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       # taz.de -- Wendung im Fall Gelbhaar/Grüne: Multiples Organversagen
       
       > Die Intrige gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar ist ein Desaster –
       > für ihn, für die Grünen, für die MeToo-Bewegung und den Journalismus.
       
   IMG Bild: Der Grünen-Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar 2023 im Deutschen Bundestag
       
       Der Fall Stefan Gelbhaar ist ein Desaster für die Grünen, für den
       Journalismus und für die [1][feministische Bewegung]. Nach allem, wie es
       bislang aussieht, hat eine Grünen-Lokalpolitikerin mit erfundenen Vorwürfen
       der sexuellen Belästigung einen grünen Bundestagsabgeordneten und
       engagierten Verkehrspolitiker zu Fall gebracht. Daran ändert nichts, dass
       es Anschuldigungen mehrerer Frauen gibt, die noch der Klärung harren. Die
       schwersten Vorwürfe – diejenigen, die zum Karriereabbruch führen mussten –
       waren offensichtlich erfunden.
       
       Indem er die Aussagen seiner Informantin nicht ausreichend überprüfte, hat
       der [2][RBB] erneut den Ruf (mindestens) des öffentlich-rechtlichen
       Rundfunks beschädigt. Die Grünen-Bundesspitze konnte es angesichts der
       Gemengelage im Wahlkampf vermutlich nur falsch machen. Jedenfalls aber war
       es vorschnell und rächt sich jetzt entsprechend, Gelbhaar zum Rückzug
       gedrängt zu haben. Die Ombudsstelle der Grünen muss sich fragen lassen,
       welchen Beitrag sie denn bitte in der Sache geleistet hat. Gelbhaar
       wochenlang im Unklaren zu lassen, was gegen ihn vorliegt, wenn der Rundfunk
       schon berichtet, hat jedenfalls den Schaden vergrößert.
       
       Alle, die wissentlich an der Intrige beteiligt waren, haben schwere Schuld
       auf sich geladen. Sie haben es Frauen, die sich gegen sexuelle
       Belästigungen zur Wehr setzen wollen, wieder schwerer gemacht. Dabei war so
       viel erreicht: [3][Die MeToo-Kampagne] hatte nicht nur Aufmerksamkeit und
       Aufklärung zum Thema ertrommelt. Es wurden auch Methoden gefunden und
       Anlaufstellen eingerichtet, damit Frauen mit verstörenden Erlebnissen
       endlich nicht mehr allein bleiben, damit Übergriffigkeiten auch unterhalb
       juristischer Schwellen nicht mehr folgenlos sind.
       
       Womöglich aber sind die geschaffenen Strukturen zu missbrauchsanfällig und
       verdienen Verbesserung. Anonyme Behauptungen sind eben keine veritablen
       Zeugenaussagen, und manchmal ist ein Gerücht auch nur ein Gerücht.
       Ombudsstellen wie die der Grünen müssen verlangen können, dass es zu
       Anschuldigungen auch Leute gibt, die dazu stehen und ihren Namen dafür
       hergeben. Einer Frau erst einmal glauben zu wollen, heißt nicht, dass die
       Unschuldsvermutung zugunsten des Beschuldigten sofort außer Kraft gesetzt
       ist.
       
       Ja, das erschwert die Arbeit aller, die mit solchen Vorwürfen umgehen
       sollen und wollen – auch die der JournalistInnen. Aber es reicht eben nicht
       zu sagen, wir glauben jeder Frau, halten jeden Beschuldigten erst einmal
       für einen Täter und gleichen damit ein paar Jahrtausende Patriarchat aus.
       Die Verantwortung gegenüber allen Seiten ist immens.
       
       20 Jan 2025
       
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