# taz.de -- Energiewende und Artenschutz: Abrieb von Windrädern bedroht Muscheln
> Offshore-Windparks fördern die Ansiedlung von Muscheln. Sie müssen die
> Weichtiere aber besser schützen. Das geht, ist eine Forscherin sicher.
IMG Bild: Schon allein durch die Bereitstellung sauberer Energie gut für Arten: Windräder. Es gibt aber unerwünschte Nebeneffekte
Hannover taz | Die [1][Windenergie auf See] boomt: Im vergangenen Jahr
wurden 73 neue Anlagen in zwei Offshore-Windparks errichtet, wie eine erste
Auswertung von Daten der Bundesnetzagentur durch das Internationale
Wirtschaftsforum Regenerative Energien zeigt. Durch vereinfachte
Genehmigungsverfahren sollen es in Zukunft noch mehr werden, auch um
Deutschland dem Ziel der [2][Klimaneutralität näherzubringen].
Allerdings hat die Offshore-Windenergie zunehmend Auswirkungen auf die
marinen Ökosysteme, zeigt eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts,
veröffentlicht im Fachmagazin Science of the Total Environment. So führt
der mehrjährige Betrieb der Rotorblätter unter rauen Witterungsbedingungen
zu Oberflächenerosion und Materialzerfall. Der Abrieb gelangt in die Umwelt
– und wird unter anderem von Miesmuscheln aufgenommen, die im Wasser an den
Pfählen der Windräder wachsen.
In einem Laborexperiment untersuchten die Wissenschaftler*innen, inwieweit
der Abrieb die Muscheln beeinträchtigt. „Wir haben die Miesmuscheln
unterschiedlichen Konzentrationen dieser Partikel ausgesetzt und sie nach
definierten Expositionszeiten beprobt“, erläutert Projektleiterin Gisela
Lannig, die am Alfred-Wegener-Institut zu Umweltveränderungen für
Meerestiere forscht.
Im Worst-Case-Szenario, bei dem die Miesmuscheln bis zu 14 Tage lang einer
hohen Partikelbelastung ausgesetzt wurden, zeigten sie demnach eine mäßige
bis starke Aufnahme von Metallen, insbesondere von Barium und Chrom. Für
Aussagen über eine längerfristige Wirkung auf ihren Stoffwechsel sei es
aber zu früh.
## Muscheln sind gut fürs Ökosystem
Muscheln spielen eine wichtige Rolle in Küstenökosystemen, bieten
Lebensraum für eine Vielzahl anderer Meeresbewohner und tragen als
Filtrierer zur Wasserqualität bei. Speziell Austern und Miesmuscheln kommen
auch für Aquakulturen in Windparks infrage. Sie dürften also gegessen
werden und sollten auch deshalb möglichst frei von Schadstoffen sein.
Windparks haben laut Studien auch positive Auswirkungen auf die
Unterwasserwelt, gerade durch die Ansiedlung von Algen und Muscheln. Diese
beleben das Ökosystem und entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff. In Nord-
und Ostsee läuft seit 2023 ein [3][europäisches Wissenschaftsprojekt] unter
Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts, das die Wachstumsraten bestimmter
Arten in Windfarmen untersucht.
„Eine Mehrfachnutzung von Offshore-Windparks mit Aquakulturen ist eine
Win-win-Situation“, ist Meeresbiologin Lannig überzeugt. Zur Muschelzucht
für den menschlichen Verzehr sei aber dringend eine umfassende Untersuchung
der Langzeiteffekte und möglicher gesundheitlicher Auswirkungen
erforderlich.
Den Forschenden gehe es nicht darum, Windparks im Meer zu verteufeln,
stellt Lannig klar. Als erneuerbare Energien seien diese zentral für den
Schutz der Natur vor den Folgen des Klimawandels. „Wir müssen uns nur
darüber im Klaren sein, dass der [4][Ausbau mit möglicherweise negativen
Nebeneffekten einhergehen kann]“, sagt sie. Die Anlagen müssten
hinsichtlich der Kunststoffverschmutzung optimiert werden. „Da dies auch im
Interesse der Windparkbetreiber liegt, bin ich da recht zuversichtlich.“
26 Jan 2025
## LINKS
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DIR [2] /Klima-im-Wahlkampf/!6058596
DIR [3] https://olamur.eu/
DIR [4] /Studie-zu-Offshore-Windparks/!5898804
## AUTOREN
DIR Maximilian Arnhold
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