# taz.de -- Einkommen im Alter: Ungleichheit unter Senior:innen nimmt zu
> 60 Prozent der alten Grundsicherungsberechtigten beantragen die Leistung
> gar nicht. Durchschnittseinkommen im Alter aber steigen.
IMG Bild: Die Armutsquote unter Alten steigt
Berlin taz | Die Zahl der Beschwerden von Menschen über
Altersdiskriminierung, auch „Ageism“ genannt, steigt. Entsprechende
Anzeigen haben 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent zugenommen,
sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) am Mittwoch bei der
Vorstellung des [1][Neunten Altersberichts] der Bundesregierung.
In dem jährlich erscheinenden Bericht beschäftigen sich Sachverständige mit
der Situation alter Menschen in Deutschland. Die [2][Armutsquoten] unter
Alten steigen, das Durchschnittseinkommen der Senior:innen aber auch, so
der Bericht. Armut ist bei den Alten inzwischen verbreiteter als in der
Gesamtbevölkerung. „Das ist neu“, sagte Martina Brandt, die Vorsitzende der
Sachverständigenkommission.
Durchschnittszahlen sagten wenig aus über die konkrete Situation der
Senior:innen, erklärte Regina Görner, Vorsitzende der
Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso). Die Lage sei
„disparat“. Bei manchen alten Menschen „multiplizierten“ sich die Probleme.
Die Unterschiede zwischen den Alten haben zugenommen, hieß es in dem
Bericht.
Alleinstehende Frauen, Migrant:innen und queere Menschen sind dabei
besonders benachteiligt. Alleinstehende alte Frauen mit
Migrationsgeschichte sind beispielsweise zu 41 Prozent vom
Altersarmutsrisiko betroffen, während dies im Durchschnitt der alten
Bevölkerung nur 18 Prozent sind.
## Löchrige Erwerbsbiografie
Geringe Qualifikationen, umfassende [3][familiäre Sorgearbeit] in der
Biografie, frühe gesundheitliche Probleme, körperlich sehr anstrengende
Berufe gehören laut dem Bericht zu den Faktoren, die sich im Alter
nachteilig auswirken. Immer mehr Menschen gehen nach einer unterbrochenen
Erwerbsbiografie in eine dann schmale Rente.
Etwa 8 Prozent der Rentner:innen waren im Jahre 2022 noch erwerbstätig.
Ein Drittel dieser erwerbstätigen Senior:innen muss laut dem Bericht
arbeiten, um Armut zu vermeiden.
Die Sachverständigen sprachen sich dafür aus, den Bezug von Grundsicherung
im Alter zu „de-stigmatisieren“. 60 Prozent der alten
Grundsicherungsberechtigten beantragen die Leistungen nicht, so Schätzungen
in dem Bericht. Dies kann an der Scham liegen, oft aber ist die Bürokratie
auch zu aufwendig oder die Betroffenen kennen die Anspruchsvoraussetzungen
gar nicht.
8 Jan 2025
## LINKS
DIR [1] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/aeltere-menschen-in-deutschland-so-unterschiedlich-wie-nie-254038
DIR [2] /Expertin-ueber-Altersarmut/!5928696
DIR [3] /Soziale-Ungleichheit-in-Deutschland/!5894341
## AUTOREN
DIR Barbara Dribbusch
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