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       # taz.de -- Verkehrserziehung: Ein roter Teppich für den Schulweg
       
       > Erziehung ist nicht nur bei Kindern wichtig. Was den Autoverkehr angeht,
       > wurde da einiges versäumt, findet unsere Kolumnistin.
       
   IMG Bild: Moers, Septmeber 2023: eine Polizei-Oberkommissarin zeigt SchülerInnen, wie man die Straße richtig sichert
       
       Ich war in Hamburg Party machen: Die Kinderunfallhilfe hat mir den
       Medienpreis für mein [1][Verkehr]serziehungsbuch verliehen! Da hat sich
       mein Erziehungsratgeberlesen doch gelohnt: Schon schwanger hatte ich mich
       pädagogisch auf den neuesten Stand gebracht. Ich las, wie wichtig es sei,
       Grenzen aufzuzeigen. Anderenfalls würde der Nachwuchs glauben, die ganze
       Welt drehe sich nur um ihn.
       
       Was für fürchterliche Folgen eine entgrenzte Erziehung hat, konnte ich ja
       am Auto sehen. Jahrzehntelang wurden Häuser abgerissen, Bäume gefällt und
       ganze Flüsse verbuddelt – nur damit Vierräder überall frei fahren können.
       Jetzt ist das Auto sehr groß und SUV-mäßig dick geworden und setzt dem Rest
       der Welt enge Grenzen. Einfach rumlaufen oder radeln geht nicht.
       
       Und selbst das Helikoptern haben Autobesitzende erfunden: Meinem Baby soll
       ein Parkplatz gestrichen werden – Revolution! Geschwindigkeitsbegrenzung,
       Stoppschilder, Parkverbote – für mein Blech nur Kannvorschriften. Links
       parken Autos, rechts fährt eine Radfahrerin – intuitiv die weniger
       Lackschäden produzierende Radfahrerin minimalinvasiv überholen. Ja, frühes
       Grenzen setzen, wäre auch beim Auto wichtig gewesen.
       
       Begleitend zum ersten Kinderradkauf las ich dann
       Straßenverkehrserziehungs-Schriften. Darin stand kurz zusammengefasst,
       dass Kinder kindliches Verhalten ablegen müssen, weil sie sonst totgefahren
       werden. Das klappt naturgemäß nicht, weshalb die meisten Stadtkinder nur
       noch mit ihren Eltern unterwegs sind. Eltern mit freilaufenden Stadtkindern
       erkennt man an ihrem panischen Gesichtsausdruck und dem „Vorsicht,
       Halt!“-Brüllen. Die anderen Eltern sitzen mit ihren Kindern im Auto.
       Wissend, dass ihr Kind so keine Orientierung lernt, motorisch
       hinterhereiert und vermutlich durch die Radprüfung fällt.
       
       ## Autoverkehr muss erzogen werden
       
       Ich dachte, das geht anders, und schrieb ein eigenes
       Straßenverkehrserziehungsbuch. Darin steht kurz zusammengefasst, dass die
       Dinge derzeit sind, wie sie sind – aber langfristig der Autoverkehr erzogen
       werden kann und muss. Auf der Preisparty habe ich andere ausgezeichnete
       Eltern kennengelernt. Die legen zum Beispiel rote Teppiche in Hamburg an
       Stellen auf dem Schulweg ihrer Kinder, an die Ampeln oder Zebrastreifen
       gehören würden. Eine andere Dame hilft seit 53 Jahren an derselben Stelle
       in Wuppertal mit Warnweste und Leuchtkelle Schülern beim Straßeüberqueren.
       
       Jetzt überlege ich, wie Ideen nicht nur Preise gewinnen – sondern sichtbar
       was ändern. Und das nicht erst in 54 Jahren, sondern zu meinen Lebzeiten:
       Wer schaffte es wie, dass irgendwo ein Zebrastreifen, eine Fußgängerampel,
       ein baulich getrennter Radstreifen, eine Tempo-30-Zone eingerichtet wurden?
       Ich träume von einer Umsetzungskolumne: über taz-Lesende, die irgendwo
       bereits erfolgreich ein Stück Straßenverkehrswelt gerettet haben. Schreiben
       Sie mir, was und wie Sie das geschafft haben! Ich freue mich auf die
       Schreibparty: verkehrswende@taz.de.
       
       27 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Verkehr/!t5008313
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kerstin Finkelstein
       
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