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       # taz.de -- Finanzierung von Integrationskursen: Politik untergräbt Arbeitsaufnahme von Geflüchteten
       
       > Politiker*innen fordern von Migrant*innen, schnell Jobs zu finden.
       > Integrationskurse helfen dabei, zeigt eine neue Studie. Doch die Kurse
       > sind bedroht.
       
   IMG Bild: Integrationskurs für Frauen im Projekt „Arbeit und Leben“
       
       Berlin taz | Geflüchtete, die Integrationskurse besuchen, finden danach
       schneller und häufiger einen Job als ohne Kursteilnahme. Das geht aus einer
       Studie hervor, die das Deutschen Zentrum für Integrations- und
       Migrationsforschung (DeZIM), die Agentur für Arbeit und das Immigration
       Policy Lab (IPL) durchgeführt haben. Besonders brisant sind die Ergebnisse,
       weil die Finanzierung von Integrationskursen [1][aktuell wackelt] und sich
       gleichzeitig die gesellschaftliche Stimmung gegenüber nichtarbeitenden
       Geflüchteten immer weiter verschärft.
       
       Die Autor*innen verglichen in ihrer Studie Geflüchtete, die
       Integrationskurse besucht hatten, mit solchen, die an sogenannten
       provisorischen, also kürzeren Sprachkursen teilgenommen hatten, und einer
       dritten Gruppe, die gar keinen Unterricht besucht hatte. Bei den
       Besucher*innen von Integrationskursen lag die Erwerbsquote später 12
       Prozentpunkte höher als bei den anderen beiden Gruppen.
       
       Damit bestätigt die Studie, was eigentlich auf der Hand liegt: Wer besser
       Deutsch kann und eine Einführung in die deutsche Gesellschaft bekommen hat,
       findet schneller eine Arbeit. Man sollte meinen, dass die Sprachkurse
       deshalb auch den deutschen Politiker*innen ein Anliegen sind.
       Schließlich postulieren Vertreter*innen sämtlicher Parteien immer
       wieder, dass Geflüchtete zu arbeiten haben.
       
       [2][CDU-Chef Friedrich Merz] sagte etwa kürzlich über Syrer in Deutschland:
       „Zwei Drittel arbeiten nicht. Von denen können viele zurück und müssen
       viele zurück.“ Grünen-Vizekanzler Robert Habeck äußerte sich ähnlich. Und
       schon im Mai hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) gesagt: „Wir wünschen uns,
       dass diejenigen, die aus der Ukraine hier sind, soweit sie arbeitsfähig
       sind, jetzt auch arbeiten.“
       
       ## Finanzierungslücke bleibt
       
       In Anbetracht dessen ist es nicht nur paradox, sondern geradezu zynisch,
       dass die Finanzierung der Integrationskurse derzeit infrage steht. Ursprung
       der Probleme ist, dass die Ampelparteien in ihrem ersten Entwurf für einen
       Haushalt 2025 mit 500 Millionen Euro [3][nur halb so viel Geld für die
       Kurse vorsahen wie bisher.] Zwar wurde der Entwurf ohnehin nicht mehr
       beschlossen, doch die Finanzierungslücke bleibt.
       
       Auch eine vage Vereinbarung zwischen Bundesfinanzministerium und dem
       Bundesinnenministerium, dass die Kurse weiter finanziert werden, ändert
       kaum etwas an der Unsicherheit für Träger und Sprachlehrer*innen. Und eine
       neue Bundesregierung könnte es womöglich bei den Einsparungen belassen.
       
       Davor warnen die Autor*innen der Studie. Sie verweisen auch darauf, dass
       die Folgen nur schwer umzukehren sein dürften. Niklas Harder vom
       DeZIM-Institut sagt: „Wenn dort nun gekürzt werden soll, muss allen klar
       sein: Gute, über längere Zeit gewachsene Angebote lassen sich im
       Bedarfsfall nicht einfach so reaktivieren.“
       
       Aktualisiert und ergänzt am 08.01.2025 um 14:40 Uhr. d. R.
       
       8 Jan 2025
       
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