# taz.de -- US-Handelskonflikt: Trump zündelt gegen Europa
> Der neue US-Präsident kündigt Strafzölle gegen die EU an – und droht auch
> China, Mexiko und Kanada. Premier Trudeau wehrt sich.
IMG Bild: Ist zum Handelskonflikt mit Trump bereit: Justin Trudeau, Kanadas scheidender Premierminister
Berlin taz | Zwei Tage nach der Amtseinführung von Donald Trump startete am
Mittwoch der Handelskonflikt, der sich bereits abgezeichnet hatte: Kanada
kündigte an, eine „robuste“ Antwort auf etwaige „ungerechte“ Zölle des
neuen US-Präsidenten zu geben. „Alles ist auf dem Tisch, und ich
unterstütze den Grundsatz von Dollar für Dollar angepassten Zöllen“, sagte
der scheidende Premierminister Justin Trudeau.
Kanada stehe aber auch bereit, zusammen mit den USA eine boomende
nordamerikanische Wirtschaft zu schaffen, betonte Trudeau. Trump hatte das
Nachbarland noch in der vergangenen Woche als möglichen [1][„51.
Bundesstaat“] der USA beschrieben, am Montag drohte er mit erhöhten Zöllen
auf Importe aus Kanada und Mexiko, die bereits zum 1. Februar eingeführt
werden könnten.
Damit dürfte die globale Eskalation des Streits um die US-Handelsbilanz
beginnen, der viele ExpertInnen ratlos macht. Im Kern halten die meisten
ÖkonomInnen nämlich das Argument Trumps, mit Handelsbarrieren die
inländische Produktion schützen zu wollen, für Unsinn. Nach der gängigen
Theorie schaden höhere Zölle Industrie und VerbraucherInnen durch höhere
Preise – und zwar allen Beteiligten.
Die „Strafzölle“ sind jedoch ein [2][Kernelement von Trumps Politik]. Schon
während seiner ersten Amtszeit entfachte er Handelskonflikte unter anderem
mit China und der EU. Das US-Handelsbilanzdefizit stört Trump, weil es
angeblich zur Vernichtung von Jobs führt. Es stieg aber zu seiner Zeit,
inzwischen liegt es bei 1,15 Billionen Dollar im Jahr.
## Hauptverlierer am Ende: die USA
Trumps Zölle seien „so etwas wie eine Pistole, die auf den eigenen Fuß
gerichtet ist“, schreibt der [3][Harvard-Ökonom Dani Rodrick] im
Online-Magazin Surplus. Ein Einfuhrzoll sei schließlich eine Kombination
aus einer Steuer auf ein Importgut sowie eine Produktionssubvention für das
inländische Angebot in gleicher Höhe. Aber, so Rodrick, es sei viel
effektiver, „wenn diese Maßnahmen getrennt und zu angepassten Sätzen
eingesetzt werden, die direkter auf die gewünschten Ergebnisse abzielen“.
Zwar würden einige Unternehmen profitieren. Aber die, die auf Importe oder
ausländische Märkte angewiesen sind, leiden. Und: Wenn Trumps Zölle
Gegenzölle auslösten – dies zeichnet sich ja mit der Reaktion Kanadas ab –,
schlittere die Welt in einen Handelskonflikt. Hauptverlierer am Ende laut
Rodrick: die USA.
International gibt es trotzdem Sorge vor dem drohenden Handelskrach: „Wir
sind stark. Wir stehen zusammen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am
Mittwoch beim Treffen mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron. Er
forderte die EU-Kommission auf, europäischen Stahl zu schützen. Trump hatte
in seiner ersten Amtszeit die Zölle für in Europa produzierten Stahl
erhöht.
„In einem Handels- oder Zollkrieg“ gebe es „keinen Gewinner“, sagte am
Mittwoch auch eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums. Kurz
zuvor hatte Trump betont, seine Regierung diskutiere derzeit Strafzölle in
Höhe von 10 Prozent für China. Er begründete dies damit, dass „sie
[4][Fentanyl] nach Kanada und Mexiko schicken“. Durch die synthetische
Droge und andere Opioide kommen in den USA jedes Jahr Tausende ums Leben.
Am Montag hatte Trump den Nachbarn mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent
gedroht, falls diese nicht gegen den Schmuggel von Fentanyl und illegale
Grenzübertritte vorgehen würden.
Gleichzeitig zündelte Trump auch gegen Europa: „Die Europäische Union ist
sehr, sehr schlecht zu uns“, sagte er vor Journalisten. Die Europäer
kauften zu wenig Autos und landwirtschaftliche Produkte aus den USA. Das
Handelsbilanzdefizit der USA mit der EU liegt derzeit bei jährlich rund 200
Milliarden Euro. Trump: „Also werden sie mit Zöllen rechnen müssen. Das ist
der einzige Weg, wie man Fairness bekommt.“
## Deutsche Autobauern zittern
[5][Davor zittern vor allem die deutschen Autobauer.] Für sie sind die USA
der wichtigste Exportmarkt mit insgesamt 1,39 Millionen verkauften
Fahrzeugen. Laut dem Lobbyverband VDA hängen hierzulande fast 150.000 Jobs
von Exporten in die USA ab. Betroffen wären auch Produktionsstätten in
Mexiko, die hauptsächlich in die USA exportieren. Trumps erratische
Handelspolitik mache „eine erneute Rezession der deutschen Wirtschaft in
diesem Jahr immer wahrscheinlicher“, sagte Marcel Fratzscher, der Chef des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Und die für Handel zuständige EU? Wartet ab, solange die Höhe der Zölle
nicht bekannt sind. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verwies
beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf Handelsabkommen mit Südamerika,
Mexiko und der Schweiz. Bernd Lange (SPD), der Chef des Handelsausschusses
im Europäischen Parlament, plädierte am Mittwoch dafür, Trump zu
beschwichtigen. „Das Defizit können wir nicht auf null setzen, aber wir
können mehr Flüssiggas oder mehr Waffen aus den USA kaufen.“
Die höheren Zölle seien nur der Startschuss einer ausgeklügelten Strategie,
meint hingegen Kevin Hassett, Chef des US-Wirtschaftsrats. Im einfachsten
Fall löse der Vorstoß Verhandlungen aus, die zu Zollsenkungen führten, so
Hassett. [6][„Wir befinden uns mitten in einer Neuordnung des
internationalen Handels“, sagte der angehende Finanzminister Scott Bessent,
„und ich möchte ein Teil davon sein“.]
22 Jan 2025
## LINKS
DIR [1] /Pressekonferenz-in-Mar-a-Lago/!6060954
DIR [2] /Oekonomin-Weber-zu-Wirtschaft-unter-Trump/!6047444
DIR [3] https://www.surplusmagazin.de/trumps-zolle-folgen-deutschland-usa/
DIR [4] /Beziehung-USA-und-Mexiko/!6060985
DIR [5] /Zahlen-der-Autolobby/!6060082
DIR [6] https://www.ft.com/content/88d98fd3-bcbc-4a89-bd1f-8c30d03aafe7?utm_source=substack&utm_medium=email
## AUTOREN
DIR Kai Schöneberg
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