicht mehr. Bekanntermaßen flossen für die
       Gasexporte zig Milliarden [2][in Putins Kriegskasse]. Ein früherer
       EU-Spitzenbeamter sprach in Wien dereinst zu Recht von „Blutgeld“.
       
       Die Auswirkungen des Stopps halten sich in Grenzen, denn beide Länder haben
       sich längst über alternative Quellen abgesichert. Der [3][slowakische
       Premier Robert Fico, ein Freund Russlands, setzte sich dennoch für eine
       Verlängerung der Lieferungen] ein. Kurz vor Weihnachten traf er den
       russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml, um eine Lösung zu finden.
       Ohne Erfolg.
       
       Das russische Gas war jahrzehntelang günstig über die Transgas-Pipeline
       geflossen. Spätestens seit Frühling 2022 musste aber auch der Westen teuer
       dafür bezahlen, als Russland willkürlich am Gashahn drehte und Lieferungen
       über diese und andere Pipelines von einem Tag zum nächsten einstellte. Die
       [4][Preise schossen bekanntermaßen in die Höhe].
       
       ## Versorgung gesichert
       
       Deutschland und andere Staaten haben sich infolge des Ukrainekriegs
       frühzeitig von russischem Pipeline-Gas gelöst, nicht aber Österreich und
       die Slowakei. Beide – zuletzt fast nur mehr die Slowakei – [5][hatten
       jahrzehntelang auch beträchtliche Einnahmen mit der Durchleitung in andere
       Staaten erzielt.]
       
       Anders als es noch vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre, ist die
       Versorgung beider Länder nun nicht gefährdet: Die modernisierten und
       erweiterten Speicher sind zu 80 Prozent gefüllt, was auch dem bisher milden
       Winter und dem Rückgang der Industrieproduktion geschuldet ist. Österreich
       bezieht sein Gas künftig vor allem über Deutschland und Italien. Die
       Slowakei verstärkt ihre Importe aus Ungarn und Polen. Auch hatten sich die
       Händler seit Langem ausreichend alternative Mengen sowie entsprechende
       Transportkapazitäten reserviert.
       
       Wie Fico hatte es auch die schwarz-grüne Bundesregierung in Wien mit einem
       Ausstieg trotzdem nicht eilig. Zugute halten muss man ihr, dass sie
       wichtige Vorbereitungsmaßnahmen wie das Anlegen der „strategischen
       Gasreserve“ erst zu Ende bringen wollte. Auch die Speicherverpflichtungen
       der hiesigen Gasversorger hat sie erhöht.
       
       ## Entspannte Börsen
       
       „Die verfügbaren Gasflussdaten zeigen, dass die Gashändler rechtzeitig für
       den Import über andere Importrouten vorgesorgt haben“, so die
       [6][österreichische Regulierungsbehörde E-Control.] Für den 1. Januar seien
       Importe von etwa 118 GWh durch Deutschland und rund 36 GWh durch Italien
       angemeldet. Zudem werde Gas aus den Speichern entnommen.
       
       Gesamteuropäisch wirkt sich das Ende des Ukrainetransits auf die
       Gasversorgung kaum aus. Auch die Gasbörsen reagierten nicht nennenswert.
       Experten erwarten aber noch moderate Kostensteigerungen in Österreich und
       der Slowakei. Gewissermaßen der Preis für die jahrzehntelange Abhängigkeit.
       
       1 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.entsog.eu/maps#
   DIR [2] /Kriegswirtschaft-in-Russland/!6010422
   DIR [3] /Slowakei/!6058219
   DIR [4] /Deutsche-Industriepolitik/!5965372
   DIR [5] /Oesterreich-kuendigt-Gasvertrag/!6037895
   DIR [6] https://www.e-control.at/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Florian Bayer
       
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