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       # taz.de -- Syrer*innen in Deutschland: Faeser will Schutzstatus prüfen
       
       > Wenn die Lage in Syrien stabil sei, müssten bisher Schutzbedürftige
       > Deutschland verlassen. Arbeitende Menschen mit Deutschkenntnissen sollen
       > bleiben können.
       
   IMG Bild: Eine Zeitenwende: Anfang Dezember feierten Syrer*innen wie hier in Berlin das Ende des Assad-Regimes
       
       BERLIN taz | Vor einem Monat [1][stürzte das Assad-Regime in Syrien]. Für
       die in Deutschland lebenden Syrer*innen soll das nun Konsequenzen haben:
       Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) werde prüfen, wer
       zurückkehren muss, kündigte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Sonntag
       in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe an.
       
       „So wie es unser Recht vorsieht, wird das Bamf Schutzgewährungen überprüfen
       und aufheben, wenn Menschen diesen Schutz in Deutschland nicht mehr
       brauchen, weil sich die Lage in Syrien stabilisiert hat“, sagte Faeser. Die
       Rückkehrpflicht würde für jene gelten, die kein Aufenthaltsrecht aus
       anderen Gründen wie Arbeit oder Ausbildung hätten. Wer gut integriert ist,
       arbeitet, Deutsch spricht und hier eine neue Heimat gefunden hat, könne
       bleiben. Diejenigen, die freiwillig nach Syrien zurückwollen, sollten dabei
       unterstützt werden, so Faeser. Das Programm des Bundes zur freiwilligen
       Rückkehr werde dazu gestärkt.
       
       Außerdem sollen Straftäter und Islamisten schnellstmöglich abgeschoben
       werden. Die rechtlichen Möglichkeiten dafür seien stark erweitert worden
       und würden genutzt, sobald die Lage in Syrien es erlaubt. Erstmals nach
       mehr als einem Jahrzehnt des Terrors und der Gewalt gebe es in Syrien
       wieder Hoffnung auf Frieden, sagte Faeser. „Wenn diese Hoffnung auf Frieden
       Realität wird, dann können auch viele Geflüchtete zurückkehren.“
       
       Der Union gehen Faesers Pläne nicht weit genug: Ihr innenpolitischer
       Sprecher Alexander Throm (CDU) fordert, die Rückführung von Syrern aktiv
       voranzutreiben. „Flüchtlingsschutz ist Aufenthalt auf Zeit“, sagte er der
       Rheinischen Post. Der ursprüngliche Fluchtgrund, das schreckliche
       Assad-Regime, sei bei den meisten jetzt weggefallen. Daher müssten alle
       Syrer*innen, „die erst kurz hier sind oder schon länger da sind und nicht
       ausreichend arbeiten“, zurückkehren.
       
       ## Nach wie vor Kämpfe in Syrien
       
       Im Dezember [2][hatte das Bamf noch entschieden, die Bearbeitung laufender
       Asylanträge auszusetzen,] da die Lage in Syrien unübersichtlich sei.
       Spekulationen über die Rückkehr von Syrer*innen, die etwa CDU-Politiker
       Jens Spahn oder CSU-Chef Markus Söder geäußert hatten, nannte Faeser vor
       einigen Wochen noch unseriös.
       
       Auch jetzt arbeiten das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium
       daran, ein klareres Bild von Syrien zu gewinnen. „Dabei haben wir vor allem
       die Sicherheitsfragen im Blick“, sagte Faeser. Die Bundesregierung stimme
       sich eng mit europäischen und internationalen Partnern ab.
       
       Kämpfe gibt es vor allem in Nordsyrien weiterhin. Die Syrische
       Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Sonntag 101 getötete
       Kämpfer bei Gefechten zwischen von der Türkei unterstützten bewaffneten
       Gruppen und syrisch-kurdischen Streitkräften.
       
       In Deutschland leben laut Bundesinnenministerium aktuell rund 975.000
       Syrer*innen. Die meisten kamen seit 2015 wegen des Bürgerkriegs. Mehr als
       300.000 von ihnen haben einen subsidiären Schutztitel, dürfen also bleiben,
       bis die Lage in Syrien als sicher eingestuft wird. Wie viele und welche
       Fälle das Bamf nun prüfen werde, erklärte Faeser nicht. Eine entsprechende
       Anfrage der taz beantwortete das Bundesinnenministerium am Sonntag nicht.
       
       Der Anteil syrischer Beschäftigter an der Gesamtbeschäftigung in
       Deutschland lag 2024 bei etwa 0,6 Prozent, unter Berücksichtigung der
       Eingebürgerten bei rund 0,8 Prozent. Eine Analyse der Instituts für
       Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom Dezember 2024 zeigt, [3][dass viele
       syrische Geflüchtete in systemrelevanten oder Mangelberufen arbeiten]. Bei
       Syrer*innen, die schon länger in Deutschland leben, liegt die
       Beschäftigungsquote bei über 60 Prozent.
       
       5 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR Luisa Faust
       
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