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       # taz.de -- Washington Post cancelt Bezos-Karikatur: Demokratie ersäuft in Geld
       
       > Die Washington Post verhindert eine Karikatur, die Jeff Bezos’ Nähe zu
       > Trump kritisiert. Ein Symbol dafür, wie die USA in Richtung Oligarchie
       > abdriften.
       
   IMG Bild: Auch bei seinen Angestellten unbeliebt: Bezos wird bei einem Streik von Amazon-Arbeiter*innen in Neu-Delhi als Teufel dargestellt
       
       Democracy Dies in Darkness – das ist das Motto der renommierten US-Zeitung
       The Washington Post. Korrekterweise müsste man mittlerweile sagen: Das war
       einmal ihr Motto. Denn was sich dort zuletzt abspielte, hat so gar nichts
       mehr mit dem journalistischen Anspruch zu tun, Licht ins Dunkel zu bringen.
       
       Am Freitag gab die preisgekrönte Karikaturistin Ann Telnaes [1][bekannt],
       nach über 16 Jahren bei der Post ihre Kündigung eingereicht zu haben. Grund
       dafür war die Ablehnung einer von ihr gezeichneten Karikatur. Darauf zu
       sehen ist eine übergroße Donald Trump-Statue, davor Milliardäre im
       Kniefall, unter anderen [2][Jeff Bezos, der Eigentümer der Washington
       Post.] Die Vermutung liegt nahe, dass die Zeitung keine so explizite Kritik
       an ihm veröffentlichen wollte.
       
       Telnaes schreibt in einem Blogeintrag, sie habe zwar schon
       Meinungsverschiedenheiten erlebt, noch nie aber sei eine Karikatur dafür
       abgelehnt worden, wen sie darin kritisiere.
       
       ## Die Tech-Welt überwirft sich in Spenden
       
       Die Milliardäre in Telnaes’ Karikatur halten Trump Geldsäcke entgegen –
       eine Anspielung auf die Millionenspenden für seine Amtseinführung. Unter
       anderem Meta sowie die CEOs von [3][Apple] und OpenAI planen, die Zeremonie
       mit jeweils einer Million Dollar zu unterstützen. Das von Bezos gegründete
       Amazon plant zusätzlich die Übertragung auf seinem Streamingdienst – auf
       Spendenbasis.
       
       ## Demontage einer Institution
       
       Die Unterstützung der Amtseinführung ist nicht Bezos’ erster Kniefall vor
       Trump. Schon im Oktober beseitigte er die langjährige Tradition der Post,
       vor Präsidentschaftswahlen eine Wahlempfehlung auszusprechen. Die Zeitung
       wollte Kamala Harris empfehlen.
       
       Die Washington Post ist die älteste erscheinende Zeitung der US-Hauptstadt.
       Ihre Veröffentlichungen zum Vietnamkrieg und zur Watergate-Affäre waren
       Meilensteine im Kampf für Pressefreiheit. Unter der Ägide des
       Amazon-Milliardärs droht sie nun, zum unterwürfigen Hauptstadtblatt zu
       verkommen.
       
       ## Vorauseilender Gehorsam als Langzeit-Investment
       
       Trumps Freund-Feind-Denken, seine Käuflichkeit, seine erklärte Absicht,
       über die zweite Amtszeit hinaus Präsident zu bleiben – all das sind
       natürlich gute Gründe, in einer reinen Gewinnlogik auf das schnellste,
       alles zertrampelnde Pferd zu setzen. Der vorauseilende Gehorsam mit dem
       angehenden Tyrannen wird so betriebswirtschaftlich zum Langzeit-Investment.
       
       Pressefreiheit und Demokratie haben hingegen in der Logik der Superreichen
       keinen Wert. Der Zerfall der Washington Post wird so zum Lehrstück der
       Oligarchisierung der USA.
       
       5 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://anntelnaes.substack.com/p/why-im-quitting-the-washington-post
   DIR [2] /Wahlempfehlung-der-Washington-Post/!6044023
   DIR [3] https://www.axios.com/2025/01/03/tim-cook-apple-donate-1-million-trump-inauguration
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannik Grimmbacher
       
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