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       # taz.de -- Ein Plädoyer für junge Grüne: Der Wortbruch und die Grüne Jugend
       
       > Unser Autor hat die Grüne Jugend schon vor Jahren verlassen. Jetzt
       > entdeckt er wieder sein Herz für die Habeck-Kritiker:innen.
       
   IMG Bild: Jette Nietzard und Jakob Blasel, Bundesvorsitzende der Grünen Jugend, beim Parteitag der Grünen in Berlin am 26. Januar
       
       2018 war ich mir schon sicher, dass es mit den Werten bei den Grünen den
       Bach runtergeht. Da war ich 14 Jahren und bin aus der Grünen Jugend
       ausgetreten. Es gab mir in der Jugendorganisation zu wenig Antifaschismus
       und Kapitalismuskritik, von der Mutterpartei ganz zu schweigen. Seitdem ist
       viel passiert. Die Grünen sind nicht mehr nur nicht links genug für mich,
       in der Migrationspolitik haben sie rechts der Mitte angedockt. Neuer
       Höhepunkt: [1][Habecks 10-Punkte-Plan]. Doch gegen die
       „Sicherheitsoffensive“ gibt es Widerstand in der Partei – von der Grünen
       Jugend.
       
       Ganz frech präsentierte die Nachwuchsorganisation einfach [2][ihren eigenen
       10-Punkte-Plan] mit dem Titel „Humanität durch Sozialstaat“. Eine
       Punktlandung. Statt Forderungen wie der nach einer „konsequenten
       Abschiebung nichtdeutscher Gefährder und Schwerkriminelle“ zu ventilieren,
       wird die Partei daran erinnert, dass im Wahlprogramm vereinbart wurde,
       nicht in Kriegs- und Krisengebiete abzuschieben. „Abschiebungen sind keine
       Bestrafung und dürfen nicht als solche eingesetzt werden“. Ein linker und
       grüner Gegenentwurf zum Ein-Wort-Kanzlerkandidaten.
       
       Dieser warb zuletzt mit „Wort statt Wortbruch“ als Schlachtruf gegen
       Friedrich Merz. Habecks Kritik gegen das Niederreißen der Brandmauer durch
       die CDU ist durchaus angebracht. Doch es hinterlässt einen faden
       Beigeschmack, dass Habeck inmitten einer riesigen antifaschistischen
       Demonstrationswelle nun auch auf Härte in der Migrationspolitik setzt. Da
       ist es nur folgerichtig, wenn die Grüne Jugend Niedersachsen [3][auf Social
       Media] den Wahlkampfspruch gegen den grünen Kanzlerkandidaten richtet, weil
       der so gar nicht ihre Politik vertritt.
       
       ## Post wegen zu viel Kritik gelöscht
       
       Doch der Post, bei dem der Landesverband Habeck „Wortbruch statt Wort“
       vorwarf, wurde nach kurzer Zeit und viel Kritik gelöscht. In einer
       Instagram-Story zeigte man sich reuig und entschuldigte sich für die
       Darstellung Robert Habecks, der mit schwarzem Balken über den Augen wie ein
       Verbrecher rübergekommen war. Zum Inhalt des Posts stehe man indes.
       Immerhin. Wirklich links zu sein scheint in der Realo-Partei alles andere
       als leicht zu sein. Die Grüne Jugend jedenfalls war nicht bereit, für den
       gemeinsamen Wahlkampf politische Überzeugungen zu opfern. Das wurde bei den
       Grünen nun wirklich viel zu viel und viel zu oft gemacht.
       
       Auch wenn ich meine Entscheidung, die Grüne Jugend zu verlassen, immer noch
       für richtig halte, habe ich großen Respekt vor allen, die linke Ideale am
       Leben erhalten – egal in welcher Partei oder Organisation. Es würde mich
       übrigens nicht wundern, wenn die eine oder der andere aus der Grünen Jugend
       die Grünen am Ende gar nicht wählen würde.
       
       7 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Gruene-Asyl--und-Sicherheitspolitik/!6064914
   DIR [2] /Indirekte-Kritik-an-Habeck/!6067711
   DIR [3] https://www.instagram.com/gj_nds/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fridolin Haagen
       
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