# taz.de -- Keir Starmer beim EU-Sondergipfel: UK und EU wollen „Neustart“
> Der britische Premier reist für einen EU-Sondergipfel nach Brüssel. Dort
> findet eine Annäherung von beiden Seiten statt.
IMG Bild: Der britische Premier Keir Starmer beim EU-Sondergipfel, Brüssel, am 4.2.2015
Brüssel taz | Fünf Jahre nach der Scheidung – dem Brexit – bereiten sich
Großbritannien und die EU auf eine neue Partnerschaft vor. Der Besuch des
britischen Premiers Keir Starmer [1][beim EU-Sondergipfel am Montag] sei
nur der Auftakt gewesen, heißt es in Brüssel. Als Nächstes ist ein
bilateraler Gipfel am 19. Mai auf der britischen Insel geplant.
Dabei soll es um den „Reset“ gehen, also um einen Neustart. Neue Liebe
steckt allerdings nicht dahinter, die Wiederaufnahme Großbritanniens in die
EU ist tabu. Vielmehr geht es erst einmal darum, die beim Brexit
aufgerissenen Gräben zuzuschütten und sich wieder anzunähern. Die
Erwartungen gehen dabei weit auseinander.
Die EU wolle „die engste Beziehung, die wir zusammen haben können“, sagte
[2][EU-Ratspräsident António Costa] am späten Montagabend in Brüssel. Jetzt
sei der Moment gekommen, sich wieder näherzukommen, erklärte der polnische
Regierungschef Donald Tusk. Ähnlich warme Worte sucht man in London bisher
vergeblich.
Starmer war überhaupt nur zum EU-Gipfel gereist, um über die
[3][Verteidigung der Ukraine] und die Aufrüstung Europas zu sprechen. Beim
Abendessen mit den 27 Staats- und Regierungschefs warb er dafür,
Großbritannien stärker in eine europäische Rüstungszusammenarbeit
einzubinden.
## Sinneswandel in UK
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Schließlich hat Großbritannien,
solange es noch EU-Mitglied war, alles getan, um eine europäische
Verteidigungsunion zu blockieren. Es dürfe keine Dopplung mit der Nato
geben, hieß es damals in London. Nun möchte Starmer gern dabei sein, wenn
ein gemeinsamer Rüstungsmarkt entsteht.
Außerdem will er sich – ähnlich wie der frühere Premier und „Brexiter“
Boris Johnson – als engster Verbündeter der Ukraine und härtester Gegner
Russlands profilieren. Bei anderen Themen ist er dagegen sehr
zurückhaltend.
Während die EU schon große Pläne schmiedet, möchte Großbritannien zunächst
nur über Erleichterungen bei Energie und Handel sprechen, um die Folgen des
EU-Austritts abzumildern. So ist London an einem schnellen Deal zur
Vereinheitlichung von Veterinärkontrollen interessiert, der den Handel mit
Lebensmitteln erleichtern könnte.
Eine „Mobilitätsvereinbarung“, die Brüssel für britische Studenten und
junge Berufstätige vorgeschlagen hatte, um Reisen und Arbeiten in der EU zu
erleichtern, ist in London hingegen kein Thema. Für eine Wiederannäherung
sei dies „auf keinen Fall der richtige Ausgangspunkt für uns“, erklärte
Innenministerin Yvette Cooper.
## Narben in der EU verheilt
In den britischen Medien wird ein solches Abkommen gern als Rückkehr zur
verhassten Personenfreizügigkeit präsentiert. Damit lassen sich offenbar
immer noch die alten Reflexe bedienen, die 2016 beim EU-Referendum zum
Brexit geführt hatten. Auf dem europäischen Kontinent hingegen sind die
alten Narben weitgehend verheilt.
Hier würde man die Briten gern wieder mit offenen Armen empfangen. Tusk
träumt sogar schon vom „Breturn“ – also der Rückkehr („Return“) der Briten
in die EU. Allerdings hat er die Rechnung ohne Donald Trump gemacht. Der
US-Präsident versucht wieder einmal, Großbritannien und die EU zu spalten –
diesmal mit amerikanischen Strafzöllen.
Die Europäer müssten schon bald mit Zöllen rechnen, heißt es in Washington.
Die Briten hingegen könnte Trump verschonen. Für den Reset wäre das keine
gute Nachricht, sondern ein weiteres großes Problem.
4 Feb 2025
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## AUTOREN
DIR Eric Bonse
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