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       # taz.de -- Abschaltung in den USA: TikTok zieht sich selbst den Stecker
       
       > Nutzer*innen in den USA haben keinen Zugang mehr zu TikTok. Doch
       > jüngst zeigte sich der künftige Präsident Trump dem Konzern gegenüber
       > milde.
       
   IMG Bild: In den USA jetzt erst mal weg: Tiktok
       
       Berlin taz | TikTok hat sich abgeschaltet – zumindest in den USA. Am
       Samstag (Ortszeit) beendete die Social-Media-Plattform vorerst ihre
       Dienste, die dort bisher rund 170 Millionen Menschen nutzten. Grund dafür
       ist ein Gesetz, das der US-Kongress 2024 beschloss.
       
       Das Gesetz gab dem chinesischen Mutterkonzern ByteDance 270 Tage Zeit, um
       das US-Geschäft von TikTok zu verkaufen. Anderenfalls würde TikTok aus den
       US-amerikanischen App-Stores gelöscht, was langfristig dazu führen würde,
       dass die App für die User*innen in den USA nicht mehr nutzbar wäre.
       US-Dienstleister, die TikTok danach noch mit technischer Infrastruktur
       versorgen würden, könnten mit Strafen von mehreren Tausend Dollar pro
       User*in bedacht werden. Die Verkaufsfrist lief am Sonntag, 19. Januar, ab.
       Mit dem eigenständigen Abschalten kam TikTok einer möglichen Abschaltung
       durch Behörden oder App-Stores demonstrativ zuvor.
       
       Gegen diese Zwangsabschaltung versuchte TikTok noch vor dem Obersten
       Gericht zu klagen. Dort argumentierte die Plattform, dass das Gesetz gegen
       das von der Verfassung garantierte Recht auf Redefreiheit verstoße. [1][Das
       Gericht urteilte jedoch am Freitag und stimmte TikTok nicht zu]. Trotzdem
       war eine Abschaltung am Sonntag mehr als zweifelhaft. Zum einen [2][zeigte
       sich Joe Biden am Freitag schon bereit, die App an seinem letzten Tag als
       Präsident nicht sperren zu lassen]. Zum anderen gibt es ja noch Trump.
       
       Der designierte Präsident Donald Trump, der am Montag, also nur einen Tag
       nach Ablauf der Verkaufsfrist, seine Amtseinführung feiern soll, zeigte in
       den letzten Tagen eine wenig überraschende Milde gegenüber dem Unternehmen.
       Er hatte zwar in seiner ersten Amtszeit selbst ein Verbot TikToks
       angestrebt und war damit gescheitert. Dabei argumentierte er ebenso wie die
       spätere Regierung unter Joe Biden, unter der der Kongress dann das Gesetz
       erließ, der Konzern könnte Daten von US-User*innen an die chinesische
       Regierung weitergeben. TikTok wies diese Vorwürfe immer wieder zurück.
       Dennoch liegt die Zentrale in Peking und unterliegt somit den Vorgaben der
       dortigen Behörden.
       
       Inzwischen hat sich Trumps Haltung gegenüber TikTok allerdings geändert.
       Nach vielen Gerüchten bestätigte er selbst in einem Fernsehinterview mit
       dem Sender NBC am Samstag, dass er die Verkaufsfrist um 90 Tage verlängern
       möchte. Sobald er Präsident ist, wäre das rechtlich möglich. Dafür müsste
       sich TikTok allerdings in aussichtsreichen Verkaufsverhandlungen befinden.
       Bisher war das nicht der Fall. Die Fristverlängerung könnte für Trump aber
       ein Mittel darstellen, um zum Verkauf an einen Menschen zu drängen, der
       Trump wohlgesonnen ist, wie etwa an den rechten Milliardär Elon Musk, der
       bereits X, ehemals Twitter, gekauft hat. In den letzten Wochen wurde viel
       darüber spekuliert, dass er ein möglicher Käufer vom US-Geschäft TikToks
       sein könnte. Beweise gab es allerdings keine.
       
       In einer Mitteilung an die User*innen erklärte TikTok, dass man glücklich
       sei über Trumps Andeutung, eine Lösung gegen die Sperre zu finden.
       
       Trumps Milde liegt aber auch darin begründet, dass er in den letzten Jahren
       auf TikTok viele junge Menschen erreichen. Seine Annäherung an TikTok geht
       sogar so weit, dass TikTok-Chef Shou Chew am Montag ebenfalls bei der
       Amtseinführung von Trump anwesend sein soll. Auf der Tribüne. Gemeinsam mit
       Mark Zuckerberg und Elon Musk. In den letzten Monaten scharten sich immer
       mehr Tech-Bosse um Trump, den bald mächtigsten Menschen der USA. Er könnte
       versuchen, ihnen bei einigen Dingen zu helfen, unter anderem etwa gegen den
       Druck, den die EU momentan aufbaut in Sachen Datenschutz und Moderation von
       Lügen, Propaganda und Hassrede.
       
       19 Jan 2025
       
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