URI: 
       # taz.de -- Umstrittener Impfstoff-Deal: Gericht weist „Pfizergate“-Klage gegen von der Leyen ab
       
       > Ein Belgier hatte die EU-Kommissionschefin wegen Korruption beim Einkauf
       > von Covid-Impfstoff verklagt – erfolglos. Es laufen aber noch weitere
       > Klagen.
       
   IMG Bild: Florian Philippot ist Ankläger in einem Strafverfahren gegen Ursula Von der Leyen und Albert Bourla Pfizer, hier am 06.12.2024
       
       Brüssel taz | Neue Wende im [1][„Pfizergate“]: Ein Gericht im belgischen
       Lüttich hat mehrere Klagen gegen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen
       abgewiesen. Dabei geht es um die Beschaffung von COVID-19-Impfstoff beim
       US-Pharmakonzern [2][Pfizer], die von der Leyen ab 2020 organisiert hatte.
       
       Die Klage eines belgischen Lobbyisten sei nun für unzulässig erklärt
       worden, berichten belgische Medien. Der belgische Lobbyist Frédéric Baldan
       hatte im April 2023 Strafanzeige wegen Machtmissbrauchs, Vernichtung
       öffentlicher Dokumente und Korruption gestellt.
       
       Baldan beschuldigte von der Leyen unter anderem, sich geweigert zu haben,
       SMS-Kurznachrichten von ihrem Handy offenzulegen, die offenbar an
       Pfizer-Chef Albert Bourla gingen. Außerdem warf er ihr vor, ihre
       Kompetenzen überschritten und zum eigenen Vorteil gehandelt zu haben.
       
       Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Baldans Klage nicht zulässig sei, da
       er keinen persönlichen Schaden nachweisen konnte. Auch habe er kein
       legitimes Interesse gehabt, in diesem Fall zu klagen. Dasselbe gelte für
       die Klagen von Impfgegnern und anderen Beteiligten.
       
       ## Impfdosen für 35 Milliarden Euro
       
       Allerdings besteht weiterhin ein großes öffentliches Interesse an der
       Angelegenheit. Bei dem strittigen Vertrag mit Pfizer ging es um den Kauf
       von 1,8 Milliarden Impfstoffdosen gegen Covid-19 im Wert von über 35
       Milliarden Euro. Viele davon wurden nicht gebraucht.
       
       Deshalb gab es Proteste und Klagen von EU-Ländern, die in den
       Impfstoff-Deal mit Pfizer eingebunden waren. [3][Außerdem klagte die
       US-Zeitung New York Times] auf Herausgabe der SMS vom Handy der
       Kommissionspräsidentin. Daneben laufen auch noch Ermittlungen der
       Europäischen Staatsanwaltschaft.
       
       Das Urteil aus Lüttich bedeutet für von der Leyen daher nur einen Teilsieg,
       kein Ende der juristischen Aufarbeitung. Die EU-Kommission hatte
       eingeräumt, dass ihre Chefin die fraglichen SMS geschrieben hat. Dabei sei
       es aber nicht um Vertragsverhandlungen gegangen. Zudem seien die
       Kurznachrichten nicht gespeichert worden.
       
       Der deutsche Europaabgeordnete Martin Sonneborn von der Satirepartei Die
       Partei will sich damit nicht zufriedengeben. „Wenn jemand über 35
       Milliarden Euro öffentlicher Gelder in den Sand setzt, ist der Schaden ein
       allgemeiner“, sagte er der taz. „Das Geld fehlt für Waff…,pardon:
       Infrastruktur und Bildung“, fügte er augenzwinkernd hinzu.
       
       Auch Baldan kritisiert die fehlende Aufarbeitung. „Die EU ist nun ein Raum
       der Unfreiheit, Unsicherheit und Ungerechtigkeit geworden“, erklärte er
       nach seiner Niederlage vor Gericht. Demgegenüber äußerte sich von der
       Leyens Anwalt zufrieden. Die Anschuldigungen seien falsch gewesen. Die
       EU-Kommission wollte den Fall nicht kommentieren.
       
       24 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fragwuerdiger-Impfstoff-Deal/!6007819
   DIR [2] /Pfizer/!t5246737
   DIR [3] /Streit-um-Infos-ueber-Impfstoffdeal/!5912806
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Ursula von der Leyen
   DIR Pfizer
   DIR Schwerpunkt Korruption
   DIR Impfstoff
   DIR Social-Auswahl
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Schwerpunkt Europawahl
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR EU-Kommission
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Von der Leyens SMS an Pfizer-Chef: EU-Gericht urteilt gegen die Kommissionspräsidentin
       
       Ursula von der Leyen durfte SMS an den Pfizer-Chef in der Affäre um teure
       Corona-Impfstoffe nicht geheimhalten, urteilt das EU-Gericht in Luxemburg.
       
   DIR Fragwürdiger Impfstoff-Deal: Pfizergate vor Gericht
       
       EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen soll per SMS einen Impfstoff-Deal
       eingefädelt haben. Am Freitag verhandelt ein belgisches Gericht über den
       Fall.
       
   DIR EU-Impfstoffdeal mit Pfizer: Impfschaden in Brüssel
       
       Die EU-Kommission hat 2021 einen fragwürdigen Milliarden-Auftrag für
       Corona-Impfstoffe an Pfizer vergeben. Jetzt stockt die Aufarbeitung.
       
   DIR Streit um Infos über Impfstoffdeal: „New York Times“ verklagt EU
       
       Kommissionschefin Ursula von der Leyen gerät unter Druck. Sie hält Details
       über den Milliarden-Deal mit dem Corona-Impfstoffhersteller Pfizer geheim.