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       # taz.de -- Klimabilanz im Vergleich: Ist Golf eher groß- oder kleinbürgerlicher Öko-Mist?
       
       > Wo der grüne Sport wider seine Verächter tatsächlich grün ist:
       > Schließlich ist Golf naturgemäß naturverbunden.
       
   IMG Bild: Alles so schön grün hier: Findet auch Sepp Straka, Golfer
       
       Golferinnen und Golfer stehen unter dem Tatverdacht von Naturzerstörung,
       Ökofrevel und anderer Verbrechen an der Mitwelt. Auch in dieser Zeitung.
       [1][So schrieb Jan Feddersen in einer launigen Lobpreisung des Minigolfs]
       über dessen großen Bruder: „Golf – das war und ist viel zu großer Raubbau
       an Naturflächen, die die großbürgerlichen Kreise betreiben, was den höheren
       kleinbürgerlichen Milieus gefällt.“
       
       Mit erster Ahnung, was mit den verschiedenen Größen an Kreisen und Milieus
       gemeint sein könnte, muss festgehalten sein: Auch das unschuldige Minigolf
       leistet durchaus Raubbau. Für die Bahnen werden ein paar hundert
       Quadratmeter Beton in die vormals wassergebundene Landschaft gegossen,
       Asphalt für Parkplätze dazu. Beim richtigen Golf wird auf natürlichem
       Terrain gespielt: Wiesen, Weiden, in Parklandschaften.
       
       Klar, die Versiegelung durch Parkflächen für das Lagern von Blechdosen an
       Golfplätzen gehört in die Sündenbilanz. Klar, die Anfahrt ist öko-bäh, wie
       allerdings auch die Fahrt mit dem Auto zum Joggen in den Stadtpark oder zum
       Minigolfplatz. Man sagt dazu Freizeit fatal.
       
       Seit den 90er Jahren sind in Deutschland viele neue Golfplätze entstanden,
       meist auf landwirtschaftlichen Flächen, statt Maisfeldern oder Kuhwiesen
       also. Üppige Mengen an Chemiecocktails lassen den Mais sprießen, auf dass
       er in der Biogasanlage zu Sprit wird, der dann verbrannt wird. Emsig
       furzende Rindviecher reichern die Erde mit Methangas an und füllen sie mit
       Güllemassen. Kommt ein Golfplatz, sind sie weg.
       
       ## Verordnung
       
       Denn Golfs Ökobilanz ist vielfach besser. Emsig gedüngt wird höchstens auf
       den Grüns, die aber machen weniger als ein Prozent eines Platzes aus. Zudem
       ist viel weniger erlaubt an Giftspritzen als noch vor 20 Jahren.
       
       Eine weiterreichende [2][Pestizidverordnung der EU] ist vor einem Jahr
       leider gescheitert, nach den rabiaten Bauernprotesten. Und zugegeben, man
       weiß nicht, ob sich alle Greenkeeper an Naturschutzgesetze halten. In
       Belgien zum Beispiel sind die Richtlinien noch strenger als bei uns;
       gleichzeitig gilt das Land als Hort des Laissez-faire, wo strenges Befolgen
       von Vorschriften als kulturfremd gilt.
       
       Auf vielen Golfplätzen gibt es, anders als auf Kuhwiesen, gespendete
       Patenbäume. Ein mikroskopischer Klimaschutzbeitrag, immerhin, aber
       sportlich, manchmal mit konterkarierender Wirkung: „Ich hab den Ball schon
       wieder gegen den blöden Baum vom Willi gehauen.“ Besonders naturliebende
       Golfer haben schon vorgeschlagen, Öko-Strafschläge ins Regelwerk
       aufzunehmen für abbrechende Äste oder Laubrasuren nach Balltreffern.
       Bislang ohne Erfolg.
       
       Wohl aber sind auf vielen Golfplätzen Biotopbereiche eingerichtet, die
       nicht betreten werden dürfen. Man frage mal bei Lurch und Lerche, bei
       hundertelei Wildkräutern, seltenen Spinnen und Brutvögeln, wie es ihnen in
       den geschützten Reservaten geht. Sie werden begeistert Bericht erstatten.
       
       Der DGV hat derweil das Projekt [3][GolfBiodivers] erweitert, gefördert vom
       Bundesamt für Naturschutz. Vier Hochschulen von TU München bis Uni Münster
       wollen Golfanlagen landschaftsökologisch analysieren, wie man am besten
       „Flächen für ökologische Aufwertungsmaßnahmen bereitstellen“ könne: Biotope
       etwa und Blühwiesen. Fast hundert Klubs beteiligen sich. In Niedersachsen
       ist der Nabu (Naturschutzbund Deutschland) Partner beim Projekt
       „[4][Lebensraum Golfplatz] – Wir fördern Artenvielfalt“, Ziel: die
       „naturnahe und umweltbewusste Ausübung des Golfsports“. Der Nabu erfreut:
       „Früher Konfrontation, jetzt Kooperation.“ Aber klar, es geht auch ums
       grüne Image.
       
       21 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Comeback-des-Minigolfs/!6003469
   DIR [2] /Pestizide-im-Grundwasser/!6034501
   DIR [3] https://www.bfn.de/projektsteckbriefe/golfbiodivers
   DIR [4] https://lebensraum-golfplatz.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Müllender
       
       ## TAGS
       
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