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       # taz.de -- Politische Krise in Mosambik: Entscheidende Tage in Maputo
       
       > Oppositionsführer Mondlane kündigt für Donnerstag seine Rückkehr aus dem
       > Exil an. Sechs Tage danach will er sich zum Präsidenten ausrufen lassen.
       
   IMG Bild: Venâncio Mondlane bei der Wahl in Maputo im Oktober 2024
       
       Maputo taz | Mosambik steuert auf den Höhepunkt der politischen
       Konfrontation rund um die [1][umstrittenen Wahlen vom 9. Oktober] zu.
       Oppositionsführer Venâncio Mondlane, der den Sieg bei den
       Präsidentschaftswahlen für sich reklamiert und im Exil lebt, will am
       Donnerstagfrüh wieder in der Heimat landen. Am 15. Januar will er sich in
       einer parallelen Amtseinführungszeremonie zum Präsidenten von Mosambik
       ausrufen lassen, parallel zur eigentlichen amtlichen Amtseinführung des
       offiziellen Wahlsiegers Daniel Chapo von der regierenden Frelimo
       (Mosambikanische Befreiungsbewegung) als fünfter Präsident des unabhängigen
       Mosambik.
       
       „Am Donnerstag werde ich in Maputo landen“, erklärte Mondlane in einer
       Videobotschaft, in der er auch seine Amtseinführung ankündigte. Als
       Provokation könnte gewertet werden, dass er den scheidenden Präsidenten
       Filipe Nyusi sowie den Generalstaatsanwalt und die Vorsitzenden des
       Verfassungsgerichts und des Obersten Gerichts dazu eingeladen hat.
       
       Am 23. Dezember [2][hatte das Verfassungsgericht Frelimo-Kandidat Chapo als
       Wahlsieger mit 65 Prozent der Stimmen bestätigt], gegen 24 Prozent für
       Mondlane. Dieser hatte sich im Oktober selbst zum Wahlsieger mit 53 Prozent
       der Stimmen erklärt. [3][Unruhen seitdem haben nach unabhängigen
       Schätzungen rund 300 Tote gefordert], die meisten von Sicherheitskräften
       erschossen. Die meiste Gewalt gab es unmittelbar nach dem endgültigen
       Spruch des Verfassungsgerichts.
       
       Es ist möglich, dass Mondlane verhaftet wird, sobald er am Donnerstag
       mosambikanischen Boden betritt. Dies könnte seine Anhänger empören und die
       Lage erneut zuspitzen. Der Oppositionsführer hat auch wiederholt
       suggeriert, bei einer Rückkehr könnte sein Leben in Gefahr sein. „Sie
       können mich töten, aber mein Kampf stirbt nie“, sagte er. „Wenn ich falle,
       wird der darauffolgende Volksaufstand beispiellos in der Geschichte
       Mosambiks oder Afrikas sein.“
       
       ## Ganze Region sorgt sich über die Lage in Mosambik
       
       Die Nachbarn des südlichen Afrikas sind zunehmend besorgt über die Krise in
       Mosambik. Mindestens 3.000 Menschen sind in die Nachbarländer Eswatini und
       Malawi geflohen; das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat zu humanitärer Hilfe
       für diese beiden bitterarmen Länder aufgerufen.
       
       Die Regionalorganisation SADC (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen
       Afrika) hat wiederholt zu Dialog in Mosambik aufgerufen, um die Krise zu
       entschärfen. „SADC ruft alle Parteien zu Zurückhaltung auf und dazu, von
       Handlungen abzusehen, die Gewalt und Unruhe eskalieren“, erklärte das
       SADC-Sicherheitsorgan, das von Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassen
       geleitet wird. „Friedlicher und konstruktiver Dialog“ sei der beste Weg, um
       Probleme zu lösen. Die Krise in Mosambik habe Auswirkungen auf die gesamte
       Region, warnte sie: „Die aktuelle Lage hat erhebliche ökonomische
       Herausforderungen hervorgerufen, grenzüberschreitenden Handel gestört und
       die Personenfreizügigkeit behindert.“
       
       Deutlich parteiischer äußerte sich der amtierende SADC-Vorsitzende,
       Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa. Er rief zur Respektierung des
       Verfassungsgerichtsurteils in Mosambik auf und erklärte, alle Probleme
       müssten auf dem Rechtsweg gelöst werden.
       
       Es sind nicht nur politisch entscheidende Tage. Daniel Chapo, der
       offizielle Wahlsieger, feierte am Montag seinen 48. Geburtstag – er wird,
       sofern er das Amt antritt, Mosambiks erster Präsident, der nach der
       Unabhängigkeit 1975 geboren wurde. Venâncio Mondlane, der
       Oppositionsführer, feiert am 17. Januar seinen 51. Geburtstag – sofern er
       den Schicksalstag 15. Januar unbeschadet übersteht.
       
       6 Jan 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Armando Domingos
       
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