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       # taz.de -- Protest gegen die AfD in Riesa: Mit gutem Gefühl nach Hause
       
       > Aktivisti schaffen es, den Bundesparteitag der AfD um Stunden zu
       > verzögern. Etwa 15.000 Menschen protestieren, die Polizei übt teilweise
       > Gewalt aus.
       
   IMG Bild: Der rechtsextremen AfD und der Kälte trotzend: Demonstrant:innen blockieren eine Straße in Riesa
       
       Riesa taz | Als Tino Chrupalla, Co-Chef der AfD, den Bundesparteitag in
       Riesa eröffnet, wirkt er sauer. Es ist da mittlerweile nach 12 Uhr. Geplant
       war, um 10 Uhr zu beginnen. Stunden später als geplant, weil Proteste und
       Blockaden die Anreise für die insgesamt 600 Delegierten erschwerte – und
       noch sind immer noch nicht alle da. Obwohl die Polizei mit Hunden,
       Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Aktivist:innen vorging, gelang
       es, wichtige Zufahrtsstraßen in die sächsische Stadt zu blockieren.
       
       Um etwa 6 Uhr kamen die ersten Demonstrant:innen in Riesa an. Unter
       anderem am Bahnhof versammelten sich mehr als 1.000 Personen. Trotz der
       kalten Morgenstunden skandierten sie motiviert antifaschistische Parolen.
       Wie viele insgesamt am Samstag in die sächsische Stadt gekommen sind, lässt
       sich wegen [1][der dynamischen Lage schwer schätzen]. Laut Widersetzen
       fuhren mehr als 200 Busse aus der Republik nach Riesa, über den Tag
       verteilt seien mehr als 15.000 Menschen beteiligt gewesen. Die Polizei
       äußerte sich bislang noch nicht dazu.
       
       Von unterschiedlichen Orten aus zogen sie als Demonstrationen in die Stadt.
       Das bundesweite Bündnis „Widersetzen“ hatte dazu aufgerufen, den
       AfD-Bundesparteitag mit zivilem Ungehorsam zu verhindern. Die AfD sei
       unsolidarisch und fördere Hass, und sei [2][keine normale Partei]. Mit
       Sitzblockaden sollten Aktivist:innen die Zugänge zur WT
       Energiesysteme-Arena, dem Veranstaltungsort des Parteitags, versperren.
       
       Entsprechend zielten die Demonstrationen auf Zufahrtsstraßen von Kreuzungen
       und der Bundesstraße 169. Dort angekommen, ließen sich die
       Demonstrant:innen nieder und hinderten Autos damit an der Durchfahrt.
       
       ## Polizeipräsident entschuldigt sich
       
       Die Polizei [3][hatte vorab angekündigt], gleichermaßen die
       Versammlungsfreiheit des AfD-Parteitags und des Gegenprotests zu sichern.
       Die Legitimität von Protest stoße an Grenzen, wenn durch ihn verhindert
       werde, „dass andere ihre Grundrechte ausüben können“. Um die Blockaden zu
       unterbinden, setzten die Beamten Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die
       Demonstrant:innen ein. An manchen Orten nutzte sie auch Hunde, um
       Aktivist:innen von der Straße zu drängen. Der taz liegen mehrere
       Hinweise vor, dass Aktivist:innen mit Kopfverletzungen im Krankenhaus
       behandelt werden mussten.
       
       Im Laufe des Tages kam es zu keiner Festnahme. Bis zum Redaktionsschluss
       registrierte die zuständige Polizeidirektion Dresden 34 Straftaten bei den
       Protesten in Riesa. Laut Deutscher Presseagentur handelt es sich dabei
       unter anderem um Körperverletzung, tätlichen Angriff auf
       Vollstreckungsbeamte, Nötigung und Sachbeschädigung. Insgesamt seien sechs
       Polizist:innen leicht verletzt worden. Um welche Verletzungen es sich
       genau handle, könne die Polizeidirektion aber nicht sagen.
       
       Gegen Mittag verletzte ein Polizist den sächsischen Landtagsabgeordneten
       Nam Duy Nguyen (Linke). Er sei kurz bewusstlos geworden, berichtete Nguyen
       der taz. An den Protesten nahm er mit einem Team als sogenannter
       parlamentarischer Beobachter teil.
       
       ## Die Polizei ermittelt in den eigenen Reihen
       
       Als es zu dem Vorfall kam, habe der Abgeordnete am Rand gestanden, erzählte
       Nguyen der taz. Eine Gruppe hatte sich von der großen Kundgebung gelöst und
       sei von den Beamten gestoppt worden. Er habe die Polizei mehrfach auf
       seinen Status als beobachtender Landtagsabgeordneter hingewiesen, gebracht
       habe das nichts. Ein Mitglied seines Teams wurde ebenfalls geschlagen.
       Beide haben sichtbare Spuren im Gesicht davongetragen.
       
       Die Polizei hat den Vorfall bestätigt. Sie ermittelt nun wegen des
       Verdachts der Körperverletzung im Amt, der Vorfall müsse geklärt werden,
       heißt aus der Polizeidirektion in Dresden. Der dortige Polizeipräsident,
       Lutz Rodig, äußerte in einem Statement: „Es tut uns sehr leid, dass ein
       Abgeordneter und sein Begleiter im Zuge des Polizeieinsatzes zu Schaden
       kamen.“ Das sei sicher nicht die Intention des polizeilichen Handelns
       gewesen, sagt Rodig. Den Fall aufzuklären, habe höchste Priorität.
       
       Zudem lobte Rodig den Polizeieinsatz am Samstag: „Wir haben unsere Ziele
       erreicht: Der Parteitag findet statt. Damit sind wir unserer Verpflichtung,
       Parteiveranstaltungen unabhängig ihrer politischen Ausrichtung zu schützen,
       nachgekommen.“
       
       Obwohl die Proteste den AfD-Bundesparteitag nicht verhindern konnten, lobte
       Widersetzen die Blockaden und Aktionen. Noch nie habe ein Parteitag so
       verzögert begonnen. Ebenfalls zufrieden zeigten sich auch die
       Aktivist:innen, mit denen die taz am Abend über die Proteste sprach. Eine
       Demonstrantin betonte, sie fahre mit einem guten Gefühl nach Hause, weil
       die Blockaden der AfD etwas entgegensetzen konnten. Ein anderer lobte die
       Mobilisierung. Trotz der Kälte und der beschwerlichen Anfahrt für viele sei
       ein großer Protest möglich gewesen. Er hoffe, dass sich die Strukturen
       festigen.
       
       11 Jan 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR David Muschenich
       
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