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       # taz.de -- Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug: „Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
       
       > Sven-Christian Kindler hört auf, um ein besserer Vater zu sein. Nach 15
       > Jahren Bundestag klagt er aber auch: Social Media hat den Diskurs
       > zerstört.
       
   IMG Bild: „Die Erwartung in der Politik ist, dass man 24/7 erreichbar ist. Darauf habe ich keine Lust mehr.“ Sven-Christian Kindler
       
       taz: Herr Kindler, wenn sich im März der neue Bundestag konstituiert, endet
       Ihr Leben als Abgeordneter. Was machen Sie an dem Tag? 
       
       Sven-Christian Kindler: Meine Kinder vom Hort abholen. Mit ihnen spielen.
       Freunde treffen. So was.
       
       taz: Nach 15 Jahren im Bundestag [1][kandidieren sie nicht noch einmal].
       Der Grund dafür ist Ihre Familie? 
       
       Kindler: Ich wurde mit 24 Jahren in den Bundestag gewählt, und für mich war
       immer klar, dass ich dort nicht in Rente gehen möchte. Demokratie lebt vom
       Wechsel. Aber der Hauptgrund ist, dass ich der Verantwortung für meine
       Familie nachkommen will.
       
       taz: Das ist als Abgeordneter nicht möglich? 
       
       Kindler: Gleichberechtigte Elternschaft und ein Job in der Spitzenpolitik
       sind nicht vereinbar. Der Großteil der Sorgearbeit liegt bei meiner Frau,
       und das ist nicht gerecht. Es schmerzt mich auch einfach: Ich bin die ganze
       Sitzungswoche in Berlin, und selbst wenn ich danach zurück nach Hannover
       komme, habe ich den Kopf häufig nicht frei für meine Familie.
       
       Ich habe schon versucht, möglichst viele Wochenenden und Termine in den
       Wahlkreiswochen freizuhalten und was mit meinen Kindern zu machen. Aber am
       Ende des Tages kann dann trotzdem eine Interviewanfrage reinbrettern. Und
       das bedeutet für meine Frau: Sie muss ständig verfügbar sein, um
       einzuspringen. Die Erwartung in der Politik ist, dass man 24/7 erreichbar
       ist. Darauf habe ich keine Lust mehr.
       
       taz: Viele Abgeordnete mit Kindern ziehen aus ihren Wahlkreisen ganz nach
       Berlin. 
       
       Kindler: Das kam für uns nie in Frage, weil Hannover unser Zuhause ist und
       wir unser Netzwerk dort haben. Ich weiß auch nicht, wie groß der Vorteil
       wäre. Du arbeitest trotzdem super viel, und statt nach Berlin musst du jede
       zweite Woche eben in den Wahlkreis pendeln. Als die Kinder noch ganz klein
       waren, bin ich auch gependelt. Ich habe viele Züge morgens um 5 Uhr
       genommen. Aber das schlaucht auf Dauer total.
       
       taz: Hatten Sie denn etwas Anderes erwartet? Als Sie Vater geworden sind,
       kannten Sie die Arbeit als Abgeordneter schon. 
       
       Kindler: Ich habe es unterschätzt. Sowohl, wie der Betrieb mich über die
       Jahre aufgefressen hat als auch, wie stark einen Kinder brauchen. Das kenne
       ich von vielen Eltern: Man kann sich vorher nicht vorstellen, wie sehr sich
       das Leben verändert und wie stark dann auch die Geschlechterfalle
       zuschnappt. Ich bedauere, dass ich das nicht früher erkannt habe.
       
       taz: Könnte sich der Politikbetrieb verändern und die Vereinbarkeit von
       Mandat und Familie erleichtern? 
       
       Kindler: Man könnte viel ändern. Zum Beispiel keine Termine, Abstimmungen
       und Verhandlungen mehr am Abend durchführen. Und für Abgeordnete eine
       Elternzeit mit einer Vertretungsregelung einführen. Ich war bei beiden
       Kindern ungefähr vier Monate inoffiziell in Elternzeit. Mir war das zu
       wenig, aber ich habe mich auch nicht getraut, länger wegzubleiben.
       
       Manches ist aber schon besser geworden, es gibt zum Beispiel mehr
       Videokonferenzen anstelle von Präsenzterminen. Es gab in der Fraktion auch
       viel Verständnis, wenn ich Termine abgesagt und mich kindkrank gemeldet
       habe, weil ich zum Kinderarzt musste. Und als Arbeiterkind weiß ich
       natürlich, welche Privilegien ich heute habe und dass Vereinbarkeit für
       viele andere Familien noch viel weniger gegeben ist. Das Thema betrifft
       nicht nur die Politik, sondern die ganze Gesellschaft.
       
       taz: Das klingt alles danach, dass Ihnen die Entscheidung zum Abschied am
       Ende nicht schwergefallen ist. 
       
       Kindler: Ich habe es zwar erst dieses Jahr öffentlich gemacht, aber ich
       hatte schon 2020 entschieden, dass das meine letzte Wahlperiode wird.
       Seitdem habe ich es nie konkret infrage gestellt. Trotzdem ist es
       ambivalent. Politiker sein gehört zu meiner Identität, und Teile davon
       werde ich vermissen.
       
       taz: Macht abzugeben ist sicher nicht einfach. 
       
       Kindler: Genau. Ich bin seit zehn Jahren Sprecher meiner Fraktion für
       Haushaltspolitik. Das ist der beste Job im Parlament, weil ich viel Macht
       habe – und das wollte ich immer. Nicht als Selbstzweck für mein Ego,
       sondern um etwas verändern zu können. Ich konnte selbstwirksam sein. Der
       Teil wird mir fehlen.
       
       taz: Aber auch von Ego und Eitelkeit werden Sie nicht ganz frei sein. Es
       fühlt sich sicher gut an, sich auf einer Party als Bundestagsabgeordneter
       vorzustellen. 
       
       Kindler: Das fühlt sich nicht gut an. Natürlich gibt es schmeichelhafte
       Situationen. Aber wenn ich zwölf Stunden gearbeitet habe, will ich auf
       einer Party nur feiern, mit Freund*innen Bier trinken und mich auch mal
       danebenbenehmen können, statt immer zu denken: Ich muss aufpassen und in
       meiner Rolle bleiben.
       
       taz: Was machen Sie in Zukunft beruflich? 
       
       Kindler: Ich will nicht mein Mandat vergolden, sondern mich weiter für
       soziale und ökologische Ziele einsetzen. Aber erst mal brauche ich ein
       bisschen Zeit. Vor dem Bundestag habe ich ein duales Studium gemacht und
       war dann zwei Jahre im Unternehmenscontrolling bei Bosch. Ich habe also 20
       Jahre lang durchgearbeitet und muss mich jetzt erst mal durchschütteln, um
       zu überlegen, was genau ich mit der zweiten Hälfte meines Lebens machen
       will.
       
       taz: Viele Nachwuchspolitiker*innen arbeiten mittlerweile erst in
       Abgeordnetenbüros und rutschen von dort direkt ins Parlament. War es ein
       Vorteil, dass sie vor dem Mandat ein Berufsleben außerhalb der Politik
       hatten? 
       
       Kindler: Es war eine prägende Erfahrung. Ich war dadurch auch früh in der
       Gewerkschaft und habe gelernt, dass es Urlaub und Ruhezeiten gibt, und
       Überstunden ausgeglichen werden müssen. Das war mir später auch als Chef in
       meinem Abgeordnetenbüro wichtig. Und es ist jetzt natürlich beruhigend,
       dass ich ein fertiges Studium und Berufserfahrung habe. Ich komme wie
       gesagt aus einer Arbeiter*innenfamilie. Geldsorgen spielten bei uns immer
       eine Rolle. Mit dem Sprung ins kalte Wasser muss ich mich auch gewissen
       Ängsten stellen.
       
       taz: Sie sind als Ex-Abgeordneter gut abgesichert – und haben trotzdem
       Zukunftsängste? 
       
       Kindler: Ängste sind selten rational.
       
       taz: Wäre es sinnvoll, Mandate grundsätzlich zu begrenzen, sodass nach zwei
       oder drei Wahlperioden automatisch Schluss ist? 
       
       Kindler: Ich bin skeptisch, das gesetzlich zu regeln, aber mehr Wechsel
       wäre gut. Das würde neue Perspektiven reinbringen. Mir hat meine
       Entscheidung für diese Legislatur auch eine große innere Freiheit gegeben.
       Ich konnte stärker auf meine Werte und mein Gewissen hören. Es macht viel
       mit einem, sich ständig fragen zu müssen: Wie stehe ich in der Presse da?
       Werde ich noch mal aufgestellt? Behalte ich meinen Posten? Die Gefahr ist,
       dass man am Ende nur noch so ein Wackelpudding ist und für gar nichts mehr
       steht.
       
       taz: Und wie groß ist die Gefahr, als Abgeordneter abzuheben und keinen
       Blick mehr für die Probleme der Menschen zu haben? 
       
       Kindler: Sie ist da, allein schon, weil wir als Abgeordnete ganz andere
       finanzielle Möglichkeiten haben als der Großteil der Bevölkerung. Man muss
       sich aktiv gegen dieses Risiko schützen. Ich habe es versucht, indem ich
       bewusst auch weiter Freund*innen außerhalb der Politik hatte. Und ich bin
       zum Beispiel an die Kioske gegangen – Hannover hat die größte Kioskdichte
       der Welt – und habe dort mit den Leuten geredet.
       
       taz: Die Grünen betonen, [2][über die Alltagsprobleme der Menschen reden zu
       wollen]. Das klingt stellenweise so, als würden sie damit eine ganz neue
       Welt entdecken. Hätte Robert Habeck in den letzten Jahren auch öfters mal
       zum Kiosk gehen sollen? 
       
       Kindler: Robert holt sich sein Bier am Kiosk. Das Narrativ, wir hätten
       keinen Blick für die einfachen Leute, wird uns vom politischen Gegner
       angehängt und ist falsch. Wir haben in der Partei und in unserer
       Wählerschaft Menschen aus allen Schichten. Was in diesem Wahlkampf neu ist:
       Wir setzen nicht nur programmatisch einen sozialen Schwerpunkt, sondern
       stellen das auch kommunikativ nach vorne.
       
       taz: Es war auch bisher kein reines Kommunikationsproblem. Um an das
       leidige Heizungsgesetz zu erinnern: [3][Die soziale Abfederung fehlte
       zunächst.]
       
       Kindler: Ja, man hätte von Anfang an ein Förderprogramm machen müssen. Aber
       es war unsere Fraktion, die so ein Programm mit einer sozialen Staffelung
       am Ende im Bundestag durchgesetzt hat. Ich habe das zentral verhandelt. Das
       war übrigens nicht die einzige Situation, in der wir links der SPD standen
       und soziale Verbesserungen gegen sie und die FDP durchsetzen mussten.
       
       taz: Wenn es denn so war: Vielleicht hätten die Grünen öfters darüber reden
       sollen, als sich immer nur um Harmonie in der Ampel zu sorgen. 
       
       Kindler: Wir hätten es stärker nach außen stellen müssen. Da sind andere
       Parteien ruchloser als wir. Gerade die FDP, die sich an der Spitze immer
       für den billigen kommunikativen Erfolg entschieden hat.
       
       taz: Nur an der Spitze? 
       
       Kindler: Im Haushaltsausschuss haben wir konstruktiv zusammengearbeitet.
       Einer der größten Erfolge von Dennis Rohde, Otto Fricke und mir …
       
       taz: … den drei Chefhaushältern der Ampel-Fraktionen … 
       
       Kindler: … war ein Boni- und Dividendenverbot für große Unternehmen, die
       von der Strom- und Gaspreisbremse profitiert haben. Im Haushaltsausschuss
       hat man große Gestaltungsmöglichkeiten – wir haben das gegen den Kanzler,
       den Finanzminister und den Vizekanzler durchgesetzt, und das hat dem Staat
       Milliarden gespart.
       
       taz: Wie haben Sie Drei das geschafft? 
       
       Kindler: Es ging bei uns nie darum, dass sich einer nach außen profiliert.
       Wir haben untereinander hart verhandelt – aber ohne, dass jemals etwas
       durchgestochen wurde. Wenn wir dann gemeinsame Lösungen hatten, haben wir
       sie in der Öffentlichkeit gemeinsam verkauft. Dadurch hatten wir viel
       Einfluss. In der Regierung war bekannt, dass man uns nicht spalten kann.
       
       taz: Wie war die persönliche Zusammenarbeit mit Christian Lindner? 
       
       Kindler: Mit Jörg Kukies hatte ich in den letzten Wochen mehr persönlichen
       Kontakt als mit Christian Lindner in drei Jahren. Als haushaltspolitische
       Sprecher der Ampel wollten wir ein gemeinsames Abendessen mit ihm. Hat nie
       stattgefunden. Die Zusammenarbeit war von Misstrauen geprägt, seine
       Mitarbeiter durften uns vieles nicht sagen. Auch technisch war das
       Finanzministerium unter seiner Leitung das schlechteste, was ich in den 15
       Jahren erlebt habe.
       
       taz: Trotzdem hatten Sie ziemlich lange daran geglaubt, dass sich die Ampel
       auch für 2025 auf einen Haushalt einigen würde. Waren Sie zu naiv? 
       
       Kindler: Ich habe unterschätzt, wie brutal uns Christian Lindner und die
       FDP-Spitze über Monate verarscht haben. Aber Dennis, Otto und ich standen
       am Morgen nach dem Bruch im Ausschuss noch mal zusammen, auch mit unseren
       Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das war eine herzliche, vertraute
       Stimmung. Auch jetzt haben wir noch guten Kontakt.
       
       taz: Abgesehen von der Art und Weise des Koalitionsbruchs: Immerhin ist es
       dank der FDP vorbei. Von der Ampel konnte man nicht mehr viel erwarten. 
       
       Kindler: Es wäre besser gewesen, wir hätten regulär im September gewählt.
       In vielen Staaten Zentraleuropas fehlen gerade sichere Mehrheiten. In den
       USA ist der Faschist Donald Trump gewählt. Es ist unklar, wie es in der
       Ukraine weitergeht. Putin ist auf dem Vormarsch. Ich finde es
       unverantwortlich, in so einer Situation mutwillig eine Regierung zum
       Scheitern zu bringen – zumal man den Haushalt hätte hinbekommen können. Es
       gab Einigungskorridore.
       
       taz: Die Neuwahl eröffnet die Chance, [4][dass die Schuldenbremse schneller
       gelockert wird]. 
       
       Kindler: Unser Haushalt wäre in Ordnung gewesen. Wir hätten darin
       Rekordinvestitionen gehabt, die gerade für die Wirtschaft wichtig gewesen
       wären. Natürlich müssen wir auch die Schuldenbremse reformieren, aber das
       hätte man in Ruhe vorbereiten und nach einer Wahl im September 2025
       umsetzen können.
       
       taz: Ärgert es Sie gar nicht, als Haushälter aufzuhören, kurz bevor die
       Schuldenbremse voraussichtlich fällt? 
       
       Kindler: Ich werde es zwar nicht zu Ende führen, aber ich bin froh, dass
       ich die Grundlagen dafür legen konnte. Als ich in den Bundestag kam, war
       die Schuldenbremse gerade eingeführt worden. Die Grünen hatten zwar
       dagegengestimmt, aber dann ihren Frieden damit gefunden. Viele wollten sich
       aus opportunistischen Gründen nicht gegen den Mainstream stellen. Ich war
       mit meiner Kritik in der Minderheit, aber am Ende haben sich meine
       Überzeugungen durchgesetzt. Es war jahrelange Arbeit, bis wir 2021 die
       Reform der Schuldenbremse ins Wahlprogramm geschrieben haben. Die Reform
       wird kommen.
       
       taz: Was haben Sie in den 15 Jahren falsch gemacht? 
       
       Kindler: Die Umwidmung der Coronakredite für den Klimafonds, die Karlsruhe
       am Ende kassiert hat, war ein Fehler. Das habe auch ich falsch
       eingeschätzt, als ich in den Koalitionsverhandlungen den Vorschlag des
       Finanzministeriums mitgetragen habe. Und wo ich zumindest nicht geschafft
       habe, was ich mir vorgenommen hatte: Ich habe mich lange für
       Mitte-Links-Bündnisse mit SPD und Linken engagiert. Dafür sehe ich heute
       realistisch keine Perspektive im Bund – weil die Mehrheiten weit weg sind
       und weil es nicht mit dieser Linken geht, die die fundamental neue
       Sicherheitslage in Europa mit dem Kriegsherrn Putin bewusst verkennt.
       
       taz: Auch der Aufstieg der Rechten fällt in die letzten 15 Jahre. Was hat
       sich durch den Einzug der AfD im Bundestag verändert? 
       
       Kindler: Im Haushaltsausschuss duzen sich eigentlich alle, von der CSU bis
       zur Linkspartei. Nach den Sitzungen trinkt man auch mal was zusammen und
       überhaupt hat man das gemeinsame Verständnis, die Regierung zu
       kontrollieren. Jetzt sitzt da noch ein ganz anderer Player, der dieses
       demokratische Game nicht mitspielen, sondern beenden will. Mit denen
       wechsle ich kein Wort zu viel.
       
       taz: Wodurch hat sich Ihre Arbeit als Abgeordneter seit 2009 noch
       verändert? 
       
       Kindler: Die sozialen Netzwerke haben massiv etwas verschoben. Es betrübt
       mich, wie dumm der Diskurs zum Teil geworden ist. Das Sachargument zählt
       viel weniger, und es bleibt kaum noch Zeit zum Nachdenken: etwas in Ruhe zu
       lesen, verschiedene Perspektiven zu hören und Argumente abzuwägen, statt
       alles Mögliche sofort in zwei Sätzen zu kommentieren. Es geht in der
       Politik um sehr komplexe Themen, und ich glaube, wir könnten den Menschen
       mehr Komplexität zutrauen.
       
       taz: Die ehemalige Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte nach ihrem Rücktritt,
       sie habe in ihrer Amtszeit wie ein Sprechautomat geklungen, weil sie bloß
       nichts Falsches sagen wollte. Müssen Politiker*innen heute mit mehr
       Bedacht formulieren als früher? 
       
       Kindler: Die Räume, in denen du offen reden kannst, werden immer kleiner.
       Jeder Satz kann auf Social Media landen, wo es die Tendenz gibt, Sätze aus
       dem Kontext zu reißen und bewusst misszuverstehen – auch von politischen
       Gegnern. Bei jeder Kreismitgliederversammlung und auf jeder Demo denkst du:
       Was darf ich jetzt eigentlich sagen? Was könnte gegen mich verwendet
       werden? Ist das jetzt die Linie, die wir abgestimmt haben? Irgendwie ist
       jede Lockerheit verloren gegangen, und das ist ein Problem.
       
       Und wie hat sich in all den Jahren speziell Ihre Partei verändert? 
       
       Kindler: Wir sind heute in vielen Bereichen deutlich linker aufgestellt als
       2009. Woran es uns aber noch lange gefehlt hat, war das Selbstbewusstsein,
       zu unseren Zielen zu stehen, statt uns für sie zu entschuldigen.
       
       Woher kam die Verzagtheit? 
       
       Kindler: Teile von uns waren zu sehr auf die Anerkennung konservativer
       Eliten aus und haben sich zu sehr von dem leiten lassen, was Springer oder
       die Unternehmerverbände als Mitte definiert haben. Aber auch das ist
       vorbei. Ich sehe da eine Richtungsänderung unter dem neuen Parteivorstand
       in diesem Wahlkampf.
       
       Nur beim Vorstand oder auch beim Kanzlerkandidaten? 
       
       Kindler: Robert Habeck steht dazu, dass er Klimaschutz und soziale
       Gerechtigkeit will. Er wirkt befreit, und das steht ihm gut.
       
       27 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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