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       # taz.de -- Bürgermeisterwahl in Kleinmachnow: Negativtest für die Ministerin
       
       > In der Grünen-Hochburg liegt die Grüne Alexandra Pichl weit hinten. Damit
       > scheint auch Annalena Baerbock im Bundestagswahlkreis Potsdam chancenlos.
       
   IMG Bild: Da lachten sie noch: die nun in Kleinmachnow erfolglose grüne Bürgermeisterkandidatin Pichl mit Baerbock auf dem Weihnachtsmarkt
       
       Kleinmachnow/Potsdam taz | Die Chancen von Bundesaußenministerin Annalena
       Baerbock (Grüne), den prominent besetzten Wahlkreis Potsdam gegen
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu gewinnen, haben einen starken Dämpfer
       erlitten. Denn bei der als Lackmustest dafür einzuordnenden
       Bürgermeisterwahl in der Kleinmachnow landete Grünen-Bewerberin Alexandra
       Pichl, brandenburgische Landesvorsitzende ihrer Partei, weit abgeschlagen
       nur auf Platz drei.
       
       Die 20.000-Einwohner-Gemeinde direkt am südlichen Berliner Stadtrand gilt
       als Grünen-Hochburg, nicht nur bei der Landtagswahl im September hat ihre
       Partei dort ihr landesweit bestes Ergebnis erzielt. Zahlenmäßig wohnen in
       der Gemeinde zwar nur rund 7 Prozent jener 232.000 Menschen, die auch am
       23. Februar bei der Bundestagswahl im Wahlkreis mit dem offiziellen Namen
       „Potsdam – Potsdam Mittelmark II – Teltow-Fläming II“ abstimmen dürfen. Als
       Hochburg der Partei aber erlaubt das jetzige Ergebnis durchaus gewisse
       Einschätzungen für Baerbocks Chancen in vier Wochen.
       
       Denn gegenüber der Kommunalwahl im Sommer 2024, als es um Sitze in der
       Kleinmachnower Gemeindevertretung ging, zeigen sich große Veränderungen.
       Damals erhielt Grünen-Kandidatin Pichl über 2.500 Stimmen, während ihr
       jetziger SPD-Konkurrent Markus Schmidt nur auf 1.547 kam und der CDUler
       Bodo Krause auf 1.068.
       
       Am Sonntag hingegen setzte sich CDU-Bewerber Krause, der auf seinen
       Wahlplakaten mit einem herausgehoben „Bodo“ jovial für sich warb, deutlich
       vor Schmidt und Pichl durch. [1][46,1 Prozent stimmten für ihn, 33,2 für
       den SPD-Mann und nur 20,7 Prozent für die Grüne.] Bürgermeister ist Krause
       damit aber noch nicht: Dazu hätte es die absolute Mehrheit gebraucht, also
       50 Prozent plus eine Stimme. Anders als in einem Bundestagswahlkreis gibt
       es deshalb am 16. Februar eine Stichwahl der zwei Bestplatzierten – Pichl
       darf nicht nochmal antreten.
       
       ## Der erste CDU-Bürgermeister seit Ernst Lemmer
       
       Krause wäre der erste CDU-Bürgermeister in Kleinmachnow seit 1946. Der
       damalige Amtsinhaber wurde ein bekannter Name der deutschen
       Nachkriegspolitik: der spätere Berliner CDU-Vorsitzende und mehrfache
       Bundesminister Ernst Lemmer. Um Krause noch abzufangen, müssten im zweiten
       Durchgang fünf von sechs bisherigen Grünen-Wähler auf seinen
       SPD-Konkurrenten umschwenken
       
       Das derart stark verbesserte Abschneiden der CDU in Kleinmachnow lässt
       nicht allein Baerbock bei der Bundestagswahl chancenlos wirken. Es lässt
       auch an einem Scholz-Erfolg zweifeln – und wirft die Frage auf, ob nicht,
       bislang wenig beachtet, die Christdemokraten in Potsdam auf einen
       Wahlkreissieg hoffen können. Bei der Bundestagswahl 2017 noch lag die CDU
       dort annähernd auf Augenhöhe mit der SPD, erst 2021 rangierte sie weit
       hinter der SPD und noch viel weiter bei den Erststimmen und Wahlkreissieger
       Olaf Scholz.
       
       Damals aber, so war etwa bei den Grünen zu hören, habe man auch davon
       profitiert, dass für die CDU die selbst innerhalb ihrer Partei
       [2][umstrittene frühere Landesvorsitzende Saskia Ludwig antrat]. Die war
       damals schon dem rechten Flügel ihrer Partei zuzuordnen und galt damit als
       nicht sonderlich attraktiv für eine bildungsbürgerliche Potsdamer
       Wählerschaft irgendwo zwischen SPD, Grünen und CDU. Noch vor wenigen Tagen
       machte Ludwig erneut Schlagzeilen, als sie sich [3][für eine Koalition mit
       der AfD aussprach].
       
       ## Chancen für CDU-Stadtverordnete
       
       Am 23. Februar aber tritt sie nicht in Potsdam, sondern im Nachbarwahlkreis
       an. Gegen Baerbock und Scholz kandidiert die überregional unbekannte, aber
       über verschiedene CDU-Funktionen vor Ort und als Referentin im Bundestag
       gut vernetzte [4][Potsdamer Stadtverordnete Tabea Gutschmidt]. Sie wirbt
       für sich mit dem Satz: „Es braucht jetzt einen Neuanfang mit neuen
       Gesichtern, die für eine andere Politik stehen – ich bin eines davon.“
       
       Die CDU hat zwar nach besserem Abschneiden bei der Europawahl im Juni bei
       der Landtagswahl im September starke Verluste erlitten. Doch war diese Wahl
       von einer Polarisierung zwischen der von ihrem beliebten Spitzenkandidaten
       Dietmar Woidke angeführten SPD und der AfD gekennzeichnet. Angesichts der
       großen Führung der CDU in bundesweiten Umfragen ist zu erwarten, dass sich
       das auch in Potsdam niederschlägt. Das gilt umso mehr nach dem
       überraschenden Erfolg in Kleinmachnow.
       
       27 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.kleinmachnow.de/Politik-Verwaltung/Politik/Wahlen/B%C3%BCrgermeisterwahl-geht-in-die-zweite-Runde.php?object=tx%2C3692.5.1&ModID=7&FID=3692.34947.1&NavID=3692.85&La=1
   DIR [2] /Wahlkreis-von-Scholz-und-Baerbock/!5802207
   DIR [3] /steigbuegel-wetter/!6059692&s=saskia+ludwig&SuchRahmen=Print/
   DIR [4] https://www.politische-bildung-brandenburg.de/bundestagswahl/bundestagswahl-2025/wahlkreis/39274
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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