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       # taz.de -- IOC-Kandidat Johan Eliasch: Viel Feind, viel Ehr
       
       > Skiverbands-Chef Johan Eliasch will IOC-Präsident werden. Er ist ein
       > Workaholic, der auch schon auf Klimafreund gemacht hat. Beliebt war er
       > nirgendwo.
       
   IMG Bild: Der schwedisch-britische Unternehmer Johan Eliasch
       
       Noch nie saß dem Internationalen Olympischen Komitee ein Präsident aus
       Asien, Afrika oder Südamerika vor. Und wenn [1][Johan Eliasch] nun
       möglicherweise bald zum neuen Chef der olympischen Gesellschaft gewählt
       werden sollte, dann würde sich an diesem Befund nichts ändern.
       
       Der schwedisch-britische Unternehmer tritt gegen sechs Konkurrenten an.
       Zuletzt [2][haben wir uns an dieser Stelle mit der Ex-Schwimmerin Kirsty
       Coventry aus Simbabwe befasst] und konnten nur ein Eignungszeugnis mit der
       Note vier ausstellen. Wie schaut es bei Johan Eliasch aus?
       
       Der Mann ist verdammt umtriebig, ein klassischer Workaholic. Seine
       Beschäftigungsnachweise, etwa auf Wikipedia, reichen für drei oder vier
       Karrieren. Wahrscheinlich schläft der Businessmensch einfach sehr wenig.
       Sein Vater war schon reich, aber er trieb die Kinder mit der Verfügung an,
       das Erbe werde erst ausgezahlt, wenn die Kinder 50 geworden sind. Eliasch
       ist jetzt 61 Jahre alt, aber das Geld des Alten hat er eigentlich nie
       gebraucht. Er war früh [3][im Bereich Private-Equity] unterwegs, das ist
       eine Form der Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen.
       Angeschlagene Firmen werden aufgekauft und hart saniert.
       
       So war für Johan Eliasch auch die Ski- und Sportausrüstungsfirma Head
       interessant. In den 90er Jahren stand Head vor der Insolvenz. Johan Eliasch
       schlug zu und machte Head wieder zu einem ernstzunehmenden Player auf dem
       Markt. Hermann Maier und Bode Miller hatten die Latten an den Füßen, wenn
       sie sich die Hänge hinabstürzten.
       
       ## Amazonas im Visier
       
       Der Schwede führte Head an die Börse, gut 66 Prozent gehörten der ECJ
       Foundation von Eliasch; [4][mittlerweile wurde die Firma in eine
       GmbH-Struktur überführt] und von der Börse genommen. Nebenbei mischte
       Eliasch in der schwedischen Politik mit, später in der britischen. Und er
       entdeckte das Thema Nachhaltigkeit für sich, was nicht weniger politisch
       ist.
       
       Wer weiß, vielleicht, weil er nach dem Scheitern einer ersten Ehe mit der
       Brasilianerin Ana Paula Junqueira liiert war, kam der Amazonas-Regenwald
       ins Visier des Rastlosen. Er kaufte die Firma Gethal und damit auch 160.000
       Hektar Regenwald. Auf einer Konferenz von Versicherungsexperten ventilierte
       er die Auffassung, man könne ja den gesamten Regenwald in Südamerika für 50
       Milliarden Dollar aufkaufen. Die brasilianische Regierung unter [5][Lula da
       Silva] war alarmiert und schickte ihm sogar den Geheimdienst auf den Hals.
       
       ## „Grüner Kolonialismus“
       
       Es wurde nicht besser, als Eliasch das Projekt Cool Earth gründete, wo man
       sich nach Entrichtung eines Obolus als Regenwaldretter fühlen durfte.
       Kritiker warfen Eliasch „grünen Kolonialismus“ vor, der ehemalige
       Umweltredakteur des Guardian, John Vidal, [6][sprach von „grünem
       Landraub“.] Eliasch wurde von den Brasilianern mit Prozessen überzogen,
       sollte zunächst hohe Millionenbeträge als Strafe für angebliche Rodungen
       zahlen, doch 2013 obsiegte er, was der Unternehmer immer noch auf einer
       extra Internetseite für Interessierte dokumentiert; sie heißt tatsächlich:
       [7][false-media-reports-johan-eliasch-illegal-deforestation.com].
       
       Seit ein paar Jahren ist Eliasch [8][Chef des Internationalen Ski-Verbands
       FIS], und auch da hat er sich viele Feinde gemacht. Viel Feind, viel Ehr,
       wird sich Eliasch denken und über die Diagnose der Neuen Zürcher Zeitung
       hinweggehen, die da schrieb: „Johan Eliasch agiert unzimperlich, sein
       bevorzugtes Stilmittel ist die Hauruckaktion.“ Den Skiverband will er
       zentral vermarkten lassen und damit den nationalen Verbänden und
       Weltcup-Ausrichtern Pfründen nehmen, was selbstverständlich zum Aufbegehren
       geführt hat. Im IOC sitzt der ehemalige Curler erst seit 2023. Seine Wahl
       verspräche gute Unterhaltung, und, wie es heute heißt, disruptives
       Herangehen, aber auch die Verstetigung von Interessenskonflikten.
       
       15 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://olympics.com/ioc/mr-johan-eliasch
   DIR [2] /Komitee-der-Olympische-Spiele/!6054463
   DIR [3] /Massives-Investment-in-Europa/!6041006
   DIR [4] https://aktien-portal.at/showcompany.html?nid=39222&uid=77&sub=news&ta=1&uid=77&sh=1&&m=unternehmen&m1=unternehmen&sub=news&%20&s=Head-N.V.-Head-wird-nach-B%26%23246%3Brsenabgang-zur-GmbH---Keine-Quartalsberichte-mehr
   DIR [5] /Luiz-Inacio-Lula-da-Silva/!t5030106
   DIR [6] https://dialogue.earth/en/nature/1774-the-great-green-land-grab/
   DIR [7] https://false-media-reports-johan-eliasch-illegal-deforestation.com/
   DIR [8] https://skiweltcup.tv/index.php/vier-skiverbaende-legen-beschwerde-gegen-die-fis-praesidentenwahl-von-johan-eliasch-beim-sportgerichtshof-cas-ein/#google_vignette
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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