URI: 
       # taz.de -- Ausgehtipps für Ältere: Uneitel ausgehen als Vorsatz fürs neue Jahr
       
       > Dry January? Quatsch! Gerade Menschen jenseits der Lebensmitte sollten
       > sich vornehmen, im neuen Jahr öfter auszugehen.
       
   IMG Bild: Bei konsequentem Ausgehen kommt die Übung wieder
       
       Das [1][neue Jahr] ist noch jung und die guten Vorsätze stehen noch
       aufrecht und unangetastet im Raum, nichts bröckelt vorerst. Da es aber
       schwierig ist, gute Vorsätze ein ganzes Jahr lang in Taten umzusetzen, kann
       es helfen, sich kleinere Ziele zu setzen, kleinere Zeitabschnitte zu
       wählen. So hat sich seit einiger Zeit die Mode etabliert, einen [2][„Dry
       January“] einzulegen, oder „Dryanuary“, wie die Verwegenen schreiben. Warum
       auch nicht mal ein trockener Januar?
       
       Es war doch bei vielen ein bisschen viel mit [3][den Jahresendfeiern] und
       die neueste Forschung und die Apothekenumschau sagen ja, nicht ein
       bisschen Alkohol ist gesund, sondern gar kein Alkohol.
       
       Aber ob der trockene Januar auch was bringt, wenn man sich den Rest des
       Jahres zulötet?
       
       „Aber hej! Jeder Vorsatz ist gut, jeder Weg gangbar“, denkt sich die
       lieblich-woke Boomerin. Und möchte einen anderen, guten Vorsatz für das
       noch junge Jahr ins Spiel bringen: Mehr ausgehen! Gerade wer sich jenseits
       der Lebensmitte bewegt, hat oft mit einer argen Ausgehschwäche zu kämpfen.
       
       Zugegeben: Es ist ja schwierig. Die anderen, die man beim Ausgehen so
       trifft, sind oft eher uninteressant und meistens auch viel jünger als wir.
       
       Unsere Altersgenossinnen sind oft langweilig, dazu noch behäbig und bleiben
       sowieso lieber zu Hause. Grundlegend falsch wäre, sich davon abschrecken zu
       lassen, dort aufzutauchen, wo wir gegebenenfalls die Ältesten im Raum sind.
       Was soll diese Eitelkeit, liebe Leser*innen?
       
       Glaubt ihr wirklich, die Jüngeren nehmen groß Notiz von uns und denken:
       Also diese alte Frau da drüben, die ist bestimmt die Älteste hier im Raum!
       Was macht die hier, warum bleibt sie nicht zu Hause? Hat sie keinen
       Partner, keine gleichaltrigen Freunde, warum sitzt sie da?
       
       ## Die Alten am Spielautomaten
       
       Ich wundere mich, was mit dieser Frau los ist – es ist doch peinlich, wie
       sie in ihrem Alter so da sitzt. Nein, die Jüngeren denken nicht so über
       uns. Ihr Blick schweift über uns hinweg, weil sie mit ganz anderen Sachen,
       im Zweifelsfall mit sich selbst, beschäftigt sind.
       
       Ich erinnere mich noch lebhaft an unser „Szenecafé Ramona“ in Rastatt,
       einer westdeutschen Kleinstadt. Wir waren so 18 und hingen immer dort ab.
       Da gab es auch die Alten, die 30- bis 40-Jährigen, die sich an die Theke
       klammerten oder am Spielautomaten saßen – haben wir lange über die
       nachgedacht?
       
       Nein, es waren eben die Alten, die am Tresen oder am Spielautomaten hingen.
       Es ist nämlich nicht so, dass die Jüngeren immer über uns Alte nachdenken
       und darüber sinnieren, warum wir in dieser Bar, bei diesem Konzert oder
       sonst wo sind.
       
       Wir fallen nicht so sehr auf, wie wir denken, und die anderen nehmen uns
       auch nicht so wichtig. Also! Keine Ausreden mehr. Natürlich gibt es
       Ausgehabende, die noch nicht mal lustig sind und die der ältere Mensch
       danach mit tagelanger Abgeschlagenheit bezahlt. Aber so ist das Leben.
       
       Durchhalten. Weniger Alkohol hilft – gerade im Dry January wird das auch
       gesellschaftlich eher akzeptiert und bei konsequentem Ausgehen kommt auch
       die Übung wieder.
       
       8 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Einsamkeit-ist-nicht-nur-schlecht/!6056942
   DIR [2] /Sober-November-versus-Dry-January/!6048228
   DIR [3] /In-und-Out-in-2025/!6056566
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christiane Rösinger
       
       ## TAGS
       
   DIR Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
   DIR Alkohol
   DIR Vorsätze
   DIR Social-Auswahl
   DIR Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
   DIR wochentaz
   DIR Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
   DIR Kolumne Was macht mich?
   DIR Silvester
   DIR Kolumne Aus dem Leben einer Boomerin 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Soziale Medien im Alter: Keine Storys, keine Entzugserscheinungen
       
       Ältere sind im Vorteil. Denn anders als für die Digital Natives ist für sie
       ein Leben ohne soziale Medien vorstellbar.
       
   DIR Gute Vorsätze: Neues Jahr, neues … Ach, egal!
       
       Wir alle schlagen uns mit Dingen herum, die wir gerne ändern würden. Doch
       das ist oft schwieriger als gedacht. Fünf Geschichten vom Scheitern.
       
   DIR Hedonismus im Alter: Haltbar durch Rauch und Alkohol
       
       Hedonistisches Leben im fortgeschrittenen Alter – auch dafür werden Boomer
       jetzt gebasht. Unsere Kolumnistin hält dagegen.
       
   DIR Einsamkeit ist nicht nur schlecht: Bisschen übertrieben, bisschen wahr – welcome to 2025!
       
       So viel Wut, so wenig Interaktion: Unser Autor sieht in dieser Melange
       nicht nur Berlintypisches. Die Neujahrszeit stellt überall schwierige
       Fragen.
       
   DIR In und Out in 2025: Mal schauen, was wird
       
       Zum Jahreswechsel dominieren In- und Out-Listen die sozialen Medien. Nun
       wagt auch die taz den Blick in die Glaskugel für das Jahr 2025.
       
   DIR Altern in einer jungen Stadt: Ich bin gerne Boomerin
       
       Alle wollen jugendlich bleiben und verfallen dabei manchmal ins Kindliche.
       Unsere Kolumnistin hat die Kindheit lange zurückgelassen.