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       # taz.de -- Libanons neue Regierung: Eine Absage an die Hisbollah
       
       > Nach zwei Jahren hat der Libanon eine neue Regierung – ohne die
       > Hisbollah. Das ist eine Chance. Aber wird es von Dauer sein?
       
   IMG Bild: Richter und Ex-Botschafter, nun der neue Regierungschef im Libanon: Nawaf Salam
       
       Mehr als zwei Jahren wurde der Libanon von einer Übergangsregierung
       geleitet, weil sich das Parlament nicht auf einen Präsidenten einigen
       konnte. Der Posten muss mit einem maronitischen Christen besetzt werden,
       und der von der mächtigen Hisbollah favorisierte Kandidat fand zu wenig
       Zuspruch. Also blockierte die schiitische Miliz-cum-Partei die Wahl – bis
       Anfang Januar. Da wurde Präsident Joseph Aoun ins Amt gewählt – nicht der
       Wunschkandidat der Hisbollah. [1][Am Samstag ernannte Aoun], ehemaliger
       Oberbefehlshaber der libanesischen Streitkräfte, eine neue Regierung.
       
       Das ist ein positives Signal: Einerseits, weil überhaupt einmal etwas
       vorangeht in dem von Stillstand und Dysfunktionalität geprägten Staat. Und
       andererseits, weil es zeigt, dass die Hisbollah in den vergangenen Monaten
       nicht nur Equipment und Kämpfer verloren hat, sondern auch Macht und
       Rückhalt.
       
       In der letzten Regierung hatte sie noch mehrere wichtige Ministerien
       besetzt. Und ihre Macht nutzte sie nicht zum Guten des Libanon im
       Allgemeinen, sondern um ihren Anhängern Arbeitsplätze und sich selbst Geld
       zuzuschustern.
       
       In der politischen Landschaft fand sie Verbündete, schließlich kam man kaum
       an ihr vorbei. Die ziehen sich nun zumindest teilweise zurück, da sie die
       Möglichkeit für eine [2][Verschiebung der Machtverhältnisse] sehen. Denn
       nicht nur die Hisbollah ist geschwächt, sondern auch ihr Unterstützer Iran.
       Und mit der neuen, eher Saudi-Arabien zugetanen Regierung in Syrien ist
       auch der Landweg zur Lieferung von Waffen geschlossen.
       
       Der Fortschritt des Libanon hängt am Rückschritt der Hisbollah. Und damit
       auch am Waffenstillstandsabkommen mit Israel. Das umzusetzen und die
       Stellungen der Hisbollah im [3][Süden des Landes] durch die der
       libanesischen Armee zu ersetzen, ist die erste Belastungsprobe. Sie wird
       zeigen, ob es der Mehrheit im Libanon gelingen wird, sich gegen die
       Hisbollah durchzusetzen – nicht nur im Politischen, sondern auch auf dem
       Boden.
       
       9 Feb 2025
       
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