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       # taz.de -- Merz’ Anbiederung an die AfD: Das war’s mit der Brandmauer
       
       > Merz ist es „gleichgültig“, mit wem er Migrationsgesetze beschließt. Er
       > beklagt den Kontrollverlust des Staates und verliert die Kontrolle über
       > sich.
       
   IMG Bild: Hängen sie bald miteinander ab?
       
       Die Union und ihr Kanzlerkandidat Friedrich Merz stürzen sich mit dem Thema
       Migration den Berg hinab und reißen alles mit sich. Der [1][tödliche
       Angriff eines psychisch kranken Afghanen auf eine Kita-Gruppe in
       Aschaffenburg] hat CDU und CSU jede Beherrschung im Wahlkampf von sich
       werfen lassen. Indem die Union den Kontrollverlust des Staates beschwört,
       verliert sie die Kontrolle über sich selbst.
       
       Letzte Bezüge zum rechtlich Möglichen, zum realistisch Machbaren und
       vernünftigerweise Wünschbaren gehen unter in wüsten Ultimaten,
       Ankündigungen und Drohungen. Man darf gespannt sein auf tausende von
       zusätzlichen Beamtinnen an den Grenzen, tausende von neuen Plätzen in
       Abschiebezentren, all dies natürlich an „Tag eins“ – ganz zu schweigen von
       der sofortigen Aussetzung aller EU-Asylregeln, an die Deutschland sich
       bisher gebunden fühlte.
       
       Wer wie Trump klingt, tritt natürlich auch die hierzulande üblichen
       Verfahren zur Regierungsbildung in die Tonne. „Mir ist es völlig
       gleichgültig, wer diesen Weg politisch mitgeht“, erklärt Merz. Kompromisse
       seien „nicht mehr möglich“. Und CDU-Generalsekretär [2][Carsten Linnemann]:
       Wenn SPD oder Grüne nicht mitgingen, „dann können wir halt nicht regieren“.
       
       Womit die beiden der AfD die Bühne nicht nur gefegt, sondern auch die
       Scheinwerfer für sie angestellt hätten: [3][Alice Weidel] lädt ein, alles
       Geforderte doch nächste Woche gemeinsam im Bundestag zu beschließen, es ist
       schließlich das AfD-Programm. Und Merz reagiert mit: Alles klar, machen
       wir. Die Union will Anträge stellen, die AfD könne explizit gern
       mitstimmen. Das war’s mit der Brandmauer. Das ist der Schritt zur
       Kooperation auf Bundesebene.
       
       ## Merz neigt zu Kurzschlussreaktionen
       
       Es ist so oft beschrieben worden, dass es wehtut, es zu wiederholen: Wer
       Ton und Inhalt der Extremisten übernimmt, lenkt die Leute nur dorthin.
       Stimmt, Nichtstun und Nichtssagen ist keine Option nach einer Tat wie in
       Aschaffenburg. Aber es hätte für eine konservative Partei möglich sein
       müssen, auch im Angesicht von Hetzkampagnen-Schlagzeilen verantwortbare
       Vorschläge zu machen und humanistische Botschaften zu formulieren. Doch die
       Führung von CDU und CSU ist damit deutlich überfordert.
       
       In den bald zehn Jahren, nachdem Angela Merkel Flüchtlinge für eine
       überschaubare Zeit einreisen ließ, hat die neue CDU-Spitze nichts aus dem
       Dilemma der damaligen Kanzlerin gelernt als: „so jedenfalls nicht“. Der
       Kanzlerkandidat wollte sich seine Neigung zu Kurzschlussreaktionen von den
       Leuten um ihn herum abtrainieren lassen. Doch diese – Linnemann vorneweg –
       sind nicht imstande, eine Politik zu formulieren, die von einer immer noch
       wohlmeinenden, nach Integration und Ausgleich suchenden, mittigen Mehrheit
       erwünscht wird.
       
       Die Partei, die sich „bürgerlich“ nennt, verrät diese Mitte an die
       Rechtsextremen, an die Demokratie- und Menschlichkeitsverächter. Die neue
       CDU ist der Aufgabe nicht gewachsen, die Republik vor der Gefahr von rechts
       zu schützen. Es ist erbärmlich.
       
       24 Jan 2025
       
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