URI: 
       # taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Musik statt Winterschlaf
       
       > Tarwater und The Morning Stars laden zum Doppelkonzert ins HAU, Laure
       > Boer kommt ins OHM, in der Villa Elisabeth taucht FrauVonDa// in
       > Wasserwelten.
       
   IMG Bild: Bernd Jestram und Ronald Lippok spielen seit 30 Jahren als Duo Tarwater
       
       Nach dem ganzen Trubel wäre jetzt mal ein idealer Zeitpunkt für einen
       mehrmonatigen Winterschlaf – schon allein, um den Wahnsinn da draußen
       auszublenden. Leider ist diese Pille noch nicht erfunden. Schön also, dass
       das Konzertleben nach dem Jahreswechsel wieder in die Gänge kommt und etwas
       Ablenkung verspricht.
       
       Am Freitag etwa lockt ein Doppelkonzert ins HAU. Musste man sich im Herbst
       noch zwischen Tarwater und The Morning Stars entscheiden, weil beide Band
       am gleichen Abend, nur eben leider an unterschiedlichen Orten spielten,
       gibt es sie jetzt zusammen im Hau 1 – zu einem sehr korrekten
       Eintrittspreis, was ja leider dieser Tage alles andere als
       selbstverständlich ist.
       
       Das Elektronik-Postrock-Duo Tarwater brachte unlängst mit „Nuts of Ay“ das
       erste Album seit zehn Jahren heraus, pünktlich zum 30. Bandgeburtstag. Bei
       den Morning Stars muss man auf das Debüt noch warten – hoffentlich nicht so
       lang, wie zu befürchten ist, wenn sich eine Band als Songwriting-Demokratie
       bezeichnet.
       
       Bei der Local-Hero-Supergroup spielen Felix Müller-Wrobel (sonst bei
       Kante/Sport) an der Gitarre, Bassist Alex Paulick (Coloma/Kreidler) und
       Sebastian Vogel (Britta/Kante) als Experte für vertrackte Rhythmen mit.
       Barbara Morgenstern zaubert derweil schön flirrende Keyboard-Flächen in
       diesem ebenfalls irgendwie postrockigen, aber ganz anders als bei Tarwater
       anmutenden Klangmix (10.1., 19.30 Uhr, Stresemannstr. 29, [1][Tickets
       kosten 17 Euro im VVK]).
       
       Im Anschluss kann man gleich weiterziehen: Ins OHM, den kleinen
       sympathischen Bruder des Tresors – [2][anlässlich Reihe KOOKOO], die dort
       alle paar Monate Liebhaber etwas abseitiger Elektronik erfreut.
       Veranstaltet wird sie von der Klangkünstlerin und Komponistin Mieko Suzuki
       und dem Kulturjournalisten, Projektkoordinator und DJ Arno Raffeiner aka
       ARA.
       
       Die beiden werden auch auflegen – so wie auch aus Georgien stammende DJ und
       Labelbetreiber Jaba Ujmajuridze alias JD J. Als Live Act ist diesmal die
       Französin Laure Boer zu erleben, die ihren Sound auch schon mal
       „witchtronic“ bezeichnet hat und unter anderem Steine zum Klingen bringt
       (OHM, Köpenicker Straße 70, 10.1., 22 Uhr, AK ab 22 Uhr 13, ab Mitternacht
       15 Euro).
       
       In natürliche Gewässer trauen sich um diese Jahreszeit nur ganz
       Hartgesottene, doch in Wasserwelten kann am Wochenende dank eines Projekts
       von FrauVonDa// in der Villa Elisabeth begeben. Das immersive, die Grenzen
       menschlicher Wahrnehmung erforschende Performance-Installation – zugleich
       Abschluss des Projekts „OderHive“ – beschäftigt sich mit geschundenen
       Grenzfluss und dockt dabei an alle Sinne an.
       
       Akustische Annäherungen ermöglichen Schneider TM an Gitarre und Elektronik,
       Roland Fidezius am Bass und Daniel Eichholz an den Perkussionsinstrumenten;
       die Kompositionen stammen von Wojtek Blecharz. Aber auch diverse
       Wissenschaftler:innen und eine Umweltethikerin sind am Start.
       
       Fakt und Fiktion finden bei dieser Kooperation mit dem Leibniz Institut für
       Gewässerökologie und Binnenfischerei und dem Fachbereichs Intervenierende
       Kunst der Freien Universität Berlin zu einem hoffentlich inspirierenden,
       auf jeden Fall aber diskursivlastigen Kaleidoskop zusammen (11. & 12.1., ab
       17 Uhr, Tickets im VVK 9,27 Euro, [3][weitere Infos gibt es hier]).
       
       Auf eine humorvolle Zeitreise in die Zwanziger Jahre des letzten
       Jahrhunderts begibt sich das Musiktheater DieOrdnungDerDinge mit „Wireless
       to Heaven“. Und entdeckt bei der Gelegenheit, dass sich Diskussionen um
       Chancen und Risiken des technischen Fortschritts damals und heute
       verblüffend ähneln. Obwohl seinerzeit das Radio für gesellschaftliche
       Wandeln sorgte, wir hingegen mit Dingen zu tun haben, die – zumindest
       gefühlt – viel tiefer in unsere Lebenswelten eindringen: etwa in Gestalt
       der so genannten Künstlichen Intelligenz.
       
       Das Ensemble entwickelt altes Text-, Ton, und Bildmaterial mittels KI
       weiter – mit erstaunlichen Ergebnissen. Premiere ist am übernächsten
       Freitag ([4][Theater im Delphi], 17.1., 19.30 Uhr, bis 19.1. drei weitere
       Termine, Eintritt 20, erm. 16 Euro).
       
       10 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://hebbel-am-ufer-tickets.reservix.de/p/reservix/event/2341652?_locale=de
   DIR [2] https://www.facebook.com/groups/kookooberlin/?sorting_setting=RECENT_ACTIVITY
   DIR [3] https://frauvonda.de/oderhive-2024/
   DIR [4] https://theater-im-delphi.de/programm/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
       ## TAGS
       
   DIR taz Plan
   DIR Sound der Stadt
   DIR Popmusik
   DIR Experimentelle Musik
   DIR taz Plan
   DIR Jazz
   DIR taz Plan
   DIR taz Plan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Konzertempfehlungen für Berlin: Implodieren, ohne zu zerbrechen
       
       Im Januar widmet sich das CTM-Festival wieder der experimentellen Musik,
       das Konzertprojekt CROC erforscht Verlust und Selbsttranszendenz.
       
   DIR Jazzalbum von Tomin Perea-Chamblee: Tomins minimalistische Melancholie
       
       Aus Verbindung wird Vergänglichkeit – und umgekehrt: Tomin gibt sein
       Solodebüt mit einem Album voller eigenwilliger Jazz-Miniaturen.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Ritt auf der Riffwand
       
       Die Band neànder legt ihr neues Album „III“ vor. Eine Post-Metal-Scheibe
       zwischen Düsternis und Melodie, auf der auch mal ein Piano erklingen darf.
       
   DIR Debütalbum von fastmusic: Soundtrack der Entschleunigung
       
       Auf „I Want To Love, And I Love“ kreiert Bela Fast aka fastmusic seinen
       ganz eigenen minimalistischen Rhythmus. Ein schwelendes, warmes
       Hörerlebnis.