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       # taz.de -- Agrar- und Energiekonzern in der Krise: Baywa vereinbart Rettungsplan
       
       > Der Konzern Baywa ist für viele Landwirte ein wichtiger Zulieferer,
       > steckt aber in der Krise. Opfer der Sanierung wird wohl die
       > Erneuerbaren-Sparte.
       
   IMG Bild: Die Baywa ist für viele Landwirt*innen in Süd- und Ostdeutschland ein wichtiger Zulieferer
       
       München dpa/Reuters | Beim hoch verschuldeten Münchner Mischkonzern Baywa
       stehen die ersten Schritte zur erhofften finanziellen Gesundung bevor: Das
       Unternehmen hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden
       Hauptaktionären auf den Fahrplan zur Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt.
       
       Die Baywa veröffentlichte in der Nacht eine Börsenpflichtmitteilung. Die
       Sanierungsvereinbarung soll bis spätestens Ende April 2025
       rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der
       Finanzierung. Auf dem Konzern lasten Milliarden-Schulden, Erblast einer
       rapiden Expansion auf Pump.
       
       Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte
       deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine wichtige Rolle für die
       Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands.
       Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in der Bau- und Energiebranche
       als Dienstleister und Händler tätig.
       
       [1][Als die Finanzprobleme der Baywa bekannt wurden], sorgten sich vor
       allem Landwirt*innen. Einige von ihnen haben Flächen für Solarparks an das
       Unternehmen verpachtet und fürchten ausbleibende Pachtzahlungen. Bei der
       Versorgung mit landwirtschaftlichen Produktionsmitteln wie Saatgut,
       Maschinen und Dünger sind die Bauern außerdem oft auf den Konzern
       angewiesen.
       
       ## Großaktionäre unterstützen Sanierung
       
       Ein Bestandteil des Sanierungskonzepts ist die Ausgabe neuer Aktien. Für
       das nächste Jahr ist eine Kapitalerhöhung um 150 Millionen Euro geplant,
       bei der die Großaktionäre mitziehen wollen. Die BayWa bestätigte damit
       Informationen von Reuters. Allerdings muss die Hauptversammlung vorher noch
       zustimmen.
       
       Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische
       Raiffeisen Agrar Invest garantieren, dass die BayWa die neuen Aktien
       losbekommt. Großaktionäre und die Banken hatten den hochverschuldeten
       Konzern schon in den vergangenen Monaten mit gut einer Milliarde Euro
       gestützt.
       
       Es beginnt auch die erwartete Verkleinerung der Baywa: Bis Ende März will
       das Unternehmen seinen knapp 48-prozentigen Anteil an der Raiffeisen Ware
       Austria (RWA) für 176 Millionen Euro verkaufen, dem österreichischen
       Pendant der Baywa. Bisher sind die Unternehmen in einer verschachtelten
       Konstruktion über Kreuz aneinander beteiligt.
       
       Anfang Dezember hatte die Baywa Stellenabbau in größerem Maßstab
       angekündigt: Von den 8.000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG
       sollen 1.300 gestrichen werden, das entspricht 16 Prozent der
       Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland. Weltweit beschäftigt
       die in 60 Ländern vertretene Baywa über 23.000 Menschen.
       
       ## Wind- und Solarstrom-Tochter soll verkauft werden
       
       Auch die Auslandsbelegschaft wird wegen der angekündigten Verkäufe von
       Unternehmensteilen schrumpfen. Die Baywa hatte Anfang Dezember auch
       angekündigt, wesentliche Beteiligungen verkaufen zu wollen.
       
       Die wichtigsten Beteiligungen neben der RWA sind der neuseeländische
       Apfelproduzent Turners & Growers, die niederländische
       Agrarhandelsgesellschaft Cefetra und die auf Planung und Bau von Wind- und
       Solarparks spezialisierte Baywa r.e. Mit dem Verkauf der übrigen Anteile an
       der Energie-Tochter BayWa r.e. will man sich bis 2027 Zeit lassen, weil das
       Geschäft zurzeit lahmt.
       
       Das Geschäft mit Erneuerbaren Energien und die Beteiligungen an Cefetra und
       T&G hatte die Baywa erst im Laufe des vergangenen Jahrzehnts aufgebaut
       beziehungsweise gekauft. Die Schulden aus dieser kreditfinanzierten
       Expansion haben sich zum Mühlstein für das Unternehmen entwickelt.
       
       Im September 2025 wäre ein Kredit von bis zu zwei Milliarden Euro fällig
       geworden. Abgesehen davon führte der vom Management nicht erwartete rapide
       Anstieg der Kreditzinsen, [2][mit dem Zentralbanken die Inflation bekämpfen
       wollen], seit 2022 zu einer Verdreifachung der jährlich fälligen
       Zinszahlungen. In den ersten neun Monaten 2024 schrieb die Baywa einen
       Nettoverlust von knapp 641 Millionen Euro.
       
       Bis spätestens Ende April sollen neue Finanzierungsverträge für die Zeit
       bis zur erhofften finanziellen Gesundung im Jahr 2027 abgeschlossen werden.
       Laut Baywa unterstützen „nahezu alle der rund 300 Finanzgläubiger“ die
       Sanierungsbemühungen, wie das Unternehmen am Samstag in einer ergänzenden
       Pressemitteilung mitteilte.
       
       29 Dec 2024
       
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