URI: 
       # taz.de -- Antrag auf AfD-Verbot: Die Zivilgesellschaft macht Druck
       
       > Am Tag, nachdem die AfD einem Antrag der Union zur Mehrheit verholfen
       > hat, diskutiert das Parlament über ein Verbot der extrem rechten Partei.
       
   IMG Bild: Protestaktion vor der CDU- Zentrale in Berlin nach der „gemeinsamen“ Abstimmung mit der AfD im Bundestag am 29.01.2025
       
       Berlin taz | Während CDU-Chef Friedrich Merz [1][an der Demontage der
       Brandmauer] arbeitet, formieren sich außerhalb der Reichstagsmauern immer
       mehr Unterstützer*innen für die Beantragung eines AfD-Verbots. Der
       Bundestag soll dazu am Donnerstag beraten. Am Mittwoch unterschrieben 400
       Vertreter*innen der ostdeutschen Zivilgesellschaft [2][in einem offenen
       Brief] für die Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens.
       
       Man dürfe nicht weiter zulassen, „dass diese rechtsextreme Partei
       demokratische Institutionen aushöhlt und ein Klima der Angst schafft“,
       sagte Timo Reinfrank von der Amadeu Antonio Stiftung. Er und weitere
       Engagierte aus den ostdeutschen Bundesländern verweisen auf Bedrohungen von
       rechts und einem „kalkulierten Raubzug zum Abbau unserer demokratischer
       Prinzipien“.
       
       Bereits am Montag hatte der [3][Republikanische Anwält*innenverein
       (RAV) bekannt gegeben], dass bereits 619 Jurist*innen ihren offenen
       Brief unterzeichnet hätten – darunter Richter*innen, Staatsanwälte,
       Notar*innen und Rechtsanwäl*tinnen. „Wer jetzt noch lamentiert, es gäbe
       nicht genug Beweise für die Verfassungsfeindlichkeit der AfD, die es in
       unseren Augen gibt, dem sage ich: Das zu prüfen, ist Aufgabe des
       Bundesverfassungsgerichts“, so Angela Furmaniak vom RAV. Die Politik sollte
       den Weg dafür endlich freimachen.
       
       Eine Gruppe um die Grünen-Politikerin Renate Künast hatte [4][zuletzt noch
       ein weiteres Gutachten gefordert]. Auch andere halten den Antrag für
       verfrüht oder angesichts der Zustimmungswerte der AfD für politisch unklug,
       um die AfD in ihrer Opferrolle nicht weiter zu bestärken.
       
       ## „Schritt für Schritt“
       
       Entsprechend hat der [5][fraktionsübergreifende Antrag von 124
       Bundestagsabgeordneten] um den CDU-Abgeordneten Marco Wanderwitz (CDU),
       gemeinsam mit Abgeordneten aus SPD, Grünen und der Linken, bislang keine
       Mehrheit in Sicht. Die Debatte dazu steht am Donnerstag um 17.30 Uhr auf
       der Tagesordnung. Viele rechnen damit, dass der Antrag danach in die
       Ausschüsse versenkt wird.
       
       Dabei könnte er in der letzten Sitzungswoche im Februar ins Plenum für
       einen Beschluss überwiesen werden. Das scheint aber unwahrscheinlich.
       Befürworter Wanderwitz sagte der taz dennoch: „Wir freuen uns, dass wir die
       Debatte führen. Wieder einen Schritt voran. Schritt für Schritt.“
       Bemerkenswert: Seine Partei CDU setzt in dieser Woche erstmals für eine
       Mehrheit auf die Stimmen der AfD.
       
       Angesichts dessen sagte ein weiterer Initiator, Till Steffen von den
       Grünen: „Gerade die aktuelle Debatte macht deutlich, warum der
       Verbotsantrag so wichtig ist: Extremisten vergiften den Diskurs und
       irgendwann verliert jemand wie Friedrich Merz die Nerven.“
       
       ## Pakt mit rechts
       
       Deswegen brauche es die Möglichkeit des Parteiverbots und nun die Prüfung
       der AfD: Es stehe in der Verfassung, weil die Machtergreifung der NSDAP
       gezeigt habe, dass die Demokratie mit den Mitteln der Demokratie
       abgeschafft werden könne. Hitler hätten 33 Prozent gereicht, um
       Reichskanzler zu werden, so Steffen.
       
       Auch Martina Renner von der Linken klang nicht allzu optimistisch: „Wir
       gehen schneller auf österreichische Verhältnisse zu, als ich dachte. Ein
       Pakt der Union mit einer rechtsextremen Partei am Mittwoch und am Freitag
       bei den Abstimmungen wird erst der Auftakt sein, den Rechtsstaat
       beschädigen, die Demokratie gefährden und die Konservativen zerreißen.“
       
       Sie werde alles daransetzen, eine Abstimmung im Bundestag zu ermöglichen.
       Und doch zeichne sich keine Mehrheit ab – obwohl in den letzten Wochen die
       Zahl der Unterstützer:innen im Parlament gewachsen sei.
       
       30 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Antrag-gegen-Migration-im-Bundestag/!6062259
   DIR [2] https://www.belltower.news/offener-brief-afd-auf-verfassungswidrigkeit-pruefen-157995/
   DIR [3] https://www.rav.de/publikationen/mitteilungen/mitteilung/mehr-als-600-juristinnen-unterzeichnen-offenen-brief-ein-afd-verbot-sollte-das-bundesverfassungsgericht-pruefen-1103
   DIR [4] /Antrag-soll-noch-diese-Legislatur-kommen/!6047956
   DIR [5] https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw05-de-afd-1042014
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Rechtsextremismus
   DIR Bundesamt für Verfassungsschutz
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Krise der Demokratie
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR CDU
   DIR Migration
   DIR CDU
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Friedrich Merz
   DIR Friedrich Merz
   DIR AfD-Verbot
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neuer AfD-Verbotsantrag?: Ein Verfahren mit eigenem Wert
       
       Ja, ein Verbotsantrag gegen die AfD wird im neuen Bundestag schwerer. Aber
       selbst ein Nein des Verfassungsgerichts hätte positive Effekte.
       
   DIR CDU-Fünfpunkteplan der CDU/CSU: Die letzte Merkelianerin
       
       Antje Tillmann ist die einzige Christdemokratin, die bei der Abstimmung des
       Antimigrationsantrags der CDU/CSU mit Nein stimmte. Dafür bekommt sie viele
       Respektsbekundungen.
       
   DIR Altkanzlerin zu CDU-Antrag zur Migration: Eine Ohrfeige für Merz
       
       Angela Merkel kritisiert, dass die CDU gemeinsame Sache mit der AfD macht.
       Die Altkanzlerin fordert Zusammenarbeit der „demokratischen Parteien“.
       
   DIR Reaktionen der EU auf CDU-Antrag: Merz gegen Geas
       
       Der im Bundestag mit Stimmen der AfD verabschiedete Fünfpunkteplan der
       CDU/CSU widerspricht dem EU-Asylrecht. Für Ursula von der Leyen ist das ein
       Problem.
       
   DIR Nach dem Fall der Brandmauer: Wut und Verzweiflung vor dem Konrad-Adenauer-Haus
       
       Unmittelbar, nachdem die Brandmauer im Bundestag fällt, wurde am Mittwoch
       vor der CDU-Parteizentrale protestiert. Die Menschen waren fassungslos.
       
   DIR Antrag gegen Migration im Bundestag: Über die Merzgrenze
       
       An einem historischen Tag fällt im deutschen Parlament die Brandmauer.
       Friedrich Merz erhält für seinen Fünf-Punkte-Antrag eine Mehrheit.
       
   DIR Antrag auf ein Parteiverbot: Merz ist kein Opfer der AfD
       
       Unions-Kanzlerkandidat Merz übernimmt ein zentrales Narrativ der AfD und
       will nun Abschiebungen vorantreiben. Er tut es aus freien Stücken.
       
   DIR Bundestag debattiert AfD-Verbot: Neuer Schwung für Verbotsantrag
       
       Der Bundestag debattiert nächste Woche über das AfD-Verbot. Weil die Partei
       zuletzt hemmungslos radikal auftrat, bekommt der Antrag mehr Zustimmung.