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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine und in Russland: Russland bombardiert Ukraine wieder massiv
       
       > Schwere Schäden am Weltkulturerbe in Odessa, zahlreiche Tote in anderen
       > Städten und ein blutiger Angriff im ukrainisch besetzten Sudscha in
       > Russland.
       
   IMG Bild: Das berühmte Hotel Bristol in Odessa nach dem russischen Angriff am 31. Januar
       
       Kyjiw taz | Beim jüngsten russischen Raketenangriff auf Odessa sind nach
       Angaben von Bürgermeister Gennadi Truchanow 15 bedeutende historische und
       kulturelle Gebäude zerstört worden, darunter das bekannte Hotel „Bristol“,
       die Philharmonie und das Museum für westliche und orientalische Kunst.
       
       2023 hatte die Unesco die Altstadt von Odessa, einschließlich der am
       Freitag beschädigten Bauwerke, zum Weltkulturerbe erklärt. Diese
       Wahrzeichen sind damit durch das Zweite Protokoll von 1999 zur Haager
       Konvention von 1954 geschützt, das den Erhalt von Kulturgütern in
       bewaffneten Konflikten regelt.
       
       Ohne Russland namentlich zu nennen, verurteilte die Unesco jetzt den
       Angriff. Die Organisation gab weiter bekannt, dass man ein Team mit der
       Dokumentation der Schäden beauftragt habe. Dieses Team werde auch in
       Zusammenarbeit mit der ukrainischen Regierung dringende Maßnahmen zur
       Schadensbegrenzung unternehmen.
       
       In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden laut ukrainischen Angaben
       mindestens 18 Menschen bei russischen Angriffen getötet, darunter
       mindestens 14 bei einem Raketenangriff auf ein Wohngebäude in der
       zentralukrainischen Stadt Poltawa. Unter den Todesopfern seien zwei Kinder,
       teilten die lokalen Behörden mit.
       
       ## Angriff auf Wohnheim in ukrainisch besetztem Sudscha
       
       Zudem wurden bei Angriffen in der nördlichen Region Sumy drei Menschen
       getötet. In Sumy hatte es bereits einige Tage zuvor einen schweren
       russischen Angriff gegeben, dessen Opferzahl mittlerweile auf 11 gestiegen
       ist. Ein weiteres Todesopfer gab es demnach in der angrenzenden Region
       Charkiw.
       
       Am Samstagabend sollen auch in der von der Ukraine besetzten russischen
       Grenzstadt Sudscha einige Dutzend Zivilisten bei einem Raketenangriff auf
       ein Wohnheim ums Leben gekommen sein. Das russische Portal [1][lenta.ru]
       spricht von einem ukrainischen Angriff mit US-Raketen und zitiert einen
       Militärblogger, der vermutet, die ukrainischen Streitkräfte wollten
       Russland diskreditieren.
       
       Demgegenüber [2][berichtet die ukrainische Zeitung Ukrainska Prawda] unter
       Berufung auf Militärquellen, dass das Wohnheim mit russischen Raketen
       angegriffen worden sei. 95 Menschen seien noch unter den Trümmern.
       
       Auch Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigt Russland dieses
       Luftangriffs auf das Wohnheim: „So führt Russland Krieg“, [3][schreibt
       Selenskyj auf X]: „Eine Schule in Sudscha, im Gebiet Kursk, auf russischem
       Territorium, mit Zivilisten, die auf ihre Evakuierung warten. Und dann hat
       eine russische Bombe das Gebäude zerstört, obwohl sich in diesem Dutzende
       von Zivilisten befanden.“
       
       ## Morde an Mitarbeitern der ukrainischen Militärbehörde
       
       Unterdessen erschüttern zwei Morde an Mitarbeitern der für die Rekrutierung
       zuständigen Militärbehörde TZK die ukrainische Gesellschaft. In Piryatyn,
       einer Stadt in der Region Poltawa, wurde Ende vergangener Woche ein
       Mitarbeiter des Rekrutierungsbüros erschossen, als er frisch mobilisierte
       Soldaten zu einer Militäreinheit fahren wollte.
       
       Außerdem wurde bei einer Explosion im TZK der Stadt Rivne am
       Samstagnachmittag eine Person getötet, sechs weitere wurden verletzt,
       berichtet Interfax-Ukraine unter Berufung auf die Polizei.
       
       In der ukrainischen Bevölkerung ist das TZK unbeliebt, fangen doch
       Angehörige dieser Behörde zuweilen Männer auf der Straße ab, um sie gegen
       ihren Willen an die Front zu schicken. Auch beim Militär ist das TZK
       unbeliebt: „Die vom TZK schicken uns Leute, die entweder aufgrund ihrer
       körperlichen Verfassung gar nicht in der Lage sind, an der Front zu
       kämpfen, oder auch einfach absolut unmotiviert sind“, sagt ein ukrainischer
       Soldat gegenüber der taz. Der Soldat befehligt eine kleine Gruppe von einem
       Dutzend Mann und möchte seinen Namen nicht in der Zeitung sehen.
       
       2 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://lenta.ru/
   DIR [2] https://www.pravda.com.ua/eng/news/2025/02/1/7496337/
   DIR [3] https://x.com/ZelenskyyUa/status/1885779119180238928
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Clasen
       
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