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       # taz.de -- Demos in Berlin und Brandenburg: Zusammen gegen den Rechtsruck
       
       > Beim „Lichtermeer“ haben Zehntausende gegen rechts demonstriert. Doch
       > symbolische Aktionen wie diese reichen nicht, sagen Antifas aus
       > Brandenburg.
       
   IMG Bild: Große Demo an symbolträchtigem Ort: Lichtermeer vorm Brandenburger Tor am 25. Januar
       
       Berlin taz | Unzählige Lichter erleuchten am Samstag die Straße des 17.
       Juni vor dem Brandenburger Tor. Handys, Taschenlampen, Kerzen und
       Feuerzeuge ragen gen Himmel. Laut Polizei versammeln sich zum „Lichtermeer
       gegen den Rechtsruck“ rund 35.000 Menschen, die Veranstalter sprechen von
       100.000 Teilnehmenden.
       
       Initiiert hat das „Lichtermeer“ ein Bündnis aus den Organisationen Campact,
       Eltern gegen rechts und Fridays for Future. Sie wollen damit „in dunklen
       Zeiten“, rund einen Monat vor der Bundestagswahl, [1][ein Signal an
       demokratische Parteien senden], heißt es im Aufruf.
       
       Lauter Jubel hallt über den Platz. Es ist ein bunter Protest. Viele haben
       selbstgebastelte Schilder mitgebracht, auf denen Sprüche wie „Hilfe,
       Deutschland hat Demenz“, „AfD, halts Maul!“ oder „Größte Redflag, wer die
       AfD wählt“ zu lesen sind. „Wir fordern alle demokratischen Parteien dazu
       auf, Haltung zu zeigen“, ruft [2][Luisa Neubauer von Fridays For Future] in
       die Menge.
       
       Was es jetzt brauche, seien eine wehrhafte Demokratie und eine stabile
       Brandmauer, appelliert [3][Christoph Bautz von der Kampagnen-Plattform
       Campact]. „Wenn Friedrich Merz in den kommenden Tagen gezielt
       [4][gemeinsame Mehrheiten mit der AfD] sucht, werden wir nächste Woche
       wieder hier sein“, so Bautz. Die zukünftige Regierung müsse
       verfassungsfeindliche Strukturen verbieten und Demokratieinitiativen
       umfassender unterstützen. Zudem dürften demokratische Parteien „die
       Narrative und Forderungen der Rechtsextremen“ nicht übernehmen, so Bautz
       weiter.
       
       Auch Anna-Nicole Heinrich von der evangelischen Kirche, die Autorin Carolin
       Emcke und Nele Techen vom Gewerkschaftsbund DGB halten Reden. Dazwischen
       sorgen die Sängerin Luna und die Band Milky Chance für Stimmung unter den
       Teilnehmenden. Auch sie zeigen sich besorgt um die politische Situation.
       
       ## Bundesweite Proteste gegen rechts
       
       Zahlreiche Eltern nehmen zusammen mit ihrem Nachwuchs am Lichtermeer teil.
       Unter ihnen Franziska Stenzel mit ihrem sechsjährigen Sohn. „Alle Menschen
       sind willkommen“ steht auf dessen selbst gebasteltem Plakat. „Was jetzt
       gegen den Rechtsruck hilft, ist, wählen zu gehen und zu demonstrieren“,
       sagt Stenzel. Zudem sei es ihr sehr wichtig, dass Kindern demokratische
       Werte vorgelebt werden. Die Großproteste seien dafür sehr geeignet.
       
       Wie schon im vergangenen Jahr fanden auch in diesem Januar bundesweit
       [5][zahlreiche Demonstrationen gegen rechts] statt. An diesem Wochenende
       etwa unter anderem in Köln, Flensburg und auch Halle an der Saale. In Halle
       kamen rund 10.000, in Köln sogar rund 40.000 Teilnehmende zusammen. Die
       Wahlprognosen für die AfD sind indes jedoch weiterhin hoch.
       
       ## Mobilisierung auch in ländlichen Gegenden
       
       Für vergangenen Freitag mobilisierten Antifaschist:innen zudem ins
       brandenburgische Neuruppin, um gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung zu
       demonstrieren. Organisiert hatten den Protest unter anderem das Neuruppiner
       Jugendwohnprojekt „MittenDrin“ und die Linksjugend Großprignitz. Mit dem
       „Adenauer SRP+“, einem Bus mit Lautsprecheranlage und Sirenen, unterstützte
       das Zentrum für politische Schönheit den Protest [6][wie bereits in Riesa]
       lautstark.
       
       „Es braucht auf jeden Fall breite Bündnisse“, sagt Andrej von der
       Linksjugend Großprignitz, der nicht mit seinem vollen Namen in der Zeitung
       stehen will. Je mehr Menschen sich zusammenschließen und an Demonstrationen
       beteiligen, desto besser. „Wir wollen mit unserem Protest zeigen: Auch in
       Brandenburg gibt es noch jede Menge Widerstand“, so der Sprecher. Dafür sei
       es wichtig, dass auch Antifaschist:innen aus den Großstädten die
       Proteste im Umland unterstützen.
       
       Dem schließt sich Jerry von der Antifa Falkensee an. Auch er möchte seinen
       vollen Namen aus Angst vor Repressionen nicht nennen. Für kommenden Freitag
       mobilisieren sie zu einer Demo gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung in
       Falkensee. Antifa-Gruppen aus Berlin haben für Freitag eine gemeinsame
       Zuganreise angekündigt. „Antifaschistischer Protest muss die Richtigen
       erreichen“, sagt Jerry. Das Brandenburger Tor sei dafür weniger geeignet.
       
       „Die Massenproteste erzeugen oft nicht den zivilgesellschaftlichen Druck,
       der mit den vorhandenen Ressourcen möglich wäre“, sagt der Antifa-Aktivist.
       Oft seien die Massenproteste an Orten, „an denen das Naziproblem
       vergleichsweise gering ausfällt“. Sinnvoller seien Aktionen beispielsweise
       vor AfD-Büros oder bei Wahlkampfveranstaltungen, gibt er zu bedenken. Demos
       seien aber nicht das einzige Mittel, um etwas zu bewirken, so Jerry.
       [7][Gerade in Brandenburg seien linke Strukturen oftmals eher klein.] Diese
       müsse man weiter ausbauen und stärken.
       
       26 Jan 2025
       
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