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       # taz.de -- Flucht übers Mittelmeer nach Europa: NGO berichtet von 10.000 Toten bei Überfahrt nach Spanien
       
       > Auf dem Weg von Afrika auf die Kanaren sterben laut der Caminando
       > Fronteras pro Tag 30 Migrant:innen. Die NGO kritisiert eine „nicht
       > hinnehmbare Tragödie“.
       
   IMG Bild: Kein Jahr war so tödlich für Migranten wie 2024
       
       Madrid afp | Im laufenden Jahr sind einer Nichtregierungsorganisation
       zufolge mehr als 10.000 Menschen bei der [1][Flucht über das Meer nach
       Spanien] ums Leben gekommen. Mindestens 10.457 Personen seien gestorben
       oder verschwunden, erklärte die Menschenrechtsorganisation Caminando
       Fronteras am Donnerstag. Dies seien über 50 Prozent mehr als im vergangenen
       Jahr und ein Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2007.
       
       Die zwischen dem 1. Januar und dem 5. Dezember 2024 von der Organisation
       registrierten Zahlen bedeuten durchschnittlich 30 Tote pro Tag. Im
       vergangenen Jahr waren es durchschnittlich rund 18 Tote täglich. Die NGO
       bezieht ihre [2][Daten von Hotlines für Migranten in Seenot],
       Familienangehörigen vermisster Migrant:innen sowie offiziellen
       Statistiken zu Rettungsaktionen.
       
       Für den hohen Anstieg der Todesfälle um 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr
       macht Caminando Fronteras die Verwendung nicht seetauglicher Boote, immer
       gefährlichere Routen sowie fehlende Mittel für die Rettung verantwortlich.
       Die Zahlen seien „ein Beweis für ein [3][tiefgreifendes Versagen]“ der
       Rettungssysteme, erklärte die Gründerin der NGO, Helena Maleno. „Mehr als
       10.400 Tote oder vermisste Menschen in einem einzigen Jahr sind eine nicht
       hinnehmbare Tragödie“, betonte sie.
       
       ## Die meisten Opfer auf der Atlantikroute
       
       Den Angaben zufolge kamen die Opfer aus 28 Ländern, zumeist aus Afrika,
       aber auch aus dem Irak und Pakistan. Mit 9.757 gab es die meisten Opfer
       demnach auf der Atlantikroute zwischen Afrika und den Kanaren. Die Zahl der
       auf dieser Route registrierten Flüchtlinge steigt bereits das zweite Jahr
       in Folge an. An der schmalsten Stelle sind die spanischen Inseln hier
       gerade einmal 100 Kilometer von der Küste Nordafrikas entfernt.
       
       Spanien zählt – neben Italien und Griechenland – zu den wichtigsten
       Ankunftsländern für illegale Einwanderungen nach Europa. Nach Angaben des
       Innenministeriums sind zwischen dem 1. Januar und dem 15. Dezember 60.216
       Flüchtlinge irregulär nach Spanien eingereist, was einen Anstieg um 14,5
       Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum darstellt. Über 70 Prozent von
       ihnen kamen auf den Kanarischen Inseln an.
       
       Anm. der. Red.: Die genaue Zahl der Todesfälle zu erfassen, ist eine
       Herausforderung. Das anerkannte [4][Missing Migrants Project], das – anders
       als Caminando Fronteras – von einer niedrigeren Zahl vermisster oder
       verschwundener Migrant:innen seit 2014 bis Ende 2024 (5.035) auf der
       Kanaren-Route berichtet, schreibt dazu: „Sowohl die Qualität als auch der
       Umfang der Daten über Migration in Afrika sind begrenzt, und wenn es um die
       Dokumentation von irregulärer Migration, einschließlich Tod und
       Verschwinden von Migranten geht, sind die sind die Herausforderungen und
       Lücken bei der Datenerhebung immens. Die damit verbundenen
       Herausforderungen, Daten über vermisste Migrant:innen im Allgemeinen zu
       erheben, werden noch werden noch komplexer, wenn es um riesige und nicht
       überwachte Gebiete wie die Sahara-Wüste oder der Atlantikküste.“ 
       
       Die NGO [5][United] sammelt seit 1993 Daten über den Tod von Geflüchteten
       nach Europa. Sie spricht im Zeitraum von 1993 bis 2024 von mindestens
       60.620 dokumentierten Toten, die auf die „fatale Politik der Festung
       Europa“ zurückgeführt werden sowie Zehntausenden Verschwundenen.
       
       27 Dec 2024
       
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   DIR [5] https://unitedagainstrefugeedeaths.eu/about-the-campaign/about-the-united-list-of-deaths/
       
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