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       # taz.de -- Umgang mit Spendengeldern: Vorwürfe gegen BSW-Kandidaten
       
       > Sachsens BSW-Spitzenkandidat Marcel Machill ist auch Leipziger
       > Journalistikprofessor. Nun werden Vorwürfe laut, er habe Zahlungen zu
       > Unrecht als Spende deklariert.
       
   IMG Bild: Marcel Machill wird vorgeworfen, er habe Zahlungen nicht ordentlich deklariert
       
       Dresden taz | Nur drei Wochen nach seiner Nominierung zum sächsischen
       Spitzenkandidaten des BSW für die Bundestagswahl werden Vorwürfe gegen den
       Leipziger Journalistikprofessor Marcel Machill laut. Er soll
       möglicherweise Gelder zu Unrecht als Spende deklariert haben.
       
       Hintergrund ist ein von der Leipziger Universitätsgesellschaft gefördertes
       Projekt namens „Lehrredaktion Campus“: Studierende sollen das
       journalistische Handwerk erlernen, ihre Arbeiten wurden anschließend in der
       Leipziger Volkszeitung (LVZ) gedruckt. Nach der Veröffentlichung überwies
       die Zeitung dem Verein einen vierstelligen Betrag. Und Machill,
       verantwortlich für das Projektkonto, stellte Rechnung und
       Spendenbescheinigung aus.
       
       Für eine Spende aber darf keine Gegenleistung erbracht werden – was im Fall
       der Veröffentlichungen zumindest fraglich ist. Insgesamt soll Machill bis
       zu 33.500 Euro zu Unrecht als Spende deklariert haben. Leipziger
       Universitätsgesellschaft könnte deshalb die Aberkennung der
       Gemeinnützigkeit drohen. Machill selbst bestreitet die von „MDR
       Investigativ“ erhobenen Vorwürfe.
       
       Ebenfalls am Mittwoch berichtete zuerst [1][MDR Investigativ] und dann die
       Leipziger Volkszeitung, dass die BSW-Aufstellungsversammlung für ihre
       sächsischen Bundestagskandidaten an der Leipziger Universität Anfang Januar
       weder bei deren Leitung angemeldet noch genehmigt worden war. Machill war
       dort von drei Vierteln der anwesenden 79 Parteimitglieder zum
       Spitzenkandidaten gewählt worden. Die Zeitung zitiert einen „verärgerten“
       Universitätssprecher Carsten Heckmann. Machill habe sich inzwischen
       entschuldigt.
       
       ## Kritik an Berufung
       
       Pikanterweise haben die MDR-Journalisten selbst am Leipziger Institut für
       Kommunikations- und Medienwissenschaft und teilweise bei Machill studiert.
       Der Harvard-Absolvent war er 2002 mit hohen Erwartungen begrüßt worden.
       Inzwischen gilt er als ausgesprochen unpopulär und wenig reformfreudig.
       
       Kritik gibt es an geringer Publikationszahl, mangelhafter
       Drittmitteleinwerbung und angeblich unverhältnismäßigen Reisen. Machills
       ehemaliger Kollege und Mitglied der Berufungskommission, Rüdiger Steinmetz,
       bezeichnet ihn im MDR als „Blender“ und seine Berufung als Fehler.
       
       Einer steilen BSW-Karriere stand dieser Ruf nicht im Wege. Vor seinem
       Sprung auf Platz eins der Landesliste für die Bundestagswahl fiel der erst
       im Juni in die Partei eingetretene Machill als „Chefberater“ [2][für die
       „Brombeer“-Koalitionsverhandlungen mit CDU und SPD] auf.
       
       ## „Geschlossen“ hinter Machill
       
       Anders als in Thüringen und Brandenburg scheiterten die sächsischen
       Gespräche trotz guten Vorlaufs in letzter Minute. „Das lag nur an einer
       Person“, hört man übereinstimmend aus CDU- und SPD-Kreisen, sogar von
       BSW-Mitgliedern selbst. Dass damit Machill gemeint ist, sagt niemand laut.
       Dieser soll inzwischen zu den engsten Vertrauten von Sahra Wagenknecht
       zählen.
       
       Die [3][sächsische Parteispitze] weist auf taz-Anfrage alle Vorwürfe gegen
       den Medienprofessor zurück. „Derartige persönliche Herabwürdigungen haben
       im Wahlkampf nichts verloren“, so Landes- und Parteichefin Sabine
       Zimmermann. Ihr Co-Vorsitzender Jörg Scheibe verweist auf den laufenden
       Wahlkampf, „wenn aus über zehn Jahre alten Belegen etwas konstruiert wird“.
       Man stehe „geschlossen und uneingeschränkt hinter unserem
       Spitzenkandidaten.“
       
       30 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/politik/vorwuerfe-bsw-spitzenkandidat-marcel-machill-machtmissbrauch-spendengelder-100_page-2_zc-ad1768d3.html
   DIR [2] /Sachsen-und-Thueringen-nach-der-Wahl/!6045564
   DIR [3] /BSW-stimmt-in-Sachsen-fuer-AfD-Antrag/!6050593
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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