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       # taz.de -- Ausbruch der Maul- und Klauenseuche: Seuchen auf dem Land
       
       > Der „Kritische Agrarbericht“ wurde auf der Grünen Woche in Berlin
       > vorgestellt. Er enthält ein Kapitel zum Ausbruch der Maul- und
       > Klauenseuche.
       
   IMG Bild: Auf dem Weg zu einem Stall in Hoppegarten, Märkisch-Oderland, 10. Januar: im Landkreis gab es Fälle von Maul- und Klauenseuche
       
       Das nennt man Punktlandung. Der neue „Kritische Agrarbericht“, der auf der
       Grünen Woche in Berlin vorgestellt wurde, enthält sogar ein Kapitel, das
       auf das aktuelle Topthema eingeht, das die weltgrößte Agrarmesse derzeit
       überschattet: der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS).
       
       Unter den Titel „Die Illusion der Seuchenfreiheit“ stellt die bekannte
       Veterinärmedizinerin und Expertin für ökologische Landwirtschaft, Anita
       Idel, die „Versäumnisse, Risiken und Folgeschäden jahrzehntelanger
       Tierseuchenbekämpfung“ dar. Auch in weiteren Aufsätzen ist das seit 22
       Jahren erscheinende Standardwerk der alternativen Landwirtschaft eine
       Fundgrube, nicht nur für die Problematiken heutiger Agrar- und
       Genforschung, sondern auch für ökologisch und nachhaltigere
       Wissenschaftsansätze in Ackerbau und Viehzucht.
       
       In ihrem Beitrag, der auch die Tierseuchen Afrikanische Schweinepest und
       Vogelgrippe behandelt, verweist Anita Idel darauf, dass bis zum Beginn der
       1990er-Jahre in den Ställen gegen MKS geimpft wurde. In der Europäischen
       Gemeinschaft handelte es sich dabei um eine jährliche Pflichtimpfung der
       Rinderbestände. Der letzte Ausbruch in Deutschland war 1988, in England
       2001. Dann aber setzten die USA, selbst seit 1929 MKS-frei, „aus
       Eigeninteresse durch, dass international nur noch Fleisch von nicht gegen
       MKS geimpften Tieren gehandelt wurde“, heißt es in dem Beitrag. Die
       Risikokurve zog an.
       
       Wie genau die MKS erstmals nach 35 Jahren wieder nach Deutschland gelangen
       konnte, auf einen Büffelbetrieb im brandenburgischen Hönow, ist weiterhin
       völlig unklar. Auch Kritiker der konventionellen Landwirtschaft hatten
       damit nicht gerechnet, wie Tierärztin Idel gestern gegenüber der Deutschen
       Presseagentur erklärte: „Dieser Ausbruch der MKS ist tatsächlich völlig
       überraschend.“
       
       ## Politische Interessen als Seuchentreiber?
       
       Im „Kritischen Agrarbericht“ warnt sie davor, dass die Gefahr von
       Tierseuchen seit Jahrzehnten „infolge politischer und wirtschaftlicher
       Interessen“ nicht ab-, sondern zunehme. Statt Weiter-so in der Tierzucht
       seien „Ursachenvermeidung bei Zuchtzielen, Haltungs- und Handelsbedingungen
       ein Muss – mit und ohne Impfungen“.
       
       Weitere Forschungs-Themen des 336 Seiten-Kompediums behandeln unter anderem
       die Digitalisierung der Landwirtschaft, den Einsatz von Drohnen und
       Robotern auf den Feldern und die europäische Gesetzeslage bei der
       Regulierung der Gentechnik im Pflanzenbau. Verwiesen wird auch darauf, dass
       in Deutschland nach wie vor nur 2 Prozent der Agrarforschungsmittel in
       agrarökologische Forschungsfelder fließen. Auch auf europäischer Ebene
       sei „der Beitrag ähnlich gering“. Für die wissenschaftliche Untersetzung
       der Agrarwende gebe es mithin „noch viel Luft nach oben“.
       
       17 Jan 2025
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Ronzheimer
       
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