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       # taz.de -- Pupsende Wale in Kriegszeiten: Wal der Waffen
       
       > An sich ist der Walpups als Phänomen bekannt. Doch in Zeiten des neuen
       > Kalten und hybriden Krieges ist die Entschlüsselung nicht so einfach.
       
   IMG Bild: Grindwale, schwimmen und pupsen im Meer vor Schottland herum
       
       Vielleicht sind einfach alle ein wenig überreizt in letzter Zeit. Also
       nicht erschrecken, wenn wir jetzt von einer zu Schottland gehörenden
       Hebrideninsel namens [1][Raasay] sprechen müssen – keine Sorge, weder hat
       Donald Trump bislang Besitzanspruch auf sie erhoben, noch hat er die
       angrenzende Meerenge The Minch in Mar-a-Lago umbenannt.
       
       Und auch Putin hat nichts damit zu tun, obwohl die britische Navy genau das
       vermutet hat, als sie dort ein seltsames Geräusch unter Wasser
       registrierte. Wir raten mal: ein seltsames, blubbernd-knatterndes Geräusch.
       Eine Quelle aus dem Umfeld der Navy sagte dazu dem Boulevardblatt Sun: „Wir
       nehmen die Sache sehr ernst. Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen.“
       
       Das wäre eine russische Unterwasserdrohne, die „ein Abhörgerät auf dem
       Meeresgrund abgesetzt hat“, um die „akustischen Signaturen“ der britischen
       Atom-U-Boote „aufzuzeichnen und so leichter aufspüren und die Besatzungen
       in Gefahr bringen zu können“.
       
       Erst wurde das Geräusch bemerkt, als es sich aus der Meerenge auf die hohe
       See hinausbewegte, Tage später kehrte es wieder zurück. Nach all den
       beschädigten Unterwasserkabeln, Spionageschiffen und gesprengten Pipelines
       scheint eine russische Unterwasserdrohne kein abwegiger Gedanke zu sein.
       
       ## Krill & Co
       
       Des Rätsels Lösung war dann allerdings doch ganz anders. Es hätte jedoch
       schon ein Blick auf die Touristenkarte der Region gereicht, um auf die
       richtige Spur zu führen, denn just an jener Meeresstelle sind dort zwei
       große Bartenwale aufgemalt.
       
       Die fressen bekanntlich haufenweise Krill & Co. Was aber mitunter passiert,
       wenn man sich den Bauch randvoll schlägt, kennt man aus eigener misslicher
       Erfahrung: Es knattert und müffelt. Das ist bei Walen nicht anders als beim
       Menschen, Verdauung produziert Gase, und die müssen raus. Der Wal pupst.
       
       Was Erwachsene sich nicht zu fragen trauen, interessiert Kinder brennend.
       
       „Auch Wale pupsen von Zeit zu Zeit“, beantwortet das [2][Zentrum für
       Marine-Umweltwissenschaften] der Universität Bremen daher auf seiner
       Website eine drängende Kinderfrage, „die Gase werden unter Wasser abgegeben
       und können, da sie zum Teil aus Faulgasen bestehen, auch unangenehm
       riechen.“
       
       ## Bestens dokumentiert
       
       Der Walpups ist also bekannt. Aber: „Welche Geräusche Walblähungen erzeugen
       können, ist wissenschaftlich noch nicht weiter untersucht worden.“ Jetzt
       weiß man offensichtlich mehr. So hat die angespannte Lage derzeit also auch
       ihr Gutes.
       
       Wodurch der Wal übrigens mit dem Hering gleichzieht, dessen Gepupse bestens
       dokumentiert und entschlüsselt ist. Es dient, so wird vermutet, sogar auch
       der Kommunikation. Von wegen „stumm wie ein Fisch“.
       
       Womöglich bedienen die Wale sich auch dieser Art der Unterhaltung? Und
       statt einer U-Boot-Attacke hat die Navy Wal-Gossip über diese verrückten
       Wesen da draußen an Land belauscht? Eine Überlegung, die den Markt für
       Walgesänge um eine interessante Nuance bereichern könnte.
       
       Andererseits: Noch vor wenigen Monaten schwamm ein [3][russischer
       Spionagewal] durch die Nordsee. Der fiel auf, weil er ein Kamerageschirr
       trug. Womöglich erstatten die Tiere jetzt sicherheitshalber akustisch
       Bericht?
       
       So oder so kann lässt sich guten Gewissens festhalten: An der
       Unterwasserdrohnen-Meldung war wirklich etwas faul!
       
       30 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Raasay
   DIR [2] https://www.marum.de/
   DIR [3] /Historiker-ueber-Spionagetiere/!6032304
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heiko Werning
       
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