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       # taz.de -- Tarifstreit im Berliner Nahverkehr: Fahrgastlobby kritisiert BVG-Streik
       
       > Der Berliner Fahrgastverband Igeb kritisiert die Länge des geplanten
       > Ausstands am Montag. Unterstützung für den Warnstreik kommt aus der SPD.
       
   IMG Bild: Am Montag steht in Berlin alles still
       
       Berlin taz | Der Berliner Fahrgastverband Igeb hat sich gegen die Länge des
       geplanten Warnstreiks bei der BVG am Montag ausgesprochen. „Wir hätten uns
       gewünscht, dass man mit sehr viel mehr Augenmaß an die ganze Sache heran
       geht“, sagte Igeb-Sprecher Christian Linow am Donnerstagmorgen im
       RBB-Inforadio.
       
       Der Verbandsvertreter hält einen Ausstand „einige Stunden“ für vertretbar –
       die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hingegen hat für Montag zu einem
       ganztägigen Streik aufgerufen. Laut BVG werden deshalb Trams und U-Bahnen
       sowie die meisten Busse bis Dienstag um 3 Uhr morgens stillstehen. Nur
       Fähren und einige [1][auf der BVG-Internetseite aufgelistete Buslinien]
       sollen fahren. Verdi hatte am Mittwochabend bekannt gegeben, dass sich eine
       breite Mehrheit der Beschäftigten für einen Warnstreik ausgesprochen habe.
       
       Inhaltlich zeigte der Igeb-Sprecher Verständnis für die Forderungen. Man
       respektiere das Streikrecht und könne die Begehren der Beschäftigten
       „absolut nachvollziehen“, sagte Linow. „Dass sich innerhalb der BVG gewisse
       Dinge einfach ändern müssen, struktureller Natur, aber auch allgemein, was
       die Verbesserung der Arbeitsplätze betrifft, erst recht im operativen
       Bereich, das heißt von dem Fahrzeugpersonal, von dem Werkstattpersonal, das
       steht außer Frage.“
       
       Verdi fordert 750 Euro mehr Lohn im Monat sowie ein 13. Monatsgehalt, dazu
       eine Fahrdienstzulage in Höhe von 300 Euro sowie 200 Euro Schichtzulage.
       Man meine das ernst und sei „auf alles eingestellt, bis hin zum
       Erzwingungsstreik“, hatte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt
       angekündigt. Als Grund nannte die Gewerkschaft vor allem die hohe
       Inflation. Laut Verdi liegen die Gehälter beim größten
       Nahverkehrsunternehmen Europas im bundesweiten Vergleich am unteren Ende,
       was den Personalmangel noch verschärfe.
       
       ## BVG: Forderungen nicht finanzierbar
       
       Das Unternehmen [2][hatte die Gewerkschaftsforderungen klar abgelehnt]:
       „Die aktuelle Verdi-Forderung ist nicht finanzierbar“, war von
       BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe zu hören. „Ich glaube, das ist
       für die Gewerkschaft auch keine Schock-Erkenntnis, sondern das wird Verdi
       bewusst sein.“ Die nächste Gesprächsrunde beider Seiten ist für den 31.
       Januar geplant.
       
       Schon im vergangenen Jahr hatten BVG und Verdi lange gestritten. Bei dem im
       April monatelangen Verhandlungen und etlichen Streiktagen abgeschlossenen
       Manteltarifvertrag ging es aber nicht ums Gehalt, sondern um bessere
       Arbeitsbedingungen für die 14.000 BVG-Beschäftigten und ihre knapp 2.000
       KollegInnen bei der Tochterfirma BT.
       
       Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus stellte sich am Donnerstag hinter die
       Beschäftigten, vermied aber eine Bewertung der Streikdauer. „Wir setzen uns
       für eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Kolleg:innen
       bei der BVG und BT ein“, so der Sprecher für Arbeit, Sven Meyer. Man
       appelliere dabei „auch an die Sozialpartner, schnell zu einer Einigung zu
       kommen“. Das sei im Sinne der Beschäftigten sowie der Berliner, die auf den
       öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.
       
       Hinweis: Aufgrund des Warnstreiks der BVG wird es am Montag und Dienstag
       auch bei der Zustellung der taz zu Verspätungen und Ausfällen kommen, da
       einige Zusteller auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind. Wir
       bitten dies zu entschuldigen.
       
       23 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bvg.de/de/streik
   DIR [2] /!6058401&s=BVG+streik&SuchRahmen=Print/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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