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       # taz.de -- Beziehung USA und Mexiko: Vorbereiten auf Trump
       
       > Trump hat Massenabschiebungen und Strafzölle für Mexiko angekündigt. Dort
       > versucht die Regierung, sich so gut es geht darauf einzustellen.
       
   IMG Bild: Eine Familie erreicht die mexikanische Grenze in Yuma
       
       Berlin taz | Blufft Donald Trump nur? Oder wird der künftige US-Präsident
       tatsächlich hohe [1][Zölle für Einfuhren aus Mexiko] erheben, massenhaft
       Migrant*innen in das Nachbarland abschieben, die Mauer weiter bauen und
       Mafiaorganisationen auf die Liste terroristischer Vereinigungen setzen? Die
       [2][mexikanische Regierung] bereitet sich jedenfalls schon seit dem Tag der
       US-Wahl darauf vor, dass der Republikaner versuchen wird, seine Drohungen
       umzusetzen. „Wir werden bei dem, was nötig ist, zusammenarbeiten, aber
       immer im Interesse des mexikanischen Volkes und der Nation“, erklärte
       jüngst die linke Präsidentin Claudia Sheinbaum.
       
       Das wird schwierig. Mexikos Wirtschaft hängt unmittelbar von den USA ab.
       Über 83 Prozent der Exporte gehen in das Nachbarland, zugleich sind die
       Überweisungen der in den Norden migrierten Mexikaner*innen einer der
       wichtigsten Devisenbringer. Zahlreiche Familien leben von den Geldern ihrer
       ausgewanderten Angehörigen, von denen fünf Millionen zwar in den USA
       Steuern zahlen, aber keine Aufenthaltspapiere besitzen. Um sie vor
       Abschiebungen zu schützen, hat die Regierung jetzt 329 weitere
       Mitarbeiter*innen in ihre Konsulate geschickt und Nottelefone
       eingerichtet.
       
       An der Grenze sollen 25 Herbergen entstehen, um Mexikaner*innen
       unterzubringen, die unmittelbar nach Trumps Amtsübernahme abgeschoben
       werden könnten. Man werde die eigenen Leute wieder aufnehmen, aber die
       anderen müssten die US-Behörden selbst [3][in ihre Heimat abschieben],
       reagierte Sheinbaum auf Trumps Vorhaben, massenhaft illegal Eingewanderte
       aus aller Welt auf die andere Seite des Rio Bravo zu bringen.
       
       In den Aufnahmestellen entlang der Grenze herrschen schon jetzt
       katastrophale Verhältnisse. Angesichts von mehr als einer Million Menschen
       aus Venezuela, Haiti, Mittelamerika und anderen Staaten, die derzeit
       jährlich ankommen, sind sie überfordert. Viele hängen wegen der
       restriktiven Einwanderungspolitik von Trumps Vorgänger Joe Biden bereits an
       der Grenze fest. Mit neuen Abschiebungen aus den USA drohe eine humanitäre
       Katastrophe, fürchtet Sozialwissenschaftlerin Cristina Hernández von der
       Nationalen Autonomen Universität Mexikos: „Es gibt keine Ressourcen, etwa
       für eine unmittelbare gesundheitliche und psychologische Betreuung.“
       
       ## Hohe Einfuhrzölle für Mexiko
       
       Trumps Drohungen klingen hart. Sollte Mexiko die Migration und den
       Schmuggel der Droge Fentanyl nicht eindämmen, werde er 25 Prozent
       Einfuhrzoll für Waren aus dem Land erheben. Das würde den
       Freihandelsvertrag (USMCA) ad absurdum führen, der die USA, Kanada und
       Mexiko miteinander verbindet.
       
       Und es widerspräche dem Prinzip der grenzüberschreitenden Produktion, von
       dem die mexikanische Wirtschaft ebenso profitiert wie die US-amerikanische.
       Mexikos Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard spricht deshalb von einem Schuss
       ins eigene Bein. „Am Ende würden die Konsumenten in den Vereinigten Staaten
       unter den Zöllen leiden.“
       
       Dort ansässige Unternehmen würden 400.000 Arbeitsplätze verlieren. Vor
       allem die Automobilindustrie wäre betroffen, erklärt er. 88 Prozent der
       Pick-ups, die in den USA verkauft werden, stammten aus dem Nachbarland.
       Deren Preis würde um 3.000 US-Dollar steigen. „Der Zollkrieg würde in
       Mexiko mehr Schaden anrichten als in den USA,“ resümiert der Analytiker
       Jorge Zepeda Patterson, „aber sie müssen klar haben, dass die Maßnahmen
       auch für sie hohe Kosten haben“.
       
       Dennoch ist die Regierung bereits auf Trump zugegangen. So etwa im Handel
       mit China. Der Republikaner will nicht nur die US-Wirtschaft mit hohen
       Importzöllen vor chinesischen Waren schützen, sondern denunziert zugleich
       Mexiko als Einfallstor für die Produkte und droht deshalb damit, den USMCA
       bei den dieses Jahr anstehenden Neuverhandlungen platzen zu lassen. Schon
       Sheinbaums Vorgänger Andrés Manuel López Obrador hat für einige der Importe
       hohe Einfuhrsteuern verfügt, doch die jetzige Regierung legte deutlich
       nach.
       
       ## Signal an Trump
       
       Im Dezember verkündete Ebrard, man werde auf Textilien 35 Prozent Zoll
       erheben. Zwar richtet sich die Maßnahme formal nicht speziell gegen China,
       aber als mit Abstand wichtigster Textilexporteur für Mexiko ist das Land
       zweifellos am meisten betroffen. Das protektionistische Vorgehen hilft auch
       der mexikanischen Industrie, dennoch wird es von Beobachter*innen als
       Signal an Trump gewertet.
       
       Eine Botschaft Richtung Washington sendet Sheinbaum auch mit Blick auf die
       Kriminalität. Im Gegensatz zu López Obrador, der in seiner Amtszeit keine
       Erfolge gegen Mafia und Gewalt vorweisen konnte, unternimmt die seit
       Oktober regierende Präsidentin neue Schritte. Sie schickte ihren
       Sicherheitsminister Omar García Harfuch, der sich als Polizeichef der
       Hauptstadt einen Namen machte, in den Bundesstaat Sinaloa.
       
       Zudem beschlagnahmten die Behörden in der Region auf einen Schlag über eine
       Tonne Fentanyl – so viel wie noch nie. Die Droge, durch die in den USA
       jährlich 70.000 Menschen sterben, wird unter anderem vom Sinaloa-Kartell
       über den Rio Bravo gebracht und dient Trump als Grund für sein Vorhaben,
       die mexikanischen Mafiaorganisationen auf die Liste terroristischer
       Vereinigungen zu setzen. Sollte ihm das gelingen, wäre das ein wichtiger
       Schritt, um, wie er bereits angekündigte, militärisch auf mexikanischem
       Boden gegen die Kartelle vorzugehen.
       
       8 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Wolf-Dieter Vogel
       
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