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       # taz.de -- Handball-WM der Männer: Die sehr guten Dänen
       
       > Bislang spielt Co-Gastgeber und Titelverteidiger Dänemark stark auf. Es
       > liegt an der Mischung von alten und neuen Stars. Und an viel guter Laune.
       
   IMG Bild: Danish Dynamite: Simon Pytlick setzt zum Sprungwurf an
       
       Es gibt Bilder, die [1][Simon Pytlicks] neue Rolle in der dänischen
       Handball-Nationalmannschaft verdeutlichen: Er steht vor der Kabine und
       klatscht mit jedem seiner Kollegen ab, bevor sie sich auf den Weg in die
       Halle machen. Es wirkt noch etwas ungewohnt, denn jahrelang warteten
       [2][Mikkel Hansen] und [3][Niklas Landin] hier. Doch die beiden haben
       aufgehört. Andere sind an die Spitze der Hierarchie gerückt – Simon
       Pytlick, [4][Mathias Gidsel] und der neue Kapitän Magnus Saugstrup.
       
       Bisher hat sich das frische Gerüst der erfolgsverwöhnten Dänen bewährt.
       Drei überzeugende Siege gegen Algerien (31:21), Tunesien (47:22) und
       Italien (39:20) am Samstag erfreuten die 12.000 Menschen in der „Jyske Bank
       Box“ in Herning. Ab Dienstag geht es in der Hauptrunde mit stärkeren
       Gegnern weiter, unter ihnen die [5][Deutschen.]
       
       Derzeit wirkt es, als könnte die Dänen auf dem Weg zur vierten
       Weltmeisterschaft hintereinander nichts stoppen. Doch auch in Spielen, die
       wie Spaziergänge anmuteten, verlangt Trainer Nicolaj Jacobsen höchste
       Konzentration. Bis zehn Minuten vor Schluss lässt er seine erste Sieben
       ran, erst dann bekommen andere Gelegenheit, sich zu zeigen – was auch
       gelingt. Dieser Kader wirkt auch ohne Mikkel Hansen und Niklas Landin
       herausragend in Spitze und Breite. Aber ist das alles, was man braucht?
       
       Die Dänen sind bekannt für eine zugleich familiäre und leistungsfördernde
       Atmosphäre. Nach Spielen stehen vier Profis bis kurz vor 23 Uhr in der
       großen Fanzone und geben bereitwillig Autogramme, lassen unzählige Selfies
       mit sich machen. Der Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans ist
       einzigartig.
       
       Dabei richten sich alle Blicke auf den zerbrechlich wirkenden Gidsel: Er
       soll nicht nur auf dem Parkett vorangehen. „Ich kann mich nicht mehr hinter
       Landin verstecken“, sagt der 25-Jährige, „ich muss nun auch daran arbeiten,
       dass wir eine Gemeinschaft bleiben. Ich muss mehr darstellen, als meine
       eigene Leistung – ich war bisher zu sehr der Junge aus Westjütland, der
       sich um sich selbst gekümmert hat.“ Was wie eine Selbstanklage des derzeit
       weltbesten Handballspielers klingt, ist im Kern das Streben nach Höherem.
       Als ihm nach der WM 2021 alles zu viel wurde, hatte Gidsel dafür
       psychologische Hilfe angenommen.
       
       ## Gutes Klima, sehr gute Leistung
       
       Der dritte bisherige Leader, der 40-jährige Abwehrchef Henrik Möllgaard,
       macht zwar noch weiter, wird aber nach dieser Saison aufhören. In einem
       Interview verriet er, dass er weniger sagen, diskutieren, gestalten wolle,
       um den Neuaufbau nicht mit „alten Gedanken“ zu bremsen.
       
       Die Leistungskultur dieser vielseitigen, schnellen und vor Ideen sprühenden
       Mannschaft ist enorm. Kreisläufer Magnus Saugstrup ist vom Einsatz her ein
       Vorbild. Er führt die historische Linie dänischer Abwehrspieler weiter. Er
       scherzt und redet gern, nimmt andere in den Arm, hat keine
       Berührungsängste. „Aber es wird nochmal etwas anderes sein, wenn er Reden
       zum Geburtstag, für die Neuen und zum Abschied halten muss“, sagt
       Möllgaard, „er muss erkennen, wenn jemand einen schlechten Tag hat, und
       entsprechend reagieren.“ Aufgaben, die vorher Landin und Hansen zukamen.
       
       „Unsere gesamte Teamkultur hatte sehr viel mit den beiden zu tun“, sagt
       Trainer Jacobsen. Eine neue Rangordnung muss sich finden. Extra dafür haben
       die Dänen wie bei den Olympischen Spielen einen Teampsychologen dabei, der
       lange für den besten dänischen Fußballklub gearbeitet hat, den FC
       Kopenhagen. „Wir müssen uns weiterentwickeln, was das Teambuilding angeht“,
       sagte Jacobsen in einem Interview, „dafür brauchen wir ihn.“
       
       Bisher trägt das alte Gerüst mit den neuen Anführern noch sehr gut. Die
       Ausfälle von Rasmus Lauge und Thomas Arnoldsen reguliert Jacobsen mit dem
       Berliner Lasse Andersson als Spielmacher. Die Tore tragen verlässlich
       Pytlick und Gidsel bei, und Linksaußen Emil Jacobsen von der SG
       Flensburg-Handewitt bringt die Fans mit seinen akrobatischen Einlagen zum
       Staunen. Wie tragfähig der innere Zusammenhalt dieser Mannschaft ist, wird
       das weitere Turnier zeigen – aktuell wirken diese Dänen wie der alte und
       neue Weltmeister. Auch ohne Mikkel Hansen und Niklas Landin.
       
       19 Jan 2025
       
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   DIR Frank Heike
       
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