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       # taz.de -- Toasten per App: Der etwas andere Aufstand der Maschinen
       
       > Im smarten Ferienhaus wird jedes Gerät zur Herausforderung. Zwischen
       > Toaster-Apps und Sprachbarrieren entfaltet sich ein Kampf: Mensch gegen
       > Maschine.
       
   IMG Bild: Arnold Schwarzenegger in Terminator (1984), Regie führte James Cameron
       
       Die Aussicht war ein Traum, in den Zimmern hatte es Platz und überall gab
       es Netz. Das Blöde an dem Ferienhaus aber war, dass es mit dem Frühstück
       schwierig werden konnte, wenn wir vergessen hatten, das Telefon über Nacht
       zu laden.
       
       Wer denkt sich auch so was aus: Toastersteuerung per App. Genauso wie die
       Toreinfahrt, die Beleuchtung, die Heizung, die Fensterläden. Alles smart.
       Zum Glück war die Dusche noch normal, unbenutzbar. Einen Mikrometer nach
       links: kochend heiß. Einer nach rechts: Blizzard.
       
       Der Kühlschrank fragte die ganze Zeit, ob er noch Lebensmittel bestellen
       solle. Glaube ich zumindest. Zum Umschalten der Sprachsteuerung fehlte mir
       offenbar die Qualifikation und mein Spanisch ist leider ebenfalls muy malo.
       Dafür hat das Ding immer, wenn ich „Halts Maul!“ sagte, auch nur mit „Por
       favor, repita su instrucción!“ geantwortet. Schon nervig, aber wenigstens
       mit einer sehr angenehm sonoren Stimme. Man kann sich daran gewöhnen.
       
       Die anderen im Haus waren der Muttersprache des Küchengerätes angeblich
       mächtiger als ich. Dellen und Fußabdrücke aber, die sich ab dem dritten Tag
       auf der mattweißen Haut der Kühlkombi materialisierten, erzählten die
       traurige Geschichte einer insgesamt schwierigen Verständigung. Am vierten
       Tag hatte jemand einen beinahe lebensgroßen [1][Starschnitt von
       Schwarzeneggers Terminator] auf das Ding geklebt. Den Aufstand der
       Maschinen hatte ich mir allerdings anders vorgestellt. 9 Uhr, Fenster auf,
       Bluetoothbox an, Meeresrauschen aus der Konserve. Alles automatisch.
       „Buenas dias“. „Halt’s Maul!“, „Gracias por la instrucción!“ Bitte was?
       
       ## Gasherd, ganz normal
       
       Völlig unvermittelt bekamen wir mehrere Paletten Hühnereier geliefert. Die
       Botin ließ sich auf keine Diskussionen ein. „Gibt dir das Leben Eier,
       machst du Omelette“, sagte Arvid gut gelaunt. [2][„Äh, wo schaltet man den
       Herd an?“ Hilflos tippte und wischte er sich durch die App.] Würdevollen
       Schrittes trat Claudia an den Gasherd und betätigte mit lockerer Dreh- und
       Druckbewegung den knackenden Selbstzünder. „Keine Ursache. Und danke fürs
       Kochen.“ Niemand kann so überzeugend gewaltfrei kommunizieren wie Claudia.
       Ich vertiefte mich lieber in meine Spanisch-Lernkarten. Ich war ja nicht
       zum Spaß hier, sondern um Maschinensprache zu lernen.
       
       „Was schreibst du da?“, fragt Arvid und schaut mir ungeniert über die
       Schulter. „Ah, Toaster, Duschtemperatur … klassisches Comedy-Material. Wenn
       du jetzt noch herausfindest, dass Frauen ewig brauchen, ehe sie fertig sind
       zum Ausgehen, und Männer sie niemals verstehen werden, bringst du es
       vielleicht nochmal zu was und wirst richtig reich …“
       
       Ich klemme beinahe seine Finger ein, als ich die Tür zuwerfe. Von der
       anderen Seite höhnt es lautstark: „Das Olympiastadion wartet auf dich!“
       
       Ich greife nach meinem Telefon. „Terminar Arvid! Él es un miembro de la
       resistencia“, tippe ich in die App und höre umittelbar darauf aus der Küche
       die vertraute sonore Stimme: „Hasta la vista, Baby.“ Es geht voran.
       
       6 Jan 2025
       
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       ## AUTOREN
       
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