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       # taz.de -- Wohnungspolitik gegen Abwanderung: Leerstand in den Blick nehmen
       
       > In Deutschland stehen knapp zwei Millionen Wohnungen leer. Um das
       > Potenzial künftig besser zu nutzen, hat die Regierung eine Strategie
       > vorgestellt.
       
   IMG Bild: Leerstand in Görlitz, Sachsen: das Problem sei „massiert in Teilen Ostdeutschlands“ (Clara Geywitz)
       
       Berlin taz | Meist ist der wohnungspolitische Diskurs im Land bestimmt vom
       Mietenwahnsinn in den Städten, Wohnungsknappheit und der Baukrise. Da geht
       schnell unter, dass hierzulande auch fast [1][zwei Millionen Wohnungen
       leerstehen]. Um dieses Potenzial künftig besser zu nutzen, hat die
       Bundesregierung am Dienstag in Berlin die „Handlungsstrategie
       Leerstandsaktivierung“ vorgestellt. Sie umfasst Maßnahmen, um gleichwertige
       Lebensverhältnisse voranzutreiben, und verschiedene Förderprogramme. Die
       konzipierte Internetseite [2][„Potenzial Leerstand“] bündelt Informationen
       dazu.
       
       Viele dächten ja beim Thema gleich an „leerstehende [3][ostdeutsche
       Plattenbauten]“, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zu Beginn der
       Pressekonferenz, aber die Strategie sei „für ganz Deutschland da“. Das
       Problem sei zwar „massiert in Teilen Ostdeutschlands“, doch das Problem
       gäbe es auch im Westen, etwa im Norden Bayerns, in der Vulkaneifel oder im
       Saarland.
       
       In den [4][ostdeutschen Bundesländern] liegt die Leerstandsquote bei 7,6
       Prozent und betrifft vor allem den ländlichen Raum – in einigen Städten und
       Gemeinden liegt die Quote sogar im zweistelligen Bereich. In
       Westdeutschland liegt die Leerstandsquote hingegen bei 4 Prozent. Dort,
       insbesondere in Nordrhein-Westfalen, gäbe es auch Leerstand in Städten.
       
       Dennoch ist die Bauministerin, überzeugt: „Demografie ist kein Schicksal.“
       Auch in Brandenburg habe es nach der Wende massive Abwanderung gegeben,
       heute sei es das Zuwanderungsland Nummer eins. Das liege am
       wirtschaftlichen Erfolg Brandenburgs, aber auch an der Wohnungsknappheit in
       Berlin.
       
       Doch von der Leerstandsstrategie dürfen sich große Städte keine zu große
       Linderung der Wohnungsnot erhoffen. In Berlin und München seien die
       Pendelzeiten bereits ziemlich lang. Im Umkreis von Leipzig, Dresden oder
       Jena sei das noch anders. Im Gros setze die Leerstandsstrategie an „bei der
       Stärkung der Region selbst“. Man müsse in kleineren Regionen, dem
       ländlichen Bereich und Mittelstädten für Arbeit sorgen, einen guten
       Nahverkehr oder und eine soziale Infrastruktur.
       
       Dafür können auch Gelder vom Bund genutzt werden. Geywitz weist darauf hin,
       dass zum Beispiel mit den Mitteln des sozialen Wohnungsbau Bestände saniert
       und modernisiert werden können. Ebenso könne die Städtebauförderung genutzt
       werden, um Städte und Gemeinden attraktiver zu gestalten, das kann auch den
       Abriss von Gebäuden umfassen.
       
       Peter Berek, Landrat im bayrischen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge,
       kennt die Probleme eines Strukturwandels aus eigener Erfahrung. Mit dem
       Niedergang der prägenden Porzellanindustrie, „hat es uns kräftig erwischt
       in den 1990er Jahren“, sagt er. Arbeitsplätze gingen verloren, viele
       Menschen wanderten ab. Um dem zu begegnen, brauche es neben Geldern vor
       allem „Menschen vor Ort“. Dafür sei auch das Image einer Region wichtig.
       Vor Ort habe man ein Leerstandskataster aufgebaut, und durch Beratungen und
       Förderungen sei es gelungen, mehr Menschen ins Fichtelgebirge zu locken.
       
       21 Jan 2025
       
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   DIR [3] /Soziologe-ueber-ostdeutschen-Plattenbau/!6029828
   DIR [4] /Wohnungsleerstand-in-Ostdeutschland/!6020711
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jasmin Kalarickal
       
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