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       # taz.de -- Nach Wahlbetrug: Maduro und González ringen um Venezuela
       
       > Am Freitag will sich Venezuelas Amtsinhaber Maduro erneut als Präsident
       > vereidigen lassen. Das will aber auch der Oppositionskandidat González
       
   IMG Bild: Maduros Unterstützer:innen sind schon auf der Straße: Venezuelas Hauptstadt Caracas, zwei Tage vor der Amtseinführung
       
       Bogotá taz | Zwei Männer wollen sich diesen Freitag zum Präsidenten
       Venezuelas vereidigen lassen: Amtsinhaber Nicolás Maduro – und
       [1][Oppositionskandidat Edmundo González]. González, der den Wahlsieg für
       sich beanspruchte, aber das Land verließ, nachdem die Regierung ihn zum
       Verlierer erklärte, hat sein Exil in Spanien verlassen und angekündigt, zu
       seiner Vereidigung nach Venezuela zu reisen.
       
       Begleiten wollen ihn neun lateinamerikanische konservative Ex-Präsidenten,
       darunter der ehemalige kolumbianische Staatschef Andrés Pastrana. Seit
       Montag tourte González durch Lateinamerika und machte auch einen Abstecher
       ins Weiße Haus, wo ihm der scheidende US-Präsident Joe Biden seine
       Unterstützung zusicherte.
       
       Ob González in Venezuela ankommt, ist ungewiss. Das Regime hat auf ihn ein
       Kopfgeld von 100.000 Dollar ausgesetzt, einen Haftbefehl gibt es schon
       länger. Innenminister Diosdado Cabello betont, dass Fluglinien, die ihn und
       seinen Ex-Präsidenten-Anhang transportieren, Sanktionen erwarten. Und dass
       Venezuela Flugzeuge „neutralisieren“ werde, die den Luftraum verletzten.
       
       Am 28. Juli vergangenen Jahres hatte sich Nicolás Maduro zum [2][Wahlsieger
       erklären lassen.] Vorausgegangen war, was Carolina Jiménez, die Präsidentin
       des Washingtoner Büros für Lateinamerika (Wola), dieses als „den größten
       Wahlbetrug des 21. Jahrhunderts in Lateinamerika“ bezeichnete. Die
       Opposition hat Edmundo González zum deutlichen Sieger erklärt. Als Beweis
       stellte sie die Protokolle von 85 Prozent der Wahllokale ins Internet. Die
       Regierung ist bis heute den internationalen Rufen nach Transparenz nicht
       nachgekommen.
       
       ## Militär und Polizei auf den Straßen
       
       In den Tagen vor der Amtseinführung hat die Repression zugenommen. Militär
       und Polizei patrouillieren schwer bewaffnet auf den Straßen – sogar in
       Gegenden, wo sie sonst nicht präsent sind, sagt Lissette González. Sie ist
       Forschungskoordinatorin der Menschenrechtsorganisation Provea. Sie wohnt
       außerhalb der Hauptstadt Caracas und hat am Tag des Telefonats mit der
       tazdas Haus noch nicht verlassen. Das Büro von Provea ist geschlossen, zur
       Sicherheit. Am Vorabend hatten Vermummte Carlos Correa verschleppt, den
       Direktor der Partnerorganisation Espacio Público, die sich für
       Meinungsfreiheit einsetzt.
       
       „Es herrscht ein Klima der Angst“, sagt Lissette González. Führende
       Oppositionspolitiker wurden festgenommen, zum Teil auf offener Straße
       entführt. Am Dienstag traf es den Schwiegersohn von Edmundo González, am
       Mittwoch den ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Enrique Márquez.
       
       „Die Behörden wollen um jeden Preis vermeiden, dass die Vereidigung am
       Freitag behindert wird“, sagt Lissette Gonzalez. Zum ersten Mal soll es
       keine Live-Übertragung von der Amtseinführung geben, nicht einmal im
       Parlamentsfernsehen – wohl, um unschöne Bilder zu vermeiden. Ein Zeichen
       der Schwäche sei das jedoch nicht, betont González.
       
       Das Maduro-Regime hat den kompletten Staatsapparat unter Kontrolle,
       Parlament, Justiz und Armee und verfügt zudem über paramilitärische
       Milizen. Die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte
       veröffentlichte kurz vor der Amtseinführung einen [3][Bericht über die
       schweren Menschenrechtsverletzungen] im Wahlkontext. Sie gehört zur
       Organisation Amerikanischer Staaten, die González als Wahlsieger anerkannt
       hat. Nach der Wahl wurden rund 2.400 Menschen willkürlich festgenommen,
       mindestens 25 getötet. Die Kommission spricht von Folter und Verfolgung von
       Oppositionellen.
       
       ## Oppositionsführerin will auftreten
       
       Milizen der Regierung verteilten wenige Tage vor der Amtseinführung Waffen
       an Maduro-Anhänger:innen. Für Donnerstag hatte die Opposition zu
       Protestmärschen aufgerufen. Die charismatische Oppositionsführerin María
       Corina Machado hatte angekündigt, zum ersten Mal seit August aufzutreten.
       Sie hält sich aus Angst vor einer Festnahme seit Monaten versteckt und
       schickt Durchhalteparolen über die sozialen Medien.
       
       Innenminister und Ex-Militär Cabello warnte vor der Teilnahme an
       Demonstrationen der Opposition. Wer sich daran beteilige, werde dies „für
       den Rest seines Lebens“ bereuen.
       
       9 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Opposition-in-Venezuela/!6032446
   DIR [2] /Wahlbetrug-in-Venezuela/!6026818
   DIR [3] https://www.oas.org/es/CIDH/jsForm/?File=%2Fes%2Fcidh%2Fprensa%2Fcomunicados%2F2025%2F007.asp
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Wojczenko
       
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