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       # taz.de -- Lichtermeer gegen Rechtsruck: Die Demos gegen rechts sind zurück
       
       > Ein Bündnis plant am Samstag ein „Lichtermeer gegen den Rechtsruck“ vor
       > dem Brandenburger Tor. Sie wollen ein Signal an demokratische Parteien
       > setzen.
       
   IMG Bild: 18. Januar 2025: In Karlsruhe wird gegen die „Abschiebetickets“ der AfD demonstriert
       
       Berlin. taz | Für den kommenden Samstag plant ein Bündnis in Berlin ein
       „[1][Lichtermeer gegen den Rechtsruck]“. Mit der Großkundgebung vor dem
       Brandenburger Tor will das Bündnis, bestehend aus den Organisationen
       Campact, Eltern gegen rechts und Fridays for Future, in „dunklen Zeiten“
       ein Zeichen „für Demokratie und gegen den Rechtsruck“ setzen, heißt es im
       Aufruf. Das Bündnis möchte rund einen Monat vor der Bundestagswahl auch ein
       Signal an demokratische Parteien senden. Mit 10.000 Teilnehmenden rechnet
       das Bündnis derzeit.
       
       „Wir wollen die Parteien mit unserem Protest in die Pflicht nehmen“, sagt
       Christoph Bautz, Geschäftsführer der Kampagnenplattform Campact. „Diese
       dürfen Narrative und Forderungen der Rechtsextremen nicht übernehmen“, sagt
       Bautz. Zudem helfe es nicht, „nur Sonntagsreden zu halten“. [2][Gerade
       demokratische Parteien seien beauftragt, zu handeln.] Die zukünftige
       Regierung müsse verfassungsfeindliche Strukturen verbieten und
       Demokratieinitiativen umfassender unterstützen, so Bautz.
       
       Wie schon zu Jahresbeginn im vergangenen Jahr finden auch in diesem Januar
       bundesweit zahlreiche Demonstrationen gegen eechts statt. Am 11. Januar
       versammelten sich rund 15.000 Demonstrierende gegen den Bundesparteitag der
       AfD im sächsischen Riesa. In Hamburg demonstrierten am vergangenen
       Wochenende rund 16.000 gegen eine Wahlkampfveranstaltung von Alice Weidel
       im Hamburger Rathaus. In Aachen, Kassel und Oldenburg kamen am vergangenen
       Wochenende jeweils mehr als 7.000 Menschen gegen Rechtsextremismus zu
       Kundgebungen und Demonstrationen.
       
       [3][Auswertungen der taz zeigen], dass seit Jahresbeginn fast 70.000
       Menschen auf der Straße gewesen sind. Auch für das kommende Wochenende sind
       in weiteren Städten Proteste gegen den Rechtsruck angekündigt. So ruft
       beispielsweise das Bündnis „Köln stellt sich quer“ zu einer
       Großdemonstration auf. Man wolle „Laut sein für Demokratie“, heißt es im
       Aufruf. Damit es laut wird, sollen am Samstag auf dem Kölner Heumarkt
       Instrumente, Trillerpfeifen und auch Kochtöpfe zum Einsatz kommen.
       
       ## Mut und Hoffnung schaffen
       
       Im vergangenen Jahr waren zwischen Januar und März rund 4 Millionen
       Menschen bei 1.700 Veranstaltungen gegen rechts auf der Straße. Eine
       Analyse des Berliner Instituts für Bewegungs- und Protestforschung ergab:
       Diese Demonstrationen gegen rechts waren die „größte Protestwelle in der
       Geschichte der Bundesrepublik“. Die Wahlprognosen für die AfD sind indes
       jedoch weiterhin hoch. Sind Massendemonstrationen gegen den Rechtsruck
       überhaupt wirkungsvoll?
       
       „Viele Menschen haben gerade richtig Angst und sind hoffnungslos“, sagt
       Luisa Neubauer, Sprecherin von Fridays for Future. Da seien Kundgebungen
       wie das „Lichtermeer gegen den Rechtsruck“ ein Signal von „unglaublichem
       Wert“, um Mut und Hoffnung zu schaffen. Sonya Weber, Sprecherin der Eltern
       gegen rechts, schließt sich dem an. „Hoffnung ist kein Gefühl, sondern eine
       Tat“, so Weber. „Wir wollen, dass unsere Kinder sich darauf verlassen
       können, dass wir alles dafür tun, dass unsere demokratische Gesellschaft
       uns erhalten bleibt“, so die Sprecherin weiter.
       
       Am Samstag beginnt die [4][Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor] schon
       um 16 Uhr mit einer Familiendemo. Vor dem Brandenburger Tor ist dafür ein
       abgesperrter Familienbereich geplant. Damit soll Familien die Teilnahme an
       der Großkundgebung erleichtert werden. Auch Kinder wolle man befähigen,
       „selbstbestimmte Demokraten und Demokratinnen zu werden“, so Weber. Ab
       16.30 Uhr beginnt dann die Großdemonstration. Angesprochen auf die
       Massenproteste aus dem vergangenen Jahr sagt Campact-Geschäftsführer Bautz:
       „Ich habe den Eindruck, da entsteht gerade wieder was.“
       
       Wie im vergangenen Jahr sammeln wir wieder Termine für die aktuellen
       Demonstrationen gegen Rechtsextremismus über die Mail-Adresse
       [5][demohinweise@taz.de]. Wir freuen uns über Hinweise auf Demonstrationen
       – am liebsten mit einer Quelle zu Berichterstattung durch Lokalmedien – und
       auf Demotermine in der Zukunft. Fehler und veraltete Informationen nehmen
       wir auch gerne an und korrigieren diese.
       
       22 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.campact.de/rechtsextremismus/lichtermeer-demo-berlin/
   DIR [2] /Bundestag-debattiert-AfD-Verbot/!6063412
   DIR [3] /Demos-gegen-Rechtsextremismus/!6063089
   DIR [4] https://www.campact.de/presse/mitteilung/20250115-pm-lichtermeer_gegen_rechtsruck/
   DIR [5] /demohinweise@taz.de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nicolai Kary
       
       ## TAGS
       
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