# taz.de -- Krankenhausreform in Berlin: DRK will Klinikum in Mitte schließen
> Das Unternehmen kündigt an, die Kliniken Westend und Mitte fusionieren zu
> wollen. Verdi fordert Weiterbeschäftigung und den Erhalt des Standorts.
IMG Bild: Ab 2026 könnte hier Schluss sein, zumindest mit Übernachtungen: Das DRK Klinikum Mitte
Berlin taz | Die wirtschaftliche Krise der Berliner Krankenhäuser
verschärft sich. Am Montag kündigten die DRK-Kliniken Berlin an, ihre
Kliniken in Westend und in Mitte fusionieren zu wollen. Die Gewerkschaft
Verdi fürchtet eine De-facto-Schließung des Standorts in der Drontheimer
Straße im Wedding und fordert den Senat auf, den Erhalt aller Krankenhäuser
zu sichern, bis die Umsetzung [1][der Krankenhausreform] beginnt.
Im Zuge der Zusammenlegung soll ein Großteil der Stationen vom Standort in
der Drontheimer Straße im Wedding nach Westend verlegt werden, teilte eine
DRK-Sprecherin am Montag mit. Dazu gehören unter anderem die
Lungenheilkunde, Thoraxchirurgie und die Palliativmedizin.
Welche Leistungen in Zukunft noch in der Drontheimer Straße angeboten
werden sollen, ist noch unklar. Auf taz-Nachfrage teilte eine Sprecherin
des Unternehmens mit, man gehe derzeit davon aus, dass es nach Abschluss
des mehrjährigen Fusionsprozesses keine stationäre Versorgung mehr vor Ort
geben wird. Der Umbau soll frühestens Anfang 2026 beginnen.
Die Arbeitsplätze in der Pflege und im ärztlichen Dienst sollen laut DRK
erhalten werden. Unklar ist die Zukunft für die Beschäftigten im
Servicebereich, die zum Beispiel für Reinigung und Essensausgabe zuständig
sind. „Alle Beschäftigten müssen gesichert werden“, fordert
Verdi-Gewerkschaftssekretärin Dana Lützkendorf.
## Krankenhausreform vorweggenommen
Das DRK will mit dem Schritt der im November beschlossenen
Krankenhausreform zuvorkommen. Ziel des Gesetzes ist, die
Gesundheitsversorgung in Deutschland effektiver zu gestalten. Dazu soll die
Zahl der Krankenhäuser deutlich reduziert, aber die Versorgungsqualität
verbessert werden.
[2][Erreicht werden soll das, indem Kompetenzen und teure Spezialgeräte an
wenigen Standorten gebündelt werden.] Die Vor-Ort-Versorgung sollen
ambulante Zentren sicherstellen.
Der Kern der Reform, die Umstellung der Krankenhausfinanzierung, tritt aber
erst Anfang 2027 in Kraft. Davor sollen die Länder ermitteln, welche
Standorte verzichtbar sind und wo Bündelungen sinnvoll sind. Berlins
Krankenhausplan wird aber voraussichtlich erst Anfang 2026 fertig.
Catherina Pieroth, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, vermutet,
für die Entscheidung sei weniger die Krankenhausreform verantwortlich, als
die aktuelle Finanzierungskrise der Gesundheitseinrichtungen.
## Finanzielle Zwänge statt Bedarfsorientierung
„Der Senat muss den auf Kosten von Patient*innen und Personal gehenden
Investitionsstau eindämmen und mehr Landesmittel bereitstellen“, fordert
Pieroth. Zuletzt seien die Investitionsmittel [3][im Zuge der
Haushaltsverhandlungen] noch gekürzt worden.
Auch Verdi kritisiert die Schließung als vorschnell. „Es gibt noch keine
Informationen, wo wie viele Betten gebraucht werden“, sagt
Gewerkschaftssekretärin Dana Lützkendorf der taz. Das Krankenhaus in der
Drontheimer Straße betreibt 260 Betten, die mit der Fusion wegfallen
würden. Vorzeitige Schließungen wie in der Drontheimer Straße folgen
betriebswirtschaftlichen Logiken und nicht den tatsächlichen Bedarfen der
Bevölkerung.
Verdi fordert daher den Senat auf, mindestens bis zum Abschluss der
Krankenhausplanung alle Standorte in Berlin zu erhalten.
Eine Sprecherin der Gesundheitssenatsverwaltung versichert hingegen, die
Entscheidung sei in „enger Abstimmung“ mit den Planungsbehörden und den
umliegenden Krankenhäusern erfolgt. Man begrüße, dass sich die DRK-Kliniken
„frühzeitig Gedanken“ gemacht hätten.
20 Jan 2025
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## AUTOREN
DIR Jonas Wahmkow
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