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       # taz.de -- Rechtsnationaler Politiker in Kroatien: Rücktritt nach Pistolenschüssen
       
       > Der kroatische Vizeregierungschef Josip Dabro legte sein Amt nieder,
       > nachdem ein kompromittierendes Video zeigte, wie er lachend aus einem
       > Auto schoss.
       
   IMG Bild: Josip Dabro vor dem Auto, von dessen Beifahrersitz er aus dem Fenster schoss
       
       Split taz | Nach der Veröffentlichung eines ihn kompromittierenden Videos
       ist Josip Dabro, kroatischer Vizeregierungschef und
       Landwirtschaftsminister, zurückgetreten. Das von der Tageszeitung Jutarnji
       List Anfang vergangener Woche veröffentlichte Video zeigt Dabro, wie er bei
       einer nächtlichen Autofahrt auf einer Landstraße vom Beifahrersitz aus mit
       einer Pistole mehrmals in die Dunkelheit schießt. Nicht einmal nach oben in
       die Luft, sondern waagerecht, in einer keineswegs unbewohnte Gegend. Er
       hätte Menschen treffen können.
       
       Man sieht ihn beim Schießen lachen. Er hat also schlicht aus Spaß einfach
       so in die Landschaft geschossen. Dabro soll angeblich von einem
       Familienfest gekommen sein. In Kroatien und auf dem Balkan allgemein werden
       solche „Freudenschüsse“ zu allen möglichen Anlässen abgegeben, was aber von
       der Zivilgesellschaft und der städtischen Mittelschicht mittlerweile stark
       kritisiert wird.
       
       ## „Nationaler Primitivismus“
       
       Für den bekannten politischen Analysten und ehemaligen Vorsitzenden des
       kroatischen Helsinki-Komitees für Menschenrechte, Žarko Puhovski ist dieser
       Vorfall deshalb nicht isoliert zu betrachten. Für ihn symbolisiert das
       Verhalten des Ministers „eine Art nationalen Primitivismus“. Er kritisierte
       insbesondere, dass es kaum gesellschaftliche Proteste gebe, wenn jemand
       horizontal aus einem Auto schießt.
       
       Die Verrohung der Umgangsformen wird seit dem Aufstieg nationalistischer
       Parteien und Bewegungen auch von anderen Seiten beklagt. Sogar der
       kroatische Regierungschef Andrej Plenković bezeichnete Dabros Rücktritt als
       die richtige und einzig mögliche Entscheidung. Er betonte, dass ein solches
       Verhalten mit der Rolle eines Ministers in seiner Regierung völlig
       unvereinbar sei, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Gewalt in
       Kroatien.
       
       Der 42-jährige Dabro gehört der mitregierenden nationalistischen Partei
       Heimatbewegung (Domovinski Pokret DP) an, die sich mit rassistischen
       Positionen – so gegen Serben und Bosniaken, gegen Geflüchtete und sexuelle
       Minderheiten – in die rechtsradikalen Bewegungen in Europa einpasst. Dabro
       selbst hat seinen Hochschulabschluss an einer Universität im
       zentralbosnischen Travnik erworben, der man nachsagt,
       Universitätsabschlüsse „leicht“ zu vergeben.
       
       ## „Zusätzliche Belastung für die Regierung“
       
       Dabro gab seinen Rücktritt bei Facebook bekannt. Ihm sei „bewusst, dass die
       Umstände, in denen ich mich befinde, eine zusätzliche Belastung für die
       Regierung und meine Partei darstellen“, schrieb er. Er wolle durch seine
       „persönliche Situation“ nicht von den „Hauptprioritäten der Regierung“
       ablenken.
       
       Der Vorfall belastet in der Tat zusätzlich das Ansehen der konservativen,
       aber prowestlichen Regierung von Ministerpräsident Plenković, die [1][bei
       der jüngsten Präsidentenwahl Anfang des Jahres] eine herbe Niederlage
       hinnehmen musste. Dragan Primorac, Kandidat der Plenković-Partei HDZ, war
       dabei auf nur 25 Prozent der Stimmen gekommen und unterlag damit dem
       sozialdemokratischen Gegenkandidaten Zoran Milanović (75 Prozent) haushoch.
       
       19 Jan 2025
       
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   DIR Erich Rathfelder
       
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