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       # taz.de -- momentaufnahmen: Wenn die Nacht einfach nicht stille werden will
       
       Die kleine Ferienwohnung direkt am Markt in Halle ist schnuckelig. Großes
       Bett vor bodentiefen Fenstern mit Blick auf den Roten Turm, den riesigen
       gepflasterten Platz und die Straßenbahnen. Nur etwas stickig. Aber sobald
       ein Fenster gekippt ist, geht die Kakophonie los. Glockenspiel, Tram,
       Bremsenquietschen – und Menschen, Menschen, Menschen. Die Stadt an der
       Saale ist gut besucht. Aber bestimmt wird es ruhiger, sobald die Geschäfte
       schließen.
       
       Um Mitternacht tobt immer noch der Bär. Junge Männer brüllen, ebensolche
       Frauen lachen schrill und laut. Manchmal auch andersherum. Fenster auf,
       Fenster zu. Um drei lasse ich es zu, um kurz einzunicken. Um halb sieben
       brauche ich Luft. Draußen Ruhe. Ganz kurz.
       
       Dann wirft der Kollege von der Stadtreinigung den Laubbläser an. Wummwumm,
       macht die Maschine, Blätter gibt es nirgends, aber eine leere Flasche
       kullert über das Pflaster. Wummwumm. Wummwumm. Klirr, kuller, klirr.
       
       Nach zehn Minuten verliert der Mann doch die Lust, schaut kurz in meine
       Richtung und grinst, obwohl er mich bestimmt nicht sehen kann, steigt in
       sein Auto und ist weg. „Auf ein besseres 2025“, flüstere ich und weiß nicht
       genau, wen ich damit meine. Beate Willms
       
       4 Jan 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Willms
       
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