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       # taz.de -- Winterwahlkampf in Hamburg: Tacos, Techno und Tischtennis
       
       > Techno-Tischtennis ist vor allem bei jungen Hamburger*innen im Trend.
       > Diesen nutzt Die Linke und lädt zum Rundlauf in die Schulsporthalle.
       
   IMG Bild: Techno Tischtennis wird normalerweise nicht in der Turnhalle, sondern im Club gespielt – wie hier im Baalsaal auf der Reeperbahn
       
       Hamburg taz | Schon von einigen Dutzend Metern Entfernung kommt einem der
       dumpfe Bass der Musik entgegen. Vor der Eingangstür stehen ein paar
       Raucher*innen. Mit Getränk in der Hand unterhalten sie sich. Es ist
       Samstagabend und die Szenerie wirkt wie vor einer beliebigen Hamburger
       Clubtür.
       
       Nur ist hinter der Tür kein Club, sondern die Sporthalle der Telemannschule
       im Stadtteil Eimsbüttel. Und die wird an diesem Abend von der Linkspartei
       genutzt, um Bürgerschaftswahlkampf zu machen: „Schlag deine Eimsbüttler
       Direktkandidierenden beim Rundlauf an der Platte“, bewarb sie zuvor ihre
       etwas andere Wahlkampfveranstaltung, bei der Wähler*innen bei
       Techno-Tischtennis mit den Kandidat*innen in Kontakt kommen sollen.
       
       Das ist derzeit vor allem bei jungen Menschen in der Hamburger-Technoszene
       beliebt. Das Konzept ist relativ selbsterklärend: Tischtennisplatten stehen
       meistens in einem Club verteilt und während ein*e DJ Technomusik auflegt,
       wird [1][Tischtennis] im Rundlauf gespielt.
       
       Auf dem Weg zum Eingang sind einige Wahlplakate drapiert. Statt
       Türsteher*innen begrüßen die Bürgerschaftskandidierenden Heike
       Faust-Benecke und Jan Libbertz die Technofans persönlich an der Tür.
       Abgedunkelte Fenster, Schwarzlicht und ein professionell wirkendes DJ-Pult
       lassen einen dann aber fast vergessen, dass es sich bei der Location nicht
       um das „Südpol“ oder das „PAL“, zwei von Hamburgs bekanntesten Technoclubs,
       handelt. Selbst die Outfits vieler Besucher*innen schreien mehr nach
       Clubabend als nach Wahlkampfveranstaltung.
       
       Erst die Matratzenwägen und der mit bunten Linien beklebte Linoleumboden
       lassen erahnen, dass man sich hier in einer ganz normalen Schulturnhalle
       befindet. Um drei Tischtennisplatten tummeln sich rund 30 Leute. Die DJs
       sind motiviert und tanzen bereits zur eigenen Musik. Auch die
       Besucher*innen tanzen in den kurzen Pausen während des Rundlaufs,
       lachen miteinander. Außer der rot leuchtenden Knicklichter deutet nichts
       mehr auf eine politische Veranstaltung hin.
       
       Direktkandidat Jan Libbertz sagt, die Linke wolle mit ihrer Idee zeigen,
       wie es aussehen könnte, wenn die Partei regiert. Kultur und
       Freizeitangebote müssten niederschwelliger werden. „Es gibt kaum kostenlose
       Angebot für junge Erwachsene und Jugendliche“, sagt Libbertz.
       
       Zwei 24-Jährige – die eine mit Sonnenbrille und in schwarzem Rave-Outfit,
       der andere in Jogginghose – waren im Vorfeld skeptisch, ob sie hingehen
       sollten. Die Veranstaltung hätte für sie „Cringe-Potential“ gehabt. Das
       habe sich aber nicht bewahrheitet.
       
       Auch eine 16-Jährige aus der Nachbarschaft ist mit ihren Freund*innen da.
       „Wir interessieren uns für linke Politik und mögen Techno“, sagt sie. Da
       würden also beide Interessen zusammenkommen. Und: Bei der Bürgerschaftswahl
       darf bereits ab 16 Jahren gewählt werden. Es wird also die erste
       Stimmabgabe für die Jugendlichen.
       
       Es ist nicht die einzige ungewöhnliche Idee, mit der die Hamburger Linke in
       den Wahlkampf gezogen ist. „Auf eine Cola mit Carola“ lädt die
       Bürgerschaftsabgeordnete Carola Ensslen zur Sprechstunde; unter dem Motto
       [2][„Eat the Rich“] gab es vergangene Woche kostenlos Tacos an einem
       Foodtruck. Kreative Ideen sind auch nötig, schließlich ist derzeit tiefster
       Winter. Die Tage sind kurz, die Straßen leer. Wer hat schon Lust bei
       Minustemperaturen länger als nötig Halt an irgendwelchen Straßenständen zu
       machen, um über Politik zu reden?
       
       In der Turnhalle ist es hingegen kuschelig warm. Und wer von der Kälte
       draußen noch etwas friert, hat sich beim Rundlauf schnell warm gespielt.
       Oder: Warm getanzt. Immerhin diese Herausforderung des [3][winterlichen
       Wahlkampfs] hat die [4][Hamburger Linke] schon mal gelöst.
       
       23 Jan 2025
       
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