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       # taz.de -- Eskalation des Kriegs in Kongo: Eine Neuordnung ist notwendig
       
       > Seit fast 20 Jahren kämpft die Demokratische Republik Kongo mit Gewalt
       > und Diktatur. In dem an Rohstoffen reichen Land braucht es
       > funktionierende Institutionen.
       
   IMG Bild: Proteste in Kishasa in der Demokratischen Republik Kongo am 28. Januar
       
       Die Demokratische Republik Kongo sollte niemandem egal sein. Das riesige
       Land im Herzen Afrikas beherbergt einen der drei großen Regenwälder der
       Erde, seine [1][Mineralien] sind unersetzliche Grundbausteine der
       Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Dass dieses Land gut regiert
       wird, daran hat die Welt ein vitales Interesse. Aber Kongo wird nicht gut
       regiert. Seit den ersten freien Wahlen 2006 ist das von Diktatur und Krieg
       gebeutelte Land zwar formal eine verfassungsmäßige Demokratie.
       
       Aber in erster Linie mutierten damals [2][Warlords] zu Politikern, und die
       obersten 5 Prozent der 110 Millionen Einwohner monopolisieren Macht und
       Reichtum. Es gab noch keine Wahl ohne massive Unregelmäßigkeiten, kein
       einziges von allen Parteien anerkanntes Wahlergebnis. Solange die
       Legitimität der Institutionen infrage steht, so lange sammelt sich
       Opposition primär außerhalb der Institutionen. Und die Institutionen werden
       ihrerseits dazu missbraucht, Unrecht zu legitimieren.
       
       Die jüngsten spektakulären Erfolge der von Ruanda unterstützten
       Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März) im Osten Kongos sind ein
       Symptom dieses Zustands, nicht seine Ursache. Rebellenführer Corneille
       Nangaa machte das bei seinem ersten Auftritt [3][in der frisch eroberten
       Millionenstadt Goma] klar: Als ehemaliger Chef von Kongos Wahlkommission
       verantwortet er den [4][dreisten Wahlbetrug,] der Präsident Felix
       Tshisekedi 2019 erstmals an die Macht brachte – jetzt sieht er sich in der
       Pflicht, das von ihm kreierte „Monster“ wieder zu beseitigen.
       
       Auch die Tutsi-Offiziere der M23, Objekt staatlich geschürten ethnischen
       Hasses, verlassen sich auf keine Verhandlungen mehr, nachdem Kongos
       Regierung vorherige Vereinbarungen nie einhielt. International richtet sich
       jetzt massive Kritik gegen Ruanda wegen dessen Unterstützung dieser
       Rebellen. Aber das ist der falsche Ansatz. Ruanda – vom [5][Völkermord an
       den Tutsi] 1994 gezeichnet, dessen Täter dann in die DR Kongo flüchteten –
       wird seine Einmischung erst dann beenden können, wenn aus der DR Kongo
       keine [6][existenzielle Bedrohung] mehr hervorgeht.
       
       ## Der Sieg der M23 könnte für Goma Vorteile bringen
       
       Es muss dafür in der DR Kongo grundlegende Veränderungen geben: eine
       Staatsordnung nicht nur für die obersten 5 Prozent, sondern für alle. In
       Goma war das Staatsversagen zuletzt besonders krass: Seit 2021, schon vor
       dem neuen M23-Krieg, herrschte Kriegsrecht, eine Vielzahl von Milizen hielt
       permanentes Chaos am Leben. Der Sieg der M23 könnte nun Vorteile bringen:
       Die Millionenstadt ist nicht mehr belagert, der Austausch mit dem
       ländlichen Umland kann wieder in Gang kommen, Vertriebene können in ihre
       Dörfer zurück. Das wäre ein Fortschritt.
       
       Die Rebellen müssen jetzt beweisen, dass sie das wollen und können. Und der
       Rest der Welt müsste dann aber auch anerkennen, dass die sture Forderung
       nach einem Rückzug Ruandas und der M23 nur wieder ins Chaos führt. Die DR
       Kongo braucht einen Weg nach vorn. Wie ihre Neuordnung aussieht – das
       können allein die Kongolesen selbst definieren.
       
       1 Feb 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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