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       # taz.de -- Öffentliche Verwaltung auf Social Media: Rückzug ist keine Option
       
       > Sollten öffentliche Verwaltungen wie die Kommunen aus den sozialen Medien
       > aussteigen? Nein, sie müssen sich nur andere, bessere Strategien
       > überlegen.
       
   IMG Bild: Die öffentliche Verwaltung hat die Aufgabe, mit der Öffentlichkeit ins Gespräch zu gehen, hier: Anzeige in einem Einwohnermeldeamt
       
       Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Achim Brötel, hat in einem
       Gespräch mit der Funke Mediengruppe Städten und Gemeinden empfohlen, über
       einen Rückzug aus sozialen Medien nachzudenken. Als öffentliche Verwaltung
       sollte man „ernsthaft überlegen“, ob man die Plattformen, die laut ihm
       vielfach [1][„Biotope der Respektlosigkeit“ seien, „künftig überhaupt noch
       bespielen“] wolle.
       
       Diese Haltung ist problematisch. Der CDU-Politiker hat zwar recht: Auf
       vielen Plattformen ist die Stimmung aufgeheizt. Der rechte Milliardär und
       Trump- wie AfD-Unterstützer [2][Elon Musk] hat X (ehemals Twitter) in
       wenigen Jahren ethisch heruntergewirtschaftet und seinen ideologischen
       Geschwistern kredenzt.
       
       Auf TikTok, [3][Meta], Reddit, Snapchat und Co werden konstant auch
       Propaganda, Fake News und Hass verbreitet. Der Zustand der sozialen Medien
       ist grauenhaft. Ein Rückzug der öffentlichen Verwaltung, etwa der Kommunen,
       der Ämter und Ministerien oder der Universitäten ist allerdings eine Flucht
       vor den eigenen Verpflichtungen.
       
       ## Über neue Strategien nachdenken
       
       Die öffentliche Verwaltung hat die Aufgabe, mit der Öffentlichkeit ins
       Gespräch zu gehen. Und die sitzt nicht nur in Versammlungen im
       Gemeindehaus. Die Öffentlichkeit treibt sich auch an dreckigeren Orten
       herum, zum Beispiel auf Internetplattformen.
       
       Gerade deswegen sollte man nicht über Rückzug, sondern über Strategien
       nachdenken: Auf welcher Plattform wollen und können wir uns zeigen? Und
       wie? Städte sollten auf Snapchat Jungwähler*innen einfache Wege zur
       Briefwahl aufweisen. Die Volkshochschulen sollten auf Pinterest die
       Ergebnisse des letzten Fotografiekurses präsentieren und die Bücherei auf
       TikTok ihre Neuzugänge. Das Rathaus müsste auf Instagram und Facebook, wo
       sich so viele Büger*innen aufhalten, über Neubauprojekte und den Zustand
       der Schulen berichten.
       
       Unterschiedliche Social-Media-Plattformen bieten unterschiedliche Nischen
       und Möglichkeiten. Man muss sie nur nutzen, statt sich der Verantwortung zu
       entziehen, die man als Institution der öffentlichen Verwaltung hat:
       Kommunikation mit der Öffentlichkeit.
       
       28 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesspiegel.de/politik/biotope-der-respektlosigkeit-landkreistag-rat-stadten-zu-ruckzug-aus-online-netzwerken-13091008.html
   DIR [2] /Elon-Musk-greift-Wikipedia-an/!6055593
   DIR [3] /Meta-ohne-Faktencheck/!6058566
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Drosdowski
       
       ## TAGS
       
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