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       # taz.de -- Debatte um Böllerverbot: Und jährlich grüßt das Murmeltier?
       
       > Kommt jetzt Bewegung ins Spiel? Knapp 2 Millionen sind für ein
       > Böllerverbot, auch die SPD will. Fehlt nur noch die CDU.
       
   IMG Bild: Das private Silvester-Böllern ist gefährlich, verpestet die Luft, erschreckt die Tiere – und produziert tonnenweise Müll
       
       Jedes Jahr nach Silvester gibt es eine Debatte über das Böllerverbot – und
       dann wird es doch nichts. Dieses Jahr könnte es allerdings anders werden.
       Viele Bürger scheinen nach den bundesweit fünf Toten, den allein in Berlin
       363 Feuerwerk-Verletzten und den immensen Sachschäden aufgewacht zu sein.
       
       Zwei Petitionen zum Thema, die seit Jahren mit wenigen Tausend
       Unterstützern vor sich hin dümpelten, sind in den letzten Tagen
       sprichwörtlich explodiert: 1,9 Millionen Unterschriften haben die
       [1][Deutsche Umwelthilfe (DUH)] und die [2][Gewerkschaft der Polizei (GdP)]
       am Montag dem Bundesinnenministerium übergeben. Die Forderungen sind
       schlicht aber einleuchtend: ein Böllerverbot im Privatbereich (wie etwa in
       Frankreich) und ein Verkaufsverbot von Pyrotechnik an Privatpersonen. Die
       ja auch den Rest des Jahres laut Verordnung zum Sprengstoffgesetz nicht mit
       dem Zeug hantieren dürfen.
       
       Auch die Politik bewegt sich, allerdings, wie gewohnt, etwas langsam.
       Allein die Grünen sind voll auf Linie von Polizei und Umweltschutz sowie
       von Ärzte- und Tierschutzverbänden, die bei der DUH-Petition ebenfalls
       mitmachen. Die Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch erklärte am Montag:
       „Wer Sicherheitskräfte, Krankenhauspersonal und friedlich feiernde
       Bürgerinnen und Bürger schützen will, kommt um ein Verkaufsverbot für
       Böller nicht herum.“
       
       Dies sei aber im Bundesrat, der zustimmen muss, nicht durchsetzbar,
       argumentiert der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Martin Matz.
       Bundesländer mit viel ländlichem Raum wollten kein generelles Verbot. Seine
       Partei sei daher für eine „Länderöffnungsklausel“, so Matz zur taz. Sprich:
       Kommunen und Länder sollen mehr Handlungsfreiheit bekommen, um großflächig
       – etwa in ganz Berlin – das Feuerwerken und Knallen verbieten zu können.
       
       ## SPD will „Pyroerlaubniszonen“
       
       Zusätzlich hat Innensenatorin Iris Spranger der zuständigen
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) gesonderte
       „Pyroerlaubniszonen“ vorgeschlagen, in denen Böllerfreunde ihren Spaß haben
       dürfen. Der Idee soll Faeser nach einem Gespräch mit Spranger inzwischen
       wohl zugeneigt sein. „Ich erhoffe mir dazu auch ein Umdenken in den
       Ländern, um für eine Änderung des Sprengstoffrechts eine Mehrheit der
       Länder zu erhalten“, so Spranger zur taz.
       
       Aber dafür muss auch in Berlin noch umgedacht werden – bei der CDU. Der
       Regierende Bürgermeister Kai Wegner lehnt ein generelles Böllerverbot
       bislang ab. Man dürfe nicht den „Familien eine fröhliche Silvesternacht mit
       traditionellem Feuerwerk versagen“, sagte er der taz. Seine Partei ist –
       natürlich – für mehr Grenzkontrollen, um den Import von illegalem Feuerwerk
       zu unterbinden, und für härtere Strafen. Nur: Das Problem wird dies nicht
       lösen, weil selbst die bestausgerüstete Polizei nicht alle „Polen-Böller“
       finden kann – und im Windschatten der legalen Böllerei auch nicht alle
       Missetäter auf den Straßen Berlins.
       
       Aber wenn noch mehr Menschen die Petition unterschreiben, lässt sich ja
       vielleicht auch die CDU überzeugen, dass Silvesterböllern nicht wirklich
       eine altehrwürdige „deutsche Tradition“ ist.
       
       6 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.duh.de/mitmachen/boellerfreies-silvester/
   DIR [2] https://innn.it/boellerverbot
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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